Sensation mit Strom
Das soll das Auto der Zukunft sein? Wenn man zum ersten Mal einen Renault Twizy sieht, reibt man sich verwundert die Augen. Das Ding erinnert an ein Ei auf Rädern. Oder ein zu groß geratenes Spielzeug. Für, sagen wir, Sechsjährige.
Tatsächlich steckt der wichtigste Teil des Miniautos unter der Haube. Dort befindet sich ein Akku, der Strom liefert und den Twizy mit einem Elektromotor antreibt. Er braucht deshalb kein Benzin wie normale Autos heutzutage. Wenn der Akku leer ist, schließt man ihn an eine Steckdose an. Fast wie ein Handy. Schon geht es weiter!
Im Moment sind solche Elektrofahrzeuge noch selten, in Deutschland gibt es davon erst rund 17 000. Doch fast alle Autofirmen tüfteln mit Hochdruck daran. Manche entwickeln Zwerge wie den Twizy, die kaum größer sind als Golfplatzwägelchen. Es gibt aber auch Familienautos, den BMW i3 etwa, und Geschosse wie den Tesla S, der in 4,4 Sekunden von null auf 100 beschleunigt und die meisten Sportwagen wie Schnecken aussehen lässt.
Die Vorteile der Elektroautos
Warum sind Elektroautos so angesagt? Ganz einfach: Sie haben gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, die mit Benzin oder Diesel fahren, jede Menge Vorteile. Zum Beispiel stoßen sie keine Abgase aus. Kein giftiges Kohlenmonoxid. Kein Kohlendioxid, welches das Klima auf der Erde erwärmt. Keine krebserregenden Rußpartikel. Die Fahrt ist völlig sauber. Natürlich nur, wenn auch der Strom sauber hergestellt wurde, etwa durch Windräder – und nicht in Dreckschleudern wie Kohlekraftwerken.
Doch das ist nicht alles: Besitzer von Elektroautos müssen sich keine Sorgen über steigende Benzinpreise machen und sich weniger mit Reparaturen herumplagen – weil in den Wagen viele Teile fehlen, die kaputtgehen können: Die Stromrenner haben weder Auspuff noch Katalysator, der Abgase filtert – denn die gibt es ja nicht. Sie brauchen nicht einmal eine Kupplung.
Zudem gleiten Elektroautos fast lautlos über den Asphalt. Heute brummen, dröhnen oder heulen Wagen auf, weil in ihren Motoren ständig Kraftstoff explodiert. Bei den Stromern summt der Elektromotor nur leise. Einigen Experten sogar zu leise: Sie fürchten, die Flüstermobile könnten von Fußgängern nicht gehört werden, wenn die über die Straße gehen.
Schwachstelle der Autos: ihr Akku
Was überraschend ist: Elektroautos sind ein alter Hut. Schon um das Jahr 1900 konkurrierten sie mit Dampfwagen und Benzinern – und waren sogar wesentlich flotter als diese. Den Geschwindigkeits-Weltrekord hielt ein raketenförmiger Elektrorenner, der im Jahr 1899 sagenhafte 105 Kilometer pro Stunde erreichte. Benzinautos schafften zu jener Zeit nicht einmal Tempo 60.
Trotzdem setzten sich schließlich die Benziner durch, und die Elektroautos verschwanden für lange Zeit. Nur in Ausnahmefällen tauchten sie noch auf. Wenn Astronauten damit über den Mond holperten etwa. Oder in Comics, wo Oma Duck mit einem Elektro- Oldtimer spazieren fuhr.
Warum haben die Elektroautos den Durchbruch noch nicht geschafft? Das liegt an der großen Schwäche, die die Fahrzeuge bis heute haben – ihrem Akku. Er speichert nicht genug Energie. Das zeigt schon ein einfacher Vergleich: Ein Benziner mit einem 50-Liter-Tank kann leicht 500 Kilometer weit fahren. Ein Elektroauto mit einem gleich schweren Akku schafft vielleicht 50. Dabei ist der Energiespeicher auch noch extrem teuer. Beim Tesla S kostet allein der Akku über 20 000 Euro!

Wie kann man das Problem der Elektroaustos lösen?
Da gibt es vier Ideen!
- Erste Idee: Gewicht sparen. Denn je leichter das Auto ist, desto weniger Energie braucht es zur Fortbewegung. Das ist die Taktik beim Renault Twizy. Der Mini wiegt leer nur rund 450 Kilogramm!
- Zweite Idee: viele Batterien einbauen, um die Reichweite zu erhöhen. Das wird etwa beim Tesla S gemacht. Der Flitzer ist mit mehr als 8000 kleinen Akkus vollgestopft! Das gesamte Paket wiegt über 700 Kilogramm, fast so viel wie ein Kleinwagen! Immerhin fährt das Auto so 500 Kilometer weit.
- Dritte Idee: Hybrid-Autos. Sie haben neben dem Elektromotor noch einen Benzinmotor. Geht der Strom zur Neige, zuckeln sie mit Sprit weiter.
- Vierte Idee: bessere Akkus. Leider müssen die erst noch entwickelt werden. Forscher hoffen etwa auf Lithium- Luft-Akkus, die zehnmal so viel Energie speichern sollen wie die Modelle heute. Wann die Supergeräte einsatzbereit sind, weiß allerdings niemand.
Klingt alles nicht so toll. Werden Elektroautos also auf viele Jahre Luxus bleiben? Das muss nicht so kommen – behauptet der Autobauer Tesla. Die Firma will ein riesiges Werk errichten, das im Jahr 2020 mehr Akkus produziert als alle Firmen heute zusammen. Dann, so das Versprechen, werde auch der Preis fallen – um mindestens ein Drittel. Wer weiß, vielleicht sind die Flitzer ja schon erschwinglich, wenn ihr in ein paar Jahren über euer erstes Auto nachdenkt.
Die wichtigsten Begriffe im Überblick:
- Elektroauto: Wird von einem Elektromotor angetrieben und speichert die Energie dazu in einem Akku
- Verbrennungsmotor: Heute üblicher Motor, der Kraftstoff verbrennt. Motoren, die mit Benzin arbeiten, werden auch Ottomotoren genannt
- Wasserstoffauto: Nutzt Wasserstoff als Treibstoff. Entweder in einem Verbrennungsmotor oder einer Brennstoffzelle, die aus Wasserstoff und Sauerstoff Strom erzeugt
- Hybridauto: Auto mit Elektro- und Verbrennungsmotor