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Berufe Archäolog/in

Versunkene Städte, untergegangene Völker, geheimnisvolle Gräber aus längst vergangenen Zeiten: Altertumsforschende scheuen keine Mühen und Gefahren, um herauszufinden, wie Menschen vor vielen tausend Jahren lebten

Wer Kent Weeks begleitet, könnte meinen, er krieche durch die Kulissen eines Gruselfilms. Denn 60 Meter unter dem ägyptischen Wüstensand gräbt der Amerikaner sich durch stockfinstere Gewölbe. Es ist so heiß, dass T-Shirt und Hose am Körper kleben. Der Atem keucht. Sand knirscht zwischen den Zähnen.

Berufe: En Archäologe bei der Arbeit: Boden abtragen, vergrabene Geheimnisse im Boden finden und deren Alter bestimmen
En Archäologe bei der Arbeit: Boden abtragen, vergrabene Geheimnisse im Boden finden und deren Alter bestimmen
© Colourbox

Unbekannte Gewölbe

Beim Kriechen schrammt man mit Knien und Ellbogen gegen spitze Felsen. Jede Sekunde können Schlangen, Wüstenfüchse oder Fledermäuse im Dunkel aufschrecken. Oder die niedrigen Felsdecken einstürzen. Oder Totenschädel und Gerippe im Licht der Taschenlampe auftauchen. Warum Kent Weeks hier unten herumkriecht? Nun, das "Tal der Könige" ist sein Arbeitsplatz.

Das Tal der Könige

Hier haben die alten Ägypter vor Tausenden von Jahren ihre Könige, die Pharaonen, in unterirdischen Grabkammern bestattet. So viele, dass der Boden durchlöchert ist wie Schweizer Käse. Und weil Weeks Archäologe ist - ein Altertumsforscher -, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, alle diese uralten, oftmals von Geröll verschütteten Gräber zu untersuchen, auszumessen und ihre Position in eine Landkarte einzutragen.

Ungeplündertes Pharaonengrab

Archäologinnen und Archäologen haben bis heute 62 Gräber im Tal der Könige aufgespürt. Doch nur eines war nicht von Räubern geplündert worden, als die Forschenden es 1922 entdeckten: das Grabmal des berühmten Pharao Tutanchamun. Dessen goldene Totenmaske hat Kent Weeks als Jugendlicher in Seattle bestaunt, während einer Ausstellung des Grabschatzes in seiner amerikanischen Heimat.

Keine Schatzjägerei

Schon als Achtjähriger stand für ihn fest, was er werden wollte: Archäologe in Ägypten. Seine Mitschülerinnen und Mitschüler fanden die Idee toll, "von berufswegen Mumien aufzuschneiden und goldgefüllte Gräber zu entdecken", erzählt Weeks und schmunzelt dabei. In Wahrheit ist Archäologie das genaue Gegenteil von Schatzjägerei, wie sie zum Beispiel in "Indiana-Jones"-Filmen gezeigt wird.

Griechisch, Latein und Hieroglyphen

Wer sich auf die Archäologie in Ägypten spezialisieren, also Ägyptologin oder Ägyptologe werden will, muss an der Universität unter anderem die Geschichte, Kunst und Religion der alten Ägypter pauken und Sprachen wie Griechisch und Latein aus dem Effeff beherrschen - und natürlich die "Hieroglyphen", die altägyptischen Schriftzeichen, lesen und schreiben können.

Erfolgreicher Ägyptologe

"Ich wollte immer Ägyptologe werden", sagt Weeks, "deshalb fiel mir das Lernen leicht." Der Erfolg blieb nicht aus: Seit vielen Jahren lebt er in Kairo, der Hauptstadt Ägyptens. Dort unterrichtet er an einer Universität. Und wenn es im Tal der Könige mal nicht mehr ganz so heiß ist, etwa um die 30 Grad im Schatten, ist der Professor mit seinem Team dabei, die Pharaonen-Gräber zu untersuchen.

Berufe: Archäologie - Mit Staubpinsel und Meißel in die Vergangenheit
Archäologie - Mit Staubpinsel und Meißel in die Vergangenheit
© Colourbox

Geduld und Genauigkeit

"Wer Archäologe werden will, braucht bei der Arbeit sehr, sehr viel Geduld", meint Weeks. Jeder Fundort muss genau vermessen werden. Dafür wird er in kleine Raster eingeteilt. Dann untersuchen die Forschenden ein Raster nach dem anderen. Mit Staubpinseln, Zahnbürsten und Kratzern wird das Erdreich Zentimeter um Zentimeter abgetragen.

Bruchstücke einer Geschichte

Jede noch so winzige Entdeckung - eine Tonscherbe, ein Stück Knochen, eine Schmuckperle - wird fotografiert, abgezeichnet, der Fundort in eine Karte eingetragen. Aus solchen Kleinigkeiten können erfahrene Archäologinnen und Archäologen die Geschichte eines bestimmten Ortes in einer bestimmten Zeit nacherzählen.

Riesiges Labyrinth

Es gibt Ägyptologinnen und Ägyptologen, die graben schon seit Jahrzehnten an ein und derselben Stelle! Aber eine Schatzkammer wie die von Tutanchamun hat man nie wieder entdeckt. Bis heute jedenfalls nicht. Kent Weeks hatte trotzdem viel Forscherglück. Denn bei seinen Kriechgängen ist er 1995 auf die bislang größte Grabanlage im Tal der Könige gestoßen: ein gespenstisches Labyrinth mit mindestens 110 Kammern.

Altes Bauwerk

Der Pharao Ramses II. hat das Bauwerk vor etwa 3200 Jahren anlegen lassen - für jene seiner mehr als 30 Söhne, die früher als ihr Vater gestorben sind. Denn Ramses wurde so alt wie damals kaum ein anderer Mensch: 90 Jahre. Weeks glaubt, dass seine Entdeckung ihm "noch für mindestens 20 Jahre" Arbeit machen wird.

Arbeiten wie Sherlock Holmes

Viele Rätsel sind zu lösen. Von wem zum Beispiel stammt das Skelett, das in einer der Kammern gefunden worden ist? "Wir arbeiten wie Sherlock Holmes", sagt Kent Weeks. "Und gerade deswegen ist die Archäologie das spannendste Arbeitsgebiet, das ich mir vorstellen kann."

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