Schlüpften Eintagsfliegen einfach irgendwann, würden sich Männchen und Weibchen verpassen. Sie könnten sich nicht fortpflanzen. Siebenschläfer würden verhungern, wenn sie am Ende des Winters nicht aufwachten. Und Knospen erfrieren, wenn sie zu früh austrieben.
Die innere Uhr sorgt dafür, dass genau das nicht passiert. Genau genommen: viele innere Uhren, in jeder Zelle. Denn im Prinzip sind es einzelne Gene, Abschnitte unseres Erbgutes, die den Takt des Lebens vorgeben. Sie sorgen dafür, dass die Zellen vor allem nachts bestimmte Eiweiße produzieren. Sobald eine gewisse Menge erreicht ist, stoppt die Produktion. Tagsüber bauen die Zellen das vorhandene Eiweiß wieder ab. Sinkt die Menge dann unter einen bestimmten Wert, heißt es: weitermachen! Und die Produktion geht von vorn los.
Das Auf- und Abbauen der Eiweiße in den Zellen braucht immer ungefähr gleich viel Zeit – je nach Lebewesen zwischen 22 und 28 Stunden. Wie das Pendel einer Uhr gibt es also den Takt im Körper vor. Dazu messen Lichtsensoren, etwa in den Augen von Wirbeltieren, wie lange es hell ist. Temperaturfühler registrieren außerdem, wie warm es ist. Die äußeren Zeitmesser korrigieren die inneren Uhren in den Zellen, wenn nötig. So gelingt es den Eintagsfliegen, nach drei Jahren Larvendasein gleichzeitig aufzusteigen und das ganze Erwachsenenleben gemeinsam an einem Tag im Juni zu verbringen.