Wer jetzt im Frühjahr in den Himmel blickt, kann dort oben manchmal einen Buchstaben entdecken: ein großes V, wie mit dunkler Tinte zwischen die Wolken gekritzelt. Es sind Zugvögel, die aus ihren Winterquartieren im Süden zurückkehren - in V-Formation. Denn darin flattert es sich leichter! Am Ende eines jeden ausgebreiteten Vogelflügels nämlich entsteht eine Art Luftwirbel, der dem "Hintermann" Auftrieb gibt. Wer sich einreiht, kann viel Kraft sparen. Ein genialer Trick!
So genial, dass ihn nicht nur das Federvieh nutzen sollte, finden Studenten der US-amerikanischen Universität Stanford. Sie haben berechnet: Flögen drei Flugzeuge in V-Formation, könnten sie rund zwölf Prozent Treibstoff sparen. Das wäre billiger für Fluggesellschaften - und besser für die Umwelt. Denn beim Fliegen verbrennt ein Flugzeug Kerosin und bläst dabei große Mengen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid - kurz CO2 - in die Luft:
Allein auf einem Flug von Berlin nach Paris sind es rund 260 Kilogramm - pro Passagier! Man könnte damit 53.000 Luftballons füllen.


Dazu kommen üble Abgase wie Stickoxide. Und sogar die Kondensstreifen, die viele Maschinen an den Himmel malen, schaden dem Klima. Die anfangs schmalen weißen Striche werden zu größeren, künstlichen Zirruswolken, die sich am Himmel ausbreiten. Dadurch verstärken sie den sogenannten Treibhauseffekt. Denn sie lassen die Wärmestrahlung unseres Planeten nicht entweichen, sind aber zu dünn, um - wie andere Wolken - das Sonnenlicht von oben abzuhalten. Sie heizen unserem Klima also auch ein wenig ein. Trotz alledem will kaum jemand aufs Fliegen verzichten. Im Gegenteil!
Experten schätzen, dass in etwa 20 Jahren mehr als doppelt so viele Menschen in ein Flugzeug steigen wie heute.
Grund genug, dass nicht nur die Studenten aus Stanford, sondern Forscher weltweit an Erfindungen tüfteln, um das Fliegen klimafreundlicher zu machen - oder "grüner", wie es heißt. Sie entwerfen zum Beispiel energiesparende Flieger, die nur aus Flügeln bestehen. Eine andere Idee ist, Maschinen künftig in der Luft zu betanken. Immerhin wiegt der benötigte Treibstoff auf langen Flügen schon mal halb so viel wie das Flugzeug. Mit weniger Kerosin an Bord wäre es leichter und der Verbrauch dadurch geringer. atsächlich gibt es bereits Maschinen, die ganz ohne Treibstoff abheben - Solarflugzeuge. Das modernste, die "Solar Impulse", hat eine Spannweite von 63,5 Metern und ist mit fast 12.000 Solarzellen bestückt. Die wandeln Sonnenenergie in elektrischen Strom um, der Motoren antreibt. Bloß: Es gibt gerade mal einen Sitz für den Piloten, Platz für Passagiere ist nicht. Dass Solarflieger Jumbojets ersetzen, ist also Zukunftsmusik. Und so widmen sich Wissenschaftler derzeit vor allem herkömmlichen Flugzeugen. Was diese tanken, soll so umweltfreundlich wie möglich sein. Einige Fluggesellschaften testen Bio-Kerosin aus Pflanzen.


Patrick Le Clercq, ein Experte am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart, erklärt: "Auch dieser Kraftstoff gibt beim Verbrennen CO2 ab. Allerdings nehmen Pflanzen beim Wachsen auch wieder Gas aus der Atmosphäre auf. So entsteht ein Kreislauf." Allerdings sei klar:
So viele Pflanzen, wie man bräuchte, um den Kerosinbedarf zu decken, können wir momentan auf der Erde gar nicht anbauen.
Außerdem fürchten Umweltschützer, dass man Energiepflanzen womöglich bald dort anbaut, wo heute Nahrungsmittel wachsen. Die fehlen dann auf den Tellern der Menschen, sagen sie. ine mögliche Alternative: Rohstoffe, die keinen wertvollen Ackerboden beanspruchen - etwa Algen. Sie benötigen nur ein Becken mit Wasser und viel Licht. Doch ehe Passagiere mit Algen-Kraftstoff um die Welt düsen, müssen Forscher sicherstellen, dass sich das Biokerosin wirklich so gut bewährt wie das herkömmliche. "Schließlich kann ein Flieger nicht anhalten und den Pannendienst rufen, wenn etwas schiefgeht", sagt Le Clercq.
Überflieger-Wissen
Kann man Fliegen wiedergutmachen?
Wer von Berlin nach Paris und zurück fliegt, ist verantwortlich dafür, dass 520 Kilogramm CO2 in die Luft gepustet werden. Unmöglich, das ungeschehen zu machen. Aber eine Spende hilft, die Klimasünde auszugleichen. Das ermöglicht etwa die Organisation Atmosfair. Gibt man im Internet unter www.atmosfair.de sein Reiseziel ein, wird der Schaden berechnet. Und dazu eine Geldsumme, die nötig ist, um anderswo die gleiche CO2-Menge einzusparen. Die Paris-Reise etwa "kostet" 12 Euro, die Atmosfair an Energiespar-Projekte weitergibt.