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Liebe Liebe: Die Geschichte des schönsten aller Gefühle

Liebespaar auf einer Wiese
© Colourbox
Betrachten wir die Liebe einmal mit dem Blick der Forscher, kommen wir zu nüchternen Ergebnissen: Schon bei den Urmenschen war sie eine Art Tauschgeschäft. Und es ist vor allem ein Chemie-Cocktail im Kopf, der die Gefühle des Glücks auslöst

Das perfekte Liebespaar

Das perfekte Liebespaar sitzt direkt vor Larry Young. Es ist faustgroß, hat flauschiges Fell und Knopfaugen. Der Wissenschaftler von der Emory-Universität in Atlanta (USA) erforscht in seinem Labor Präriewühlmäuse, um die Liebe zwischen Menschen besser zu verstehen.

Diese Nager der Art Microtus ochrogaster führen nämlich ein "Familienleben" wie aus dem Bilderbuch: Sie sind sich ein Leben lang treu - und Mäuserich und Mama Maus kümmern sich gleichermaßen um den Nachwuchs. Bemerkenswert findet das Larry Young und hofft, mithilfe der kleinen Tierchen das Geheimnis ewiger Liebe entschlüsseln zu können. Zunächst bei den Mäusen - dann vielleicht bei uns.

Liebe: Alles nur Chemie?

Wenn wir Menschen jemanden toll finden und uns verlieben, dann startet in unseren Köpfen ein Liebes-Programm. Ausgelöst wird es von einem Cocktail chemischer Stoffe. Die erste Stufe ist die heftigste: Das Gehirn schüttet Dopamin aus, eine Art natürliches Aufputschmittel.

Dieser Botenstoff sorgt dafür, dass wir wie auf Wolken schweben und die Welt durch eine rosarote Brille sehen. Wir sind zudem häufig aufgedreht, können kaum schlafen und sind so nervös, dass wir keinen Bissen hinunterbringen.

Außerdem haben Verliebte oft einen Tunnelblick. Sie denken nur noch an den einen oder die eine. Die nächste Klassenarbeit? Unwichtig! Der Geburtstag der Oma? Leider vergessen!

Macht der Hormone: Vasopressin und Oxytocin

Dieser Zustand ist auf Dauer ganz schön anstrengend - das hält kein Mensch lange durch. Immerhin müssen wir unseren Alltag auf die Reihe bekommen. Gut, dass das Liebesprogramm nach der ersten aufregenden Phase in einen ruhigeren Modus umstellt. Dafür sind zwei Hormone verantwortlich: Vasopressin und Oxytocin.

Sie sorgen dafür, dass zwei Liebende sich treu sind. Sie wirken also wie eine Art "Klebstoff", der die Liebenden aneinander bindet. Diese "Wir bleiben zusammen"-Software hat sich vermutlich im Laufe der Evolution als Belohnungsprogramm entwickelt. "Eine Seltenheit in der Natur.

Nur drei Prozent aller Säugetiere, und dazu gehören auch die Menschen, leben in festen Paarbeziehungen", sagt Dietrich Klusmann, Evolutionspsychologe an der Universität Hamburg. Aber um zu erfahren, warum und wann die Liebe "erfunden" wurde, müssen wir weit in die Geschichte zurückschauen.

Liebespaar auf einer Wiese
© Colourbox

Am Anfang war der Sex

Ob Lachs oder Leopard, Wurm oder Walross, Mücke oder Mensch - alle Lebewesen haben das Ziel, ihr eigenes Erbgut an die nächste Generation weiterzugeben. Klingt irgendwie wenig romantisch, ist aber ein Gesetz der Natur. Am Anfang steht immer die Paarung, der Sex.

Manche Arten bringen pro Jahr ein Junges auf die Welt, manche Hunderte oder Tausende. Nachwuchs in Masse zu "produzieren" ist eine Erfindung der ersten Bewohner der Ozeane vor rund 500 Millionen Jahren: ein Laich mit Zigtausenden, manchmal Millionen Eiern. Die Männchen befruchteten diese. Die Kleinen mussten sich dann aber allein durchschlagen.

"Wir sind dann mal weg" - lautete das Motto vieler Fischeltern. Einige wenige Mini-Fische kamen meist durch, wurden also nicht von Feinden aufgefressen - und das Ziel, die Weitergabe der Gene, war erreicht.

Wie die Liebe in die Welt kam Säugetiere sind anhänglicher: Die Weibchen gebären ein, zwei, manchmal sogar ein Dutzend Junge und kümmern sich dann liebevoll um ihren Nachwuchs. Nur so haben die Kleinen eine Chance.

Bereits seit 200 Millionen Jahren ist das so - seit die allerersten Säuger die Erde bevölkerten. "In jener Zeit entstand mit der Bindung zwischen Mutter und Kind wohl so etwas wie die Vorstufe der Liebe", sagt Dietrich Klusmann.

Wie es weiterging mit dem Gefühl der Liebe?

Wann genau ein Mann erstmals Schmetterlinge im Bauch hatte, als er "seine" Traumfrau erblickte, weiß keiner so genau. Vielleicht war es so, wie die amerikanische Forscherin Helen Fisher es beschreibt: Vor etwa sieben Millionen Jahren begannen einige Menschenaffen in Afrika, auf zwei Beinen zu gehen. Vermutlich, weil das Klima abkühlte, der Regenwald schrumpfte und unsere Vorfahren die offene Savanne besiedeln mussten.

Mütter, die Babys mit sich rumschleppten, waren leichte Beute, zum Beispiel für Raubtiere. Denn in der offenen Graslandschaft konnten sie sich nicht mehr so leicht wie früher in die Bäume retten. Die Urzeitfrauen brauchten jetzt jemanden, der den Nachwuchs und sie selbst beschützte und mit Nahrung versorgte. Einen ständigen Begleiter also.

Bis dahin war unseren Vorfahren die Verbindung mit nur einem Partner unbekannt. Als "Gegenleistung" für diese Hilfe paarte sich die Urzeitfrau wohl nur noch mit diesem einen Gefährten, nicht mehr wie vormals üblich mit vielen verschiedenen. Und der Mann konnte sicher sein, dass die Kinder, die seine Frau auf die Welt brachte, wirklich von ihm waren - und nicht vom Nachbarn.

Zugegeben, nicht gerade romantisch, dieses Tauschgeschäft. So kam vermutlich die Liebe zwischen Mann und Frau in die Welt.

Die Schattenseite des Glücks

Gibt es seitdem überall nur noch strahlende Traum-Liebespaare? Nein. Vermutlich hat schon die Steinzeitfrau Wilma nicht nur ihrem Fred schöne Augen gemacht. Der tobte deshalb vielleicht in einem Anfall von Eifersucht ums Lagerfeuer. Und ging schließlich auf Mammutjagd, um sich zu beruhigen - zack, die Probleme sind da! Daran hat sich bis heute wenig geändert.

Deswegen gibt es Menschen wie Larry Young und seine Kollegen. Die wollen ihre Mäuse-Liebespaare weiter erforschen. Um eines Tages vielleicht mithilfe des "Mäuse-Treue-Gens" perfekte Liebespaare zu schaffen.

GEOLINO EXTRA Nr. 28/11 - Liebe: Wenn die Gefühle Achterbahn fahren

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