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Das soll einer verstehen! Da gibt es in Island so viele Dinge zu bestaunen: rauchende Vulkane, glitzernde Gletscher, süße Ponys... Und wo drängeln sich Politiker und Automanager an jenem Apriltag des Jahres 2003? An einer Tankstelle!
Sauberer neuer Treibstoff
Zugegeben, an keiner normalen Tankstelle. Denn aus der Zapfsäule in der Hauptstadt Reykjavik fließt kein Benzin, sondern eine eiskalte Flüssigkeit: Wasserstoff. Die isländische Regierung hat beschlossen, alle Fahrzeuge auf der Insel auf den neuen Treibstoff umzustellen. In den nächsten Jahren sollen zuerst ein paar Busse mit Wasserstoff fahren; danach die Autos der 300000 Isländer. Und bis zum Jahr 2050 soll auch das kleinste Fischerboot damit über das Meer tuckern.

Spätestens dann wird Island das sauberste Land der Welt sein. Denn Wasserstoff hat einen Riesenvorteil: Er liefert Energie fast ohne Abgase. Aus den Auspuffen der Busse und Schiffe wird nur Wasser dampfen.
Fossile Energieträger
Saubere Energie - heute klingt das fast wie ein Traum. Denn noch heizen wir mit Öl, Erdgas oder Kohle; und Autos fahren mit Benzin. Experten nennen diese Stoffe "fossile Energieträger", weil sie so uralt sind. Sie entstanden vor Abermillionen Jahren aus abgestorbenen Lebewesen.
Gefährliche Abgase
Das Problem dieser Stoffe: Wenn sie verbrennen, entstehen gefährliche Abgase. Rußpartikel, die Krebs verursachen. Schwefeloxide, die mit der Feuchtigkeit in der Luft Säuren bilden. Und, am schlimmsten: Kohlendioxid. Das ist ein Gas, das sich wie eine Wärmedecke um die Erde legt und die Atmosphäre aufheizt. Meteorologen haben gemessen, dass sich das Klima auf der Erde im vorigen Jahrhundert um durchschnittlich 0,6 Grad erwärmt hat. Klingt wenig - doch bereits jetzt stöhnen viele unter immer heißeren Sommern. Und in den nächsten 100 Jahren sollen die Temperaturen noch einmal um 1,4 bis 5,8 Grad steigen. Das wäre genug, um weite Landstriche Europas in Wüsten zu verwandeln!

Zeit umzusteigen
Um die Klimakatastrophe zu verhindern, müssen wir auf Wasserstoff umsteigen, fordern deshalb Experten. Und tatsächlich denken die Menschen um. So forschen heute alle großen Autofirmen an Antrieben, die mit Wasserstoff laufen. Vom Jahr 2010 an sollen abgasfreie Autos in Serie hergestellt werden und Benzinfahrzeuge ersetzen.
Wasserstoff ist nicht leicht zu liefern
So weit der Plan. Allerdings sind bis dahin viele Probleme zu lösen. Zum Beispiel ist es noch schwierig, genug Wasserstoff zu liefern. Denn der Stoff kommt in der Natur kaum in reiner Form vor. Er ist meist in Wasser gebunden. Man muss ihn deshalb erst mit einem speziellen Verfahren heraustrennen, der so genannten Elektrolyse.
Aber gerade da steckt ein dicker Pferdefuß. Denn für die Elektrolyse braucht man viel Strom. Und jetzt überlegt mal: Wenn der Strom aus einem Kohlekraftwerk kommt, das Abgase produziert - dann wird die Umwelt doch auch verschmutzt, oder? Damit Wasserstoff unser Klima wirklich schützt, braucht man also "sauberen Strom", der ohne Kohle, Öl oder Erdgas erzeugt wird. In Island stellt man solchen Strom schon heute mit Erdwärme her. Die Insel im Nordatlantik liegt wie auf einem riesigen Wärmekissen - auf einer vulkanischen Gebirgskette.
Geothermische Kraftwerke
In "geothermischen Kraftwerken" pumpen die Ingenieure Wasser in die Tiefe. Dort erhitzt es sich auf rund 200 Grad und schießt wieder nach oben. Der Dampf der kochenden Flüssigkeit treibt Turbinen an - große Schaufelräder, mit denen in Generatoren Strom erzeugt wird. Das heiße Wasser reicht auch noch aus, um Wohnungen und Schwimmbäder zu heizen.
Wind als Energielieferant
Andere Regionen setzen eher auf den Wind. Wenn ihr in Schleswig-Holstein unterwegs seid, könnt ihr in der Landschaft viele sich drehende Rotoren auf riesigen Masten sehen. In dem Bundesland liefern über 2500 Windkraftanlagen schon ein Viertel des Stroms. In den nächsten Jahren sollen in der Nordsee und der Ostsee sogar Windparks mit 160 Meter hohen Türmen errichtet werden. Denn über dem Meer stürmt der Wind ja noch viel stärker als an Land.
Windkraftanlagen sind inzwischen an vielen Küsten verbreitet, wie in den Niederlanden, Dänemark oder Spanien. Der wichtigste Energieversorger für die Zukunft wird aber wohl die Sonne sein. Denn deren Licht lässt sich mit unterschiedlichen Techniken nutzen. In Solarzellen etwa wird Lichtenergie direkt in Strom umgewandelt. In Solarkraftwerken bündeln Spiegel die Strahlen. Damit wird Wasser erhitzt, dessen Dampf eine Turbine antreibt.

Aufwindkraftwerke
Am spektakulärsten aber sind Aufwindkraftwerke. Das größte dieser Art soll in den nächsten zwei Jahren im Südosten Australiens entstehen. Es besteht aus einem 1000 Meter hohen Turm - mehr als dreimal so hoch wie der Eiffelturm! Darum herum wird eine Fläche rund viertausend Fußballfeldern mit Glas oder Plastik überdacht. Wenn die Sonne scheint, wird sich die Luft darunter erwärmen wie in einem Treibhaus und - wusch! - mit mehr als 50 km/h durch den Kamin nach oben schießen. Daher auch der Name. Dieser Sturm treibt eine oder mehrere riesige Turbinen an. Die australischen Betreiber glauben, dass der Turm 80 Jahre lang Strom für 200000 Familien erzeugen kann, spottbillig und sauber. Für unser Klima wäre das eine tolle Sache.