Johann tanzt mal wieder aus der Reihe. So muss es sein! Schließlich soll er zeigen, was er draufhat. Der Zehnjährige tritt nach vorn, geht in die Hocke, drückt sich mit den Händen vom Boden hoch, bis Po und Beine in der Luft sind, dann dreht er sich um die eigene Achse. Sadik, Tolga, Henriette und Victor feuern ihn an. Gemeinsam trainieren die fünf Schüler aus Hamburg zweimal in der Woche Breakdance. Trainer Chris Rock Jackson bringt ihnen die Bewegungen und Schritte bei, oder besser: die Moves und Steps, wie echte Break- dancer auf Englisch sagen. Denn seinen Ursprung hat der Tanzstil in den USA. In den 1970er Jahren gab es im New Yorker Stadtteil Bronx zahlreiche Jugendliche, die wenig Geld und keine Arbeit hatten. Sie fühlten sich als Außenseiter, verbrachten viel Zeit auf der Straße. Irgendwann begannen sie, draußen Musik zu machen, und anstatt ihre Streitereien mit Gewalt auszutragen, traten einige von ihnen in sogenannten Battles, Tanzkämpfen, gegeneinander an. Abwechselnd versuchten sie, sich mit immer spektakuläreren Bewegungen zu übertrumpfen. Dabei kombinierten sie Elemente aus verschiedenen Tanzrichtungen wie Jazz oder Salsa und mischten diese mit akrobatischen Einlagen.

Feste Regeln gab es dabei nicht, und das ist bis heute so. "Man kann beim Breakdance im Grunde tanzen, wie man will", sagt Chris Rock Jackson. "Selbst wenn man die Hose runterzieht, kann das ein Move sein." Einfach ist der Tanz deswegen trotzdem nicht. "Man muss beides können, Akrobatik und Steps", sagt Johann. Allerdings sollten sich Anfänger beim Breakdance nicht direkt an die schwersten Tricks der Profis heranwagen. "Mit dem Rückwärtssalto zu beginnen, klappt nicht", sagt der Trainer. Besser ist es, erst ein paar Grundschritte zu lernen und sich langsam zu steigern. "Bei mir hat es etwa zwei Jahre gedauert, bis ich etwas vorführen konnte, das richtig gut aussah", erzählt Tolga.
Mittlerweile tritt er mit anderen aus der Gruppe regelmäßig in Fußgängerzonen auf. "Das Gute ist, dass man zum Breakdancen eigentlich nichts braucht", sagt Trainer Chris. "Nur Musik und ein bisschen Platz." Auch die Kleidung kann sich jeder selbst aussuchen. "Ich trage am liebsten eine Jogginghose", sagt Sadik. "Die ist bequem und sieht lässig aus." Johann hat beim Tanzen gern noch eine Mütze auf. Damit sie besser auf seinem Kopf hält, hat er sich das breite Gummiband einer Unterhose von innen an den Mützenrand nähen lassen. So verrutscht sie auch bei wilden Battles nicht. "Wichtig ist, dass sich jeder wohlfühlt in seinen Klamotten", sagt Chris. "Ich habe sogar schon Leute in Gummistiefeln breakdancen sehen."