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Beruf Logopäd/in

Kennst du auch ein Mädchen oder einen Jungen mit einem Sprachfehler? Hast du vielleicht eine Freundin, die lispelt oder einen Cousin, der kein "R" sprechen kann? Karin Nowaks Beruf ist es, solchen Kindern zu helfen. Sie ist Logopädin.
Beruf: Logopädin Karin Nowak und ihre Schülerin Nadine
Logopädin Karin Nowak und ihre Schülerin Nadine
© Esther Gusewski

In Deutschland gibt es etwa eine Million Menschen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht richtig sprechen können. Ohne die richtige Behandlung tun sich diese Menschen meist schwer. Sie werden gehänselt, finden weniger Freundinnen und Freunde und oft auch keinen tollen Beruf. Mit anderen Worten: Sie brauchen Hilfe.

Natürlich kommen nicht alle diese Menschen zu Karin, aber die, die kommen, erhoffen sich viel von ihr – auch Nadine. Einmal pro Woche übt das Mädchen mit der Logopädin. Weshalb? Ein Arzt hat Nadine zum Sprechtraining geschickt, weil sie viel schlechter spricht, als die anderen Kinder in ihrer Klasse.

Stundenlang vor dem Fernseher

Ein Problem, das nicht nur Nadine hat. Karin Nowak weiß: "Immer mehr Kinder haben Probleme beim Sprechen." Woran das liegt? Die Logopädin ist sich nicht sicher aber sie hat eine Vermutung. "In vielen Familien wird immer weniger miteinander geredet", sagt sie. "Stattdessen sitzen die Kinder stundenlang vor dem Fernseher oder dem Computer." Das Problem: auch beim Sprechen macht Übung den Meister.

Karin hat noch etwas anderes bemerkt. Mamas und Papas sehen ihre Kinder meist durch eine rosarote Brille und schauen deshalb oft viel zu lange weg. Die Aufgabe der Logopädin ist es dann, den Eltern ganz vorsichtig die Augen zu öffnen. Schließlich sollen sie nicht schmollen, sondern ihren Kindern helfen.

Übung 1

Hast du dir schon mal überlegt, wie viele Schritte nötig sind, um ein einziges Wort zu sagen – zum Beispiel „Krokodil“. Hier verraten wir es dir:

K: Öffne die Lippen leicht und drücke den Zungenrücken nach oben an den hinteren Gaumen

R: dann senke den Zungenrücken ab, hebe die Zungenspitze hinter die obere Zahnreihe und lasse sie dort vibrieren

O: senke die Zunge auf den Mundboden ab, spanne die Zungenränder leicht an und forme die Lippen zu einer runden Öffnung

K: danach öffne die Lippen leicht und drücke den Zungenrücken wieder nach oben an den hinteren Gaumen

O: senke jetzt die Zunge auf den Mundboden ab und forme die Lippen zu einer runden Öffnung

D: hebe nun die Zungenspitze wieder hinter die obere Zahnreihe und drücke dagegen

I: Senke die Zungenspitze wieder auf den Mundboden, spanne die Zungenränder wieder leicht an und bewege die Lippen leicht in die Breite

L: bewege zum Schluss die Zungenspitze wieder hinter die obere Zahnreihe, wo sie unter Druck anliegt, die Zungenränder sind leicht angespannt

Puh, ganz schön kompliziert, oder? Lippen und Zunge leisten bei jedem Wort Schwerstarbeit. Gott sei Dank, dass wir, wenn wir das Sprechen erst einmal erlernt haben, nicht mehr über jeden einzelnen Schritt nachdenken müssen.

Gummibärchen kitzeln

Wer zu Karin kommt, soll sich wohl fühlen. Deshalb ist die Praxis der Logopädin hell und gemütlich. Im Flur stehen bunte Plüsch-Puschen, im Fenster liegen ein paar Handpuppen. Mittendrin sitzen Karin und Nadine und machen Fitnesstraining für Lippen, Zunge, Gaumen und Stimmbänder. Die beiden "kitzeln" Gummibärchen mit der Zunge, pusten Wattebällchen durch kleine Tore und schneiden Grimassen vor einem Spiegel. Das alles sieht ziemlich komisch aus, aber es hilft, den Sprechapparat von Nadine so richtig auf Touren zu bringen.

Natürlich kann Karin nicht mit allen Patientinnen und Patienten die gleichen Übungen machen. Sie weiß: "Jeder ist anders." Viele Kinder und Erwachsene können nicht richtig sprechen, weil sie schlecht hören, andere weil die Muskeln in ihrem Mund schlecht trainiert sind. Viele stottern, manche lispeln und anderen fallen bestimmte Worte einfach nicht ein. Oft kommt Karin auch Besuch von alten Menschen, die nach einer schlimmen Krankheit das Sprechen verlernt haben.

Beruf: Mit Gummibärchen machen die Sprech-Übungen gleich viel mehr Spaß
Mit Gummibärchen machen die Sprech-Übungen gleich viel mehr Spaß
© Esther Gusewski

Zu Hause üben ist Pflicht

So unterschiedlich wie die Patientinnen und Patienten ist dann auch das Training, dass Karin mit ihnen macht. Jedes Spiel trainiert einen ganz bestimmten Muskel oder sogar eine Gruppe von Muskeln. Und wie beim Fitnesstraining für die Arme, bringt es gar nichts, wenn man die Übungen nur einmal in der Woche macht. Deshalb müssen Karins Patientinnen und Patienten nicht nur mit ihr trainieren, sondern ihre Übungen zu Hause so oft wie möglich wiederholen. Die Logopädin merkt sofort, wenn jemand schummelt und deshalb keine Fortschritte macht.

Den richtigen Weg gegangen

Aber woher weiß Karin, welche Übung ein bestimmter Patient braucht? "Das haben wir während der Ausbildung gelernt", sagt sie. Drei Jahre lang ist die Logopädin auf eine ganz spezielle Schule gegangen. Nach ein paar Monaten durfte sie dort die ersten Menschen behandeln. Natürlich immer unter dem strengen Blick der Lehrerinnen und Lehrer. Außerdem musste Karin über jede Behandlung ein ganz genaues Protokoll schreiben. Oft saß sie deshalb bis spät in die Nacht über ihren Büchern und findet heute: "Das war ganz schön hart." Trotzdem ist sie sich sicher, dass sie den richtigen Weg gegangen ist. Schließlich kann sie dank ihrer Ausbildung auch Kindern wie Nadine helfen, ihren Weg zu finden.

Übung 2

Fitness für die Lippen

Die Muskeln in den Armen trainiert man mit Hanteln. Aber wie hält man die Muskeln in den Lippen und im Mund fit? GEOlino.de hat fünf Übungen für dich

Für die Muskeln im Mund

Gummibärchen kitzeln: Stecke ein Gummibärchen auf einen Zahnstocher und halte es so vor den Mund, dass du mit der Zunge gerade noch hinkommst. Jetzt stecke die Zunge aus dem Mund und versuche das Gummibärchen mit der Zunge abzulecken. Stell dir dabei vor, dass du das Bärchen kitzeln willst.

Zähne zählen: Versuche mit der Zunge jeden Zahn einzeln anzutippen.

Zungenboxen: Wer ist stärker - Zunge oder Finger? Schließe deine Lippen und drücke mit der Zunge von innen gegen die Wange, so dass eine Beule entsteht. Ein Spielpartner oder eine Spielpartnerin drückt von außen mit dem Finger gegen die Zunge.

Für die Lippen

Strohhalmtrinken: Trinken mit dem Strohhalm ist ein prima Training für die Zunge. Besonders gut wirkt das Fitnessprogramm, wenn du die Dicke und die Länge des Strohhalms oft wechselst und verschiedene Flüssigkeiten ausprobierst. Für Profis: Pudding oder Joghurt mit dem Strohhalm aufsaugen.

Lippenbagger: Versuche, nur mit den Lippen, Rosinen, Nüsse oder Gummibärchen von einem Teller "aufzuheben".

Übung 3

Manche Menschen haben einen Hörfehler. Sie können bestimmte Buchstaben gar nicht oder nicht richtig hören. Das kannst du dir nicht vorstellen? Dann lies doch mal diese kleine Geschichte …

Die it eine gleine Geschichte von einer Mau. Die Mau tand auf und ah zu ihrem gleinen Fenter rau und freute ich, da die onne chien. Ie zok ich kleich ihre Jacge an und kink zu ihrer Freundin der Krille zu Beuch. Ie trangen kemütlich Gaffee und aen Guchen und erzählten ich lutike Kechichten. Die Mau und die Krille waren chon eeeehr lanke kute Freundinnen. Abends kink die gleine Mau wieder zu ich nach Haue. Ie fand, da e ein ehr chöner Tak keween it.

Klingt komisch, oder? Ein bisschen wie bei einem schlecht eingestellten Radiosender, dabei wurden in der Geschichte nur die Buchstaben g und k vertauscht und das s weg gelassen.

Jetzt kannst du dir sicher vorstellen, wie anstrengend es ist, wenn man den ganzen Tag über dieses Buchstaben Wirrwarr hört. Und vielleicht kannst du auch verstehen, warum Kinder mit einem solchem Hörfehler sich schwer tun, wenn sie richtig sprechen lernen sollen.

Für Kinder, die ganz normal hören klingt die Geschichte von oben nämlich so …

Dies ist eine kleine Geschichte von einer Maus. Die Maus stand auf und sah zu ihrem kleinen Fenster raus und freute sich, dass die Sonne schien. Sie zog sich gleich ihre Jacke an und ging zu ihrer Freundin der Grille zu Besuch. Sie tranken gemütlich Kaffee und aßen Kuchen und erzählten sich lustige Geschichten. Die Maus und die Grille waren schon seeeehr lange gute Freundinnen. Abends ging die kleine Maus wieder zu sich nach Haus. Sie fand, dass es ein sehr schöner Tag gewesen ist.

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