Ich drehte mich noch einmal unsicher um. Sollte ich es wirklich tun? Meine Freunde Lia und Mark nickten aufmunternd. "Du schaffst das schon!", rief Lia. Die hatte ja gut reden.
Schließlich war sie es, die diese Mutprobe erfunden hatte. Und damit meinen wunden Punkt traf. Die Dunkelheit. Mit langsamen Schritten ging ich auf den Ort des Grauens zu - die alte Mühle. Innen war es staubig, das alte Holz knarrte. Der Wind heulte durch die Mühlenflügel. Wie es die Mutprobe verlangte berührte ich mit meinen Fingern vorsichtig das Mühlrad. Plötzlich fingen sich die Flügel an zu drehen und die Mühle strahlte. Dann war es wieder dunkel.
Ich rannte aus der Mühle und rief meinen Freunden zu: "Habt ihr das ge..." keiner von ihnen war mehr da. Stattdessen tanzten und sangen viele Menschen in alten Kleidern und die Mühle war in Gang. Plötzlich stoppte die Musik und alle drehten sich in die Richtung eines großen Berges. Vor ihm drückte ein Drache, der mindestens so groß wie ein Haus war, seine Krallen in die harte Erde. Jemand rannte mit einer Mistgabel auf den Drachen zu. Dieser ergriff sofort die Flucht. Es sah ganz so aus, als wäre ich in der Vergangenheit gelandet. Als ich nachfragte, erzählte mir ein Bauer, dass der Drache schon seit Jahrhunderten die Stadt bedrohte und viele Menschen, die mit ihm reden wollten, umgebracht hatte.
Schon wenig später kletterte ich den steilen Felsen hoch. Da stand er vor mir, Unter seine Klauen bildeten sich Risse im grauen Schiefer. Ich erschrak, aber dann hörte ich ein Schluchzen. Tränen flossen in Strömen über seine schuppige Haut. "Was ist denn los?" Ich ging ein paar Schritte auf ihn zu. "Bist du auch hier um Steine und Fackeln nach mir zu werfen?", schluchzte der Drache. Ich schüttelte den Kopf. "Vielleicht kannst du mir ja helfen. Ich will die Menschen nämlich nicht töten. Du sprichst Drachensprache. Das können nur Menschen, die besondere Fähigkeiten haben. Rede mit ihnen!"
Zusammen mit dem Drachen, der Silberrücken hieß, machte ich mich auf den Weg zurück ins Dorf. Als wir ankamen, stoppte alles. "Tötet ihn!", rief ein Mann und kam mit einer Fackel angelaufen. "Nein!", schrie ich. "Er will euch doch nichts tun!" Der Mann senkte die Fackel. "Warum sollten wir dir das glauben?", rief eine Frau. Die anderen stimmten ihr zu. "Weil er...er...", stammelte ich. "Fliegen wir eine Runde?", fragte Silberrücken. Ich lächelte ihn dankend an und stieg auf seinen Rücken. Nach wenigen Sekunden schwebte ich in der Luft und kreiste mit Silberrücken über den Festplatz. "Wow!" und "Wie hat sie das geschafft?" ging durch die Runde. "Danke, Silberrücken. Das war echt eine tolle Idee!", sagte ich zu ihm. "Du musst nicht mir danken. Ich sollte mich bei dir bedanken. Du hast dich getraut auf meinen Berg zu kommen und mit den Dorfbewohnern zu sprechen. Du hast mich gerettet. Danke!"
Nur ein Problem war da noch: Wie sollte ich zurück in meine Zeit kommen? "Hier! Das ist ein Zeitreisestein.", sagte Silberrücken als hätte er meine Gedanken gelesen und ließ einen himmelblauen Kristall fallen. "Du musst an ihm reiben und an die gewünschte Zeit denken. Dann bist du gleich dort." Ich tat was Silberrücken gesagt hatte und schon stand ich wieder in der alten Mühle.
Ich lief nach draußen zu Lia und Mark. "Ich glaube ich hatte gerade den verrücktesten Tagtraum überhaupt! Ich..." Auf einmal bemerkte ich den blauen Kristall in meiner Hand. "Das ist aber ein schöner Stein. Lag der in der Mühle?", fragte Lia mich. "Mmmh!", antwortete ich nur und grinste. "Kommt! Wer hat noch Lust auf ein Eis?"