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Tiere Koalas: Waldbewohner mit Stammbaum

Eukalyptusbäume sind gleichzeitig Wohnzimmer und Speisekammer für Koalas. Herunter klettern sie nur gezwungenermaßen, denn auf dem Boden wird es für sie gefährlich
Tiere: Junge Koalas leben mit ihren Müttern zusammen auf einem Baum
Junge Koalas leben mit ihren Müttern zusammen auf einem Baum
© Dick Marks, Australian Koala Foundation

Koalas in Bedrängnis

Stell dir vor, du öffnest morgens deine Zimmertür und musst feststellen, dass durch euren Flur neuerdings eine lärmende Autostraße verläuft. Dann wird der Weg in die Küche für dich zu einem riskanten Abenteuer! Und das Badezimmer ist leider einem Parkplatz gewichen… So ähnlich ergeht es den Koalas in Australien.

Ihre Zufluchtsorte sind die Eukalyptusbäume. Und weil diese Bäume in Australien immer häufiger gefällt werden, um zum Beispiel einer Straße zu weichen, verlieren viele Koalas ihr Zuhause – und riskieren auf der Suche nach einem neuen Wohnraum Kopf und Kragen.

Neues Quartier gesucht!

Vielleicht denkst du, dass die enttrohnten Koalas doch nur ein paar Stämme weiterziehen müssten. Aber so einfach ist es leider nicht. Denn häufig sind alle Bäume in einem Koala-Revier bereits von den Duftnoten der Artgenossen markiert.

Um einen bereits markierten Baum aber machen Koalas einen großen Bogen - sogar wenn der "Eigentümer" längst woanders lebt oder tot ist. So bleiben manche Bäume bis zu einem Jahr "unbewohnt", bis die Duftmarke des früheren Besitzers verschwunden ist.

Speisekammer in den Baumwipfeln

Koalas leben zwar gern in der Nähe der übrigen Familienmitglieder. Aber trotzdem will jeder seinen eigenen Baum. Sicher wärst du auch nicht begeistert, wenn deine jüngeren Geschwister an deine Zimmertür klopfen würden, um bei dir einzuziehen?

Der Wunsch nach Privatsphäre hat bei den Koalas aber einen lebenswichtigen Grund: Eukalyptusbäume sind für sie nämlich gleichzeitig Zufluchtsort und Nahrungsquelle. Von den Blättern verschlingen die Vegetarier bis zu 500 Gramm pro Tag. Von einem Baum können sich aber nicht mehrere ausgewachsene Tiere ernähren.

Hinzu kommt, das nur 30 der rund 600 Eukalyptusarten in Australien von den Koalas genutzt werden. Das alles macht die Wohnungssuche schwierig.

Gefährliche Wanderschaft

Hat ein Koala seinen Baum eingebüßt, muss er sich ein neues Revier suchen. Doch diese Suche birgt große Gefahren: Denn so geschickt sie beim Klettern im Baum sind, so hilflos sind Koalas auf ebenem Boden. Überhaupt bewegen sich Koalas im Zeitlupentempo: Meist verschlafen die Faulpelze bis zu 20 Stunden des Tages.

Während läuft nur ihr Verdauungsapparat auf Hochtouren. Denn die Eukalyptusblätter sind im Grunde giftig und müssen erst von zahlreichen Bakterien im Blinddarm in einen bekömmlichen Speisebrei verwandelt werden. Da bleibt wenig Energie, um beispielsweise auf der Straße einem rasenden Auto auszuweichen, sich vor bissigen Hunden oder skrupellosen Felljägern in Sicherheit zu bringen.

Und so sterben jährlich tausende Koalas auf der Suche nach einem neuen Revier. Die "Australien Koala Foundation" schätzt, dass es heute nur 100.000 frei lebende Koalas gibt. Seit die ersten Europäer im Jahr 1788 nach Australien gereist sind, wurden über 80 Prozent des ursprünglichen Eukalyptuswaldes zerstört.

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