Schwarzweiße Varis: Die Lemuren von Madagaskar
Hoch oben in den Baumwipfeln von Madagaskars Regenwäldern leben die Feuchtnasenaffen in Gruppen von bis zu 16 Tieren. Gemeinsam verteidigen Schwarzweiße Varis nicht nur ihr Revier. Die komplette Bande kümmert sich auch um die Jungtiere der Clique.
Forscher staunen über diese "Lemuren-Kitas": Solch ein Verhalten ist unter Säugetieren selten. Nur ein paar wenige Primatenarten, darunter wir Menschen, vertrauen ihren Nachwuchs Babysittern an.
In der Vari-Wohngemeinschaft funktioniert das Betreuungsmodell prächtig. Ist die Mutter auf Futtersuche, springen gleich mehrere Aufpasser für sie ein, Weibchen wie Männchen, und bewachen das Nest. Denn tatsächlich bringen Varis ihre Jungen in Nestern aus Blättern und Zweigen zur Welt! In den Kronen der Bäume sind die Kleinen nämlich sicher vor Feinden wie den Fossas.
Diese katzenartigen Jäger sind Madagaskars größte Raubtiere und haben Lemuren zum Fressen gern. Doch die Kinderstube in luftiger Höhe hat auch Nachteile: Manchmal stürzen junge Varis aus dem Nest. Das passiert aber selten, denn die Babysitter machen ihren Job gut. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die gelegentlich in Gruppen betreuten Jungtiere sogar öfter überleben als die wenigen Ausnahmen, die nur von ihren Müttern aufgezogen werden.

Die Varis in Afrika sind bedroht
Trotzdem gibt es auf Madagaskar immer weniger Schwarzweiße Varis. Schuld daran sind wie so oft die Menschen: Sie holzen die Regenwälder der Insel ab und nehmen den Tieren so ihren Lebensraum. Außerdem sind viele Bewohner Madagaskars so arm, dass sie die Lemuren jagen, um mit dem Fleisch ihre Familien zu ernähren. Mit dem Verkauf der schönen Felle verdienen sie sich außerdem etwas Geld hinzu.
Dummerweise verraten sich Schwarzweiße Varis oft selbst, wenn die Jäger nach ihnen suchen: weil sie so gern schwatzen. Genauer gesagt bellen, schreien, knurren, heulen und quietschen sie. Diese Laute fördern vermutlich den Zusammenhalt in der Gruppe und helfen, lautstark das Revier zu markieren. Nur leider sind die Krachmacher dadurch auch schrecklich leicht zu finden, und ihre Art ist inzwischen sogar vom Aussterben bedroht.
Tierschützer versuchen immerhin, Varis, die in Zoos aufgewachsen sind, wieder in Madagaskars Regenwäldern anzusiedeln. Zum Glück bekommen die Lemuren auch in menschlicher Obhut gern Nachwuchs – und verlassen sich im Tierpark gleichfalls auf die Babysitter ihrer Bande.

Allgemeines zu den Schwarzweißen Varis
Schwarzweiße Varis, wissenschaftlich Varecia variegata, zählen zu den Feuchtnasenaffen. Die Lemurenart leben ausschließlich auf der Insel Madagaskar vor der Südostküste Afrikas; der Bestand wird derzeit auf unter 10.000 Tiere geschätzt. Neben den Schwarzweißen Varis gibt es auf Madagaskar auch noch Rote Varis.
Größe und Gewicht der Affen
Ihr Körper ist 50 bis 60 Zentimeter lang, der Schwanz noch einmal 60 Zentimeter. Im Durchschnitt bringen die Baumbewohner zwischen 3,2 und 4,5 Kilogramm auf die Waage.
Nahrung: Was fressen Varis?
Varis fressen am liebsten frische Früchte. Mit ihren langen, schmalen Zungen können sie auch Nektar aus Blüten lecken.
Fortpflanzung und Nachwuchs
Nach einer Tragzeit von 99 bis 106 Tagen bringt das Weibchen durchschnittlich zwei bis drei Junge zur Welt.