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Tierlexikon Feldlerche: Die Bodenständige

Feldlerche
Himmelhoch jauchzend: Gerade die Männchen zirpen und tirilieren gern
© Eric Medarf/Nature Picture Library
Die Feldlerche singt himmlisch! Zum Titel "Vogel des Jahres 2019" hat ihr jedoch nicht das Trällertalent verholfen. Wir stellen euch den Vogel etwas genauer vor

Wenn der Deutsche Naturschutzbund (Nabu) den „Vogel des Jahres“ kürt, ist das nicht unbedingt ein Grund zu feiern. Oft bedeutet das schließlich: Dem ausgewählten Vogel geht es nicht gut. Sein Bestand sinkt. Er braucht Aufmerksamkeit und unsere Hilfe. Applaus für die Feldlerche, die nach 1998 nun bereits zum zweiten Mal den Titel trägt? Eher unpassend…

Mal ehrlich: Denken wir an Tierschutz, kommen uns Wale, Tiger, Pinguine oder Nashörner in den Sinn – und wohl kaum ein solch unscheinbar ackerbrauner Bodenbrüter, dessen auffälligstes Merkmal ein Federhäubchen auf dem Kopf ist. 16 bis 19 Zentimeter misst der kleine Vogel mit der großen Stimme: Gerade Männchen singen im Flug und schwingen sich dabei gern mal bis zu 200 Meter in die Höhe.

Vom Boden aus sind sie dann mit bloßem Auge kaum noch zu sehen, und so scheint es, als würde ihr rollendes Zirpen und Trällern geradewegs aus dem Himmel perlen. Schon im Januar oder Februar beginnen sie zu tirilieren, oft von der Morgendämmerung bis in den Abend hinein. Auf diese Weise wollen sie Weibchen beeindrucken – die für ihren eigenen Sing und Sang übrigens lieber mit beiden Beinen auf dem Ackerboden bleiben.

Auf Ackerböden sind Feldlerchen zuhause

Denn dort ist das Zuhause der Feldlerchen. Im Gegensatz zu anderen Vögeln, die ihre Nester im Geäst von Bäumen bauen, scharren die Weibchen für ihre Eier Mulden in den Boden, knapp so groß wie Bierdeckel. Sobald beide Eltern dem Nachwuchs nach der Schlupf mit jeder Menge Würmern und Insekten den Schnabel gestopft haben und die Jungvögel schließlich rund und gesund das Nest verlassen, brüten die Weibchen oft noch ein zweites oder auch drittes Mal im Jahr. Wenn alles gut läuft.

Tatsächlich haben die Feldlerchen ein Problem. Besser gesagt: gleich mehrere. Denn um gut geschützt brüten zu können, brauchen die Vögel Felder, die nicht zu dicht bepflanzt sind. Nur dann können sie Fressfeinde wie Füchse, Katzen oder Marder erspähen und selbst ausreichend Futter aus dem Boden wühlen. Auch auf Brachflächen, also Äckern, die für eine Weile nicht bepflanzt werden, damit sich der Boden erholen kann, fühlen sich die Feldlerchen wohl. All das gibt es hierzulande jedoch immer seltener.

Die moderne Landwirtschaft erschwert den Feldlechern das Leben

Seit rund 50 Jahren nämlich wird die Landwirtschaft „effizienter“ gemacht. Das bedeutet, dass viele Bauern versuchen, immer mehr aus dem Boden herauszuholen und eben mehr zu ernten. Moderne Maschinen sind mittlerweile in der Lage, das Saatgut fast zentimetergenau auszusäen. Weizen etwa steht später so dicht, dass er den Feldlerchen die Sicht versperrt. Zudem setzen Landwirte häufig auf Wintergetreide, das ab Herbst ausgesät wird und dann schon früh im nächsten Jahr sehr hoch steht.

Mehrfach brüten? Schaffen die Vögel nicht mehr. Ihnen fehlt auf den Äckern schon allein die „Landebahn“. Auch Dünger und Pflanzenschutzmittel helfen, die Erträge zu verbessern – schaden aber den Insekten, die Nahrung für die Vögel sind. Nicht zuletzt wird in Deutschland seit den 1990er-Jahren jede Menge Mais angebaut, der viel zu hoch wächst, als dass die Lerchen zwischen den Stauden leben könnten. So ist der Bestand der Feldlerchen in den vergangenen 25 Jahren um ein gutes Drittel zurückgegangen!

Das soll sich ändern – und zwar schleunigst. Tatsächlich haben erste Bauern ihre Äcker bereits in Lerchenfelder verwandelt: Dort dienen unbepflanzte Streifen als Landemöglichkeiten, Brachflächen als Brutstätten, und Pflanzenschutzmittel werden nicht versprüht. Solche Maßnahmen helfen – damit die Feldlerche nicht noch ein drittes Mal den Titel „Vogel des Jahres“ tragen muss.

Steckbrief: Die Feldlerche

Verbreitungsbiet der Feldlerche
Feldlerchen sind in Europa, Asien und Nordafrika verbreitet
© GEOlino

Allgemein: Feldlerchen, wissenschaftlich Alauda arvensis, tirilieren vor allem in Europa, Asien und Nordafrika. In Deutschland sieht man die Vögel im Tiefland ebenso wie in den Bergen, bisweilen in mehr als 2000 Meter Höhe. Die Bodenbrüter leben vorzugsweise auf lichten Wiesen, Weiden und Äckern.

Größe und Gewicht: Ihre 30 bis 45 Gramm Vogelgewicht verteilen die Feldlerchen auf 16 bis 19 Zentimeter Körperlänge.

Nahrung: Den Speiseplan gibt die Natur vor: Ab Frühjahr picken die Lerchen nach Insekten, deren Larven, Spinnentieren, Regenwürmern und Schnecken. In der kalten Jahreszeit speisen sie meist vegetarisch: Samen, Keimlinge, Gräser und Blätter.

Nachwuchs: Meist im April scharrt das Weibchen nach der Paarung eine fünf bis sieben Zentimeter tiefe Mulde in den Boden, polstert sie mit Pflanzenteilen aus und legt im Abstand von je einem Tag zwei bis sieben Eier hinein. Daraus schlüpfen nach bis zu zwölf Tagen die Jungvögel. Verlassen diese nach knapp drei Wochen das Nest, brütet die Feldlerchin bald erneut.

Geolino Nr. 06/2019 - Traumpaare

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