Wer hat das Geld erfunden?
Das Auktionshaus Christie’s in New York am 15. November 2017. Superreiche aus aller Welt bieten auf ein Gemälde von Leonardo da Vinci namens "Salvator Mundi". Plötzlich geht ein Raunen durch den Saal: Ein Unbekannter hat per Telefon sagenhafte 400 Millionen US-Dollar geboten!
"Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten", ruft der Auktionator. Dann schlägt er mit einem Holzhammer auf sein Pult und gibt dem Unbekannten den Zuschlag. Mit Gebühren zahlt der später mehr als 450 Millionen US-Dollar für das Ölgemälde, das sind umgerechnet etwa 365 Millionen Euro. "Salvator Mundi" ist das bislang teuerste Kunstwerk der Welt!
Nun, nicht nur Kunst, sondern (fast) alles hat seinen Preis. Eine Tafel Schokolade? Etwa einen Euro. Ein Taschenbuch? Rund zehn Euro. Ein Sportwagen von Porsche? Ab 53.000 Euro. Fußballnationalspieler Leroy Sané? Rund 75 Millionen Euro. Die Formel ist einfach: Wer etwas kaufen will, braucht Geld und bekommt dafür eine Ware oder eine Dienstleistung.
Für unsere Vorfahren war so etwas vor Jahrtausenden komplizierter. Wenn sie etwas haben wollten, tauschten sie es ein. Das konnte manchmal ziemlich mühsam sein. Stellt euch etwa einen Schmied vor, der Stoffe für neue Kleidung brauchte und dem Weber dafür seine Hufeisen bot – der diese aber gar nicht benötigte. Dann hatte der Schmied ein Problem. Er musste möglicherweise viele Kilometer weit reisen, bis er einen anderen Weber fand, der sich auf den Handel einließ.
Zahlen mit Zähnen
Um das zu vereinfachen, erfanden die Menschen ein Tauschmittel, das alle Käufer und Verkäufer akzeptierten: Geld. Nun konnte der Schmied seine Hufeisen gegen Geld und das Geld gegen Stoffe tauschen. Allerdings nutzten die Menschen noch keine Münzen oder Banknoten.
Vor mehr als 20.000 Jahren zahlten unsere Vorfahren in Westeuropa vermutlich mit kleinen Steinbeilen. Die Bewohner der Fidschi-Inseln verwendeten die Zähne von Pottwalen, die Menschen auf der Südsee-Insel Yap meterhohe und tonnenschwere Steinscheiben als Geld. Im alten Ägypten zahlte man mit Getreide, in Nordamerika mit „Wampums“ genannten Gürteln aus Muscheln und Gehäusen von Meeresschnecken.
Vor rund 4000 Jahren kam in Teilen Afrikas und Indiens Kaurigeld auf: Reich war also, wer viele Gehäuse von Kaurischnecken besaß. In manchen Regionen Europas und des Nahen Ostens zahlten die Menschen schließlich mit Gold und Silber. Weil es die wertvollen Edelmetallstücke in verschiedenen Größen gab, konnte man mit ihnen sowohl teure als auch billige Waren kaufen.
Gutes Geschäft
Vor rund 2700 Jahren kamen die Menschen in Lydien im Westen der heutigen Türkei auf eine Idee: Sie schlugen Goldklumpen flach und prägten sie mit dem Stempel ihres Königs: eine Art Versicherung, dass das Edelmetall echt ist. Diese Goldscheiben gelten als erste Münzen der Welt. Die Idee setzte sich durch, wenige Jahrhunderte später zahlten Menschen im ganzen Mittelmeerraum mit Münzen. Das Kaufen und Verkaufen wurde so viel einfacher.
Doch das Münzgeld hatte auch einen Nachteil. Ständig mussten die Händler schwere Geldsäcke schleppen, wenn sie Geschäfte machen wollten. Ab dem 10. Jahrhundert gaben Kaufleute in China ihre Münzen deshalb lieber bei der Regierung ab. Dafür bekamen sie eine Quittung aus Papier, mit der sie Waren bezahlten: Banknoten! Weitere 600 Jahre dauerte es, bis das Papiergeld auch in Europa bekannt wurde.
Vom Geldschein zur Karte
Banknoten haben viele Vorteile: Sie wiegen nur wenig, man kann sie verhältnismäßig leicht herstellen und den Scheinen einen unterschiedlichen Wert geben. Allerdings funktionieren sie nur, weil Menschen sie als reines Tauschmittel akzeptieren. Im Gegensatz zu einer Goldmünze etwa hat ein Geldschein ja keinen Wert an sich – es ist bloß Papier.
Im Verlauf der Geschichte machten sich Staaten das manchmal zunutze, um ihre Schulden zu bezahlen, auch Deutschland nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Weil die Siegerstaaten vom unterlegenen Deutschland damals hohe Entschädigungszahlungen verlangten, druckte die Reichsbank einfach immer mehr Banknoten. Doch je mehr Geld in Umlauf gelangte, obwohl das Angebot der Waren und Dienstleistungen gleich blieb, desto höher wurden die Preise. Es kam zu einer großen Infaltion. So kostete im Herbst 1923 ein Ei 320 Milliarden Mark! Geld war nahezu wertlos geworden.
Erst als im November 1923 eine Billion Mark zu je einer Rentenmark eingetauscht werden konnte, endete die große Inflation. Viele Deutsche waren jedoch verarmt, weil sie ihre Ersparnisse verloren hatten.
Damit so etwas heutzutage nicht wieder passiert, wacht in der Europäischen Union zum Beispiel die Europäische Zentralbank über die Ausgabe von Bargeld. Das heißt: Die Länder der Europäischen Währungsunion dürfen nicht einfach nach Lust und Laune Euro-Scheine drucken. Das geht nur mit Erlaubnis der Zentralbank.
Einen dicken Geldbeutel voller Münzen und Scheine tragen viele Menschen allerdings immer seltener mit sich herum. Längst zahlen wir beim Einkaufen oder an der Tankstelle mit einer Bankkarte, in der ein kleiner Chip steckt, auf dem die Konto-Informationen und die Geheimzahl des Kartenbesitzers gespeichert sind. Bei einem Kauf wird der Betrag einfach vom Konto abgezogen. Als Bargeld existieren mittlerweile weniger als zehn Prozent aller Euros. Der Rest sind nicht mehr als Zahlen auf Konten – Geld in elektronischer Form.
Geld per Mausklick
In Zukunft könnten Münzen und Geldscheine komplett aus un- serem Alltag verschwinden – dank sogenannter Kryptowährungen. Das sind Zahlungsmittel, die nur in Computern existieren. Sie werden nicht geprägt oder gedruckt, von Zentralbanken oder Staaten ausgegeben und kontrolliert, sondern nach komplizierten Regeln von Computernetzwerken "errechnet".
Bitcoins sind die derzeit bekannteste Kryptowährung. Um mit ihnen zu bezahlen, reichen ein paar Mausklicks. Banken und Sparkassen braucht man dafür nicht. Bislang akzeptieren ledig- lich einige Online-Händler und Geschäfte Kryptowährungen. Doch manche glauben, dass wir irgendwann alles mit Bitcoins und Co. bezahlen werden: Kinotickets, Klamotten – und selbst sagenhaft teure Kunstwerke.