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Beruf Pen-Spinner

Robert Heim hält selten seine Finger still: Der 24-Jährige ist Penspinner, also Stifte-Dreher. Profis wie er basteln gewöhnliche Schreiber zu "Sportgeräten" um. Wir zeigen seine Kunst im Video

Robert Heim ist ein Spinner. Und was für einer! Man muss ihm nur mal einen Stift in die Hand geben, dann dreht er durch. Also, der Stift jetzt. Wie einen Propeller wirbelt der Student den Schreiber um seinen Daumen herum, lässt ihn von Finger zu Finger gleiten, lenkt ihn dann über den Handrücken und kreiselt ihn wieder zurück durch die Finger. So geschmeidig, so fix, dass man mit den Augen kaum folgen kann. Wie das aussieht, seht ihr unten auf der Seite im Video.

Darum eben ist Robert Heim ein Spinner - ein Penspinner, um genau zu sein. Der englische Ausdruck setzt sich aus den Wörtern pen für Stift und to spin für drehen zusammen: Penspinning, Stifte-Drehen, ist eine Trendsportart für flinke Finger. Und eignet sich hervorragend, wenn einen am Schreibtisch die Langeweile quält ...

Doch es dauert, den Dreh rauszukriegen. "Man braucht viel Geduld und Konzentration", sagt Robert Heim. Schließlich müssen die 27 Knochen und 33 Muskeln der menschlichen Hand erst einmal das besondere Zusammenspiel trainieren – zu Beginn gern auch ohne Stift.

Beruf: Für den richtigen Dreh braucht es den richtigen Stift. Zwar hat jeder geübte Penspinner seine eigenen Vorlieben. Anfänger wirbeln am besten mit Stiften, die - rund und zwischen 16 und 23 Zentimeter lang sind, - mindestens so viel wiegen wie ein Tintenkiller (etwa sechs Gramm), - an beiden Enden gleich dick und schwer sind (also nicht etwa, wie die meisten Kulis, noch einen Clip haben).
Für den richtigen Dreh braucht es den richtigen Stift. Zwar hat jeder geübte Penspinner seine eigenen Vorlieben. Anfänger wirbeln am besten mit Stiften, die
- rund und zwischen 16 und 23 Zentimeter lang sind,
- mindestens so viel wiegen wie ein Tintenkiller (etwa sechs Gramm),
- an beiden Enden gleich dick und schwer sind (also nicht etwa, wie die meisten Kulis, noch einen Clip haben).
© Michael Schindel

Robert Heim, 24 Jahre alt, macht das, seit er in der Grundschule war. Dort trat einmal ein Zauberer in der Sporthalle auf, und Robert Heim war fasziniert, wie fingerfertig der Künstler war. Also übte auch er mit den Händen, Kartentricks zum Beispiel. Nicht zuletzt Gitarre und Klavier. So wurden seine Finger schneller und schneller und noch schneller. Vor allem aber lernte er, bewusst mit ihnen umzugehen. "Darum geht es beim Penspinning eben auch", sagt Robert Heim. "Man muss die Finger unabhängig voneinander bewegen können."
Übt das doch einmal: Streckt die Hand flach aus. Spreizt nun Mittel- und Ringfinger auseinander und bildet auf diese Weise ein V; der Zeigefinger "klebt" dabei am Mittelfinger, der kleine Finger am Ringfinger.

"Viele Menschen bekommen schon das nicht hin", kommentiert Robert Heim diese "Aufwärmübung". Obwohl unsere Hände im Verlauf der Evolution zu echten Multitalenten geworden sind! Die Entwicklung begann vor etwa fünf Millionen Jahren, als unsere Vorfahren den aufrechten Gang erlernten. Plötzlich hatten sie die Hände frei - und alle Hände voll damit zu tun, den richtigen Umgang damit zu finden. Werkzeuge zu bauen, zu jagen, Beute zu zerlegen.

All das war im wahren Wortsinne Handarbeit und gelang mit der Zeit immer besser. Als sich nach und nach der Daumen abspreizte, war die menschliche Hand perfekt. Denn einer Pinzette gleich können wir mit Daumen und Zeigefinger Dinge greifen - etwa den Stift aufheben, der beim Penspinning- Training wieder und wieder zu Boden fällt. Das passiert bisweilen Hunderte Male. "Wie bei jedem Hobby muss man sich eben Zeit nehmen und durchhalten", sagt Robert Heim.

Bis er seinen ersten Trick, den "Thumb Around" (auf Deutsch etwa: Daumendreher), sicher beherrschte, dauerte es allerdings nur eine Woche. Er hatte sich das Kunststück bei einem Klassenkameraden abgeschaut, "der im Unterricht die ganze Zeit seinen Stift um den Daumen drehte. Der wusste gar nicht, dass es Penspinning gibt, der machte das automatisch", erzählt Robert Heim. "Ich fand das so faszinierend, dass ich es selbst probiert habe."

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Das ist jetzt mehr als fünf Jahre her. Seitdem lässt ihn das Stifte-Drehen nicht mehr los. Mehr als 200 Tricks beherrscht Robert Heim mittlerweile! Und so wie man beim Tanzen Choreografien entwickelt, kombiniert auch er die einzelnen Penspinning-Tricks zu akrobatischen Abfolgen. Nicht umsonst erinnert Penspinning an Breakdance für die Hand. Viele Profis suchen sich dafür ein Publikum im Internet und zeigen dort Filme ihrer schönsten Jonglagen. Auch in battles, Schlachten, treten die Könner gegeneinander an. Es gibt sogar Weltmeisterschaften im Penspinning!


Mit einem simplen Stift gehen da jedoch die wenigsten an den Start. Penspinner machen mächtig Wirbel um Kuli und Co. und bauen diese zu echten Sportgeräten um, beschweren etwa die Enden oder basteln aus mehreren Schreibern einen neuen zusammen. Dann drehen sie durch – wie echte Spinner das eben so machen!

GEOLINO Nr. 08/11 - Ein Wildhund kommt selten allein

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