Wau, wau, wau, Wau, Wau, Wau, WAU, WAAUU, WAAAUUU! Wenn ein Raggi-Paradiesvogelmännchen allein auf einem Ast im Regenwald im Südosten Neuguineas sitzt und vor sich hin tiriliert, klingt es so, als würde sich der eitle Gockel selbst bewundern: "… wau, wau, wau, Wau, Wau, Wau, WAU, WAAUU, WAAAUUU!" Zugegeben, äußerlich betrachtet hätte er auch allen Grund dazu. Welch ein Prachtexemplar!
Seine hellgelben Kopffedern harmonieren mit den leuchtend gelben Augen. Kinn und Kehle schimmern in einem samtigen Schwarz. Schaffen es ein paar Sonnenstrahlen durch die dichten Baumkronen, schillern diese Gefiederflecken gar grün wie ein Smaragd. Ein kräftig gelbes Band trennt die Kehle farblich von der schwarzen Vorderbrust, seinen Mantel trägt der Schönling in Rotbraun. Und dann diese Federn an den Flanken – als hätte sich der Vogel „Extensions“ an die Seiten geklemmt, feine Federverlängerungen in Größe XL. Weit über den Ast hinaus ragen die beiden Büschel in die Tiefe.
Keine Frage: Wie alle Paradiesvogelmännchen wollen auch die Raggi-Herren vor allem eines – gesehen werden! Von den Weibchen, bitte schön.
Der Balztanz der Paradiesvögel-Männchen folgt einer Choreografie
Und so sammeln sich die Männer Balz für Balz an einem sogenannten Lek, dem Treffpunkt für paarungswillige Paradiesvögel. Ein jeder Herr nimmt dazu seinen Platz auf einem möglichst gerade verlaufenden Ast ein – und verwandelt ihn alsbald in eine Tanzfläche. Nicht irgendwie, auf keinen Fall! Der Balztanz der Raggi-Paradiesvögel folgt einer Choreografie.
Zunächst, im ersten Akt, sträuben die Männchen die Federn ihrer Flanken und schlagen mit den zur Hälfte geöffneten Flügeln. Selbstverständlich machen sie schon dabei mit lauten Rufen auf sich aufmerksam: Der Singsang dringt durch den Regenwald, und Weibchen hören ihn selbst dann noch, wenn sie einen Kilometer entfernt durch die Baumkronen spazieren fliegen.
Kaum später folgt der zweite Akt: Starr verharren die Herren in ihrer Position. Nur die Flügel heben sie an, senken sie ab, heben sie an, senken sie ab. Immer wieder neigen sie dazu den Kopf. Dabei haben die Weibchen beste Sicht auf das Flankengefieder der Bewerber – und darauf legen sie Wert! Manch ein Kandidat versucht zudem, sich seine Süße herbeizuklicken, indem er den Schnabel fix auf- und zuklappt. Zeigt eine Dame endlich Interesse, hüpft der Herr immer hektischer auf dem Ast herum und näher an das Weibchen heran. Sein Werben hatte Erfolg!
Nestbau ist Aufgabe der Weibchen
Doch wenn es später dann um den Nestbau geht, machen sich die Männchen Schnabel und Gefieder lieber nicht schmutzig. Die Arbeit überlassen sie den Weibchen. Aus Blättern, Schlingpflanzen, Orchideenstängeln und Farnwurzeln bauen diese die „Wohnung“ für den Nachwuchs in die Astgabeln. Ein oder zwei Eier legen sie hinein. Nach 18 bis 20 Tagen picken sich die Jungtiere aus der Schale. Jetzt dauert es nur noch ein paar Wochen, bis auch sie sich in Schönheitsvögelchen verwandeln … Wau, wau, wau, Wau, Wau, Wau, WAU, WAAUU, WAAAUUU!
Allgemeines über den Raggi-Paradiesvogel
Der Raggi-Paradiesvogel, wissenschaftlich Paradisaea raggiana, zählt zur gut 40 Arten umfassenden Familie der Paradiesvögel. Er lebt im Süden und Osten der Insel Neuguinea, vorzugsweise in den Wäldern der Tiefebene und in niedrigen Bergwäldern.
Größe und Gewicht
Die Singvögel messen bis zu 34 Zentimeter. Die Männchen besitzen zudem ein mittleres Steuerfederpaar – Federbüschel, die bisweilen um mehr als 50 Zentimeter über die Schwanzspitze hinausragen. Die paradiesischen Herren wiegen zwischen 240 und 295 Gramm, die Weibchen sind deutlich leichter, aber nur wenig kleiner.
Nahrung: Was frisst ein Raggi-Paradiesvogel?
Der Raggi-Paradiesvogel bedient sich mit seinem langen, kräftigen Schnabel gern am Früchte-Büffet des Regenwaldes. Die Paradiesvögel sind jedoch Allesfresser und schnappen auch nach Insekten, Tausendfüßern und Spinnentieren oder knabbern Äste, Rinde, Blätter.