Die junge Frau weiß nicht mehr weiter. Das Land, das sie regiert, darf sie nicht mehr betreten und ihr eigener Bruder würde sie am liebsten umbringen lassen. Ihre letzte Hoffnung ist der Herrscher des benachbarten Römischen Reiches: Cäsar. Nur er kann ihr jetzt noch helfen und zwischen ihr und dem Bruder vermitteln.
Um unbemerkt in Cäsars Gemächer zu gelangen, lässt sich Kleopatra VII., Herrscherin über Ägypten, in einen Teppich einwickeln - es ist ihr einziger Weg, um an den strengen Wachen ihres Bruders unbemerkt vorbei kommen. Ihr Plan geht auf: Im Teppich versteckt gelangt sie zu Cäsar und kann ihn mit ihrer Schönheit, ihrem Ehrgeiz und ihrer Intelligenz so betören, dass der Befehlshaber über das Römische Reich ihr einfach helfen muss - weil er sich in sie verliebt hat.
Wie kam es zu dieser Situation?
Kleopatra war die Tochter des ägyptischen Pharaos Ptolemaios XII. Schon seit über 300 Jahren war die Familie, die ursprünglich aus Griechenland stammte, in Ägypten an der Macht. Und in der ganzen Zeit konnte keiner der Herrscher die ägyptische Sprache sprechen. Erst Kleopatra, eine der gebildetsten Frauen ihrer Zeit, beherrschte mehrere Sprachen fließend - darunter, selbstverständlich, auch ägyptisch.
Nach dem Tod ihres Vaters musste Kleopatra, so sah es das Testament vor, ihren Bruder heiraten, um mit ihm zusammen das Land zu regieren. So war es Sitte in Ägypten im Jahr 51 vor Christus. Kleopatra hatte viel vor mit dem Ägyptischen Reich: Sie wollte die Grenzen erweitern und sich mit den römischen Nachbarn verbünden, damit aus den beiden Gebieten ein großes werden kann. Ihr Bruder (und Ehemann) Ptolemaios XIII., war da anderer Meinung. Er wollte Kleopatra loswerden und schickte sie nach Syrien ins Exil. Der Wille nach Macht war damals so groß, dass die Pharaonen Ägyptens noch nicht einmal davor zurückschreckten, ihre eigenen Familienmitglieder zu ermorden. Und genau das hatte Ptolemaios XIII. vor. Denn ohne seine Schwester Kleopatra konnte er seine Vorstellungen viel besser durchsetzen. Kleopatra aber wollte um ihre Herrschaft kämpfen. Sie stellte Truppen zusammen, mit denen sie wieder in Ägypten einziehen und ihren Bruder besiegen wollte. Doch Cäsar kam dazwischen.
Kleopatra betörte Cäsar
Cäsar war so beeindruckt von Kleopatras Schönheit, ihrem Ehrgeiz und Willen, dass er ihr zu Hilfe kam. Er erklärte, dass das Testament des verstorbenen Ptolemaios XII. gültig sei und dass demnach beide Geschwister zusammen über Ägypten regieren sollten. Kleopatra nahm diesen Kompromiss selbstverständlich sofort an und kam zurück in den Palast in Alexandria. Ihr Bruder, Ptolemaios XII., starb kurze Zeit später in einem Krieg. Kleopatra wurde daraufhin mit ihrem 10-jährigen Bruder Ptolemaios XIV. vermählt, damit sie wieder mit einem Bruder zusammen das Land regieren konnten.
Cäsarion
Obwohl Cäsars Arbeit in Ägypten eigentlich erledigt war (er hatte die Streitigkeiten geschlichtet), hielt er dennoch Kontakt zu Kleopatra. Die beiden bekamen im Jahr 47 vor Christus einen Sohn, der Cäsarion ("kleiner Cäsar") genannt wurde. War es Liebe oder Berechnung, die Kleopatras Beziehung zu Cäsar aufrecht erhielt?
Kleopatra folgte Cäsar nach Rom und hoffte, sich dort auch ihren Wunsch nach einem großen Weltreich erfüllen zu können. Doch Cäsar heiratete sie nie und erkannte seinen leiblichen Sohn auch niemals als Thronfolger an. Und dann geschah das Unglück: Cäsar wurde im Jahr 44 vor Christus von zwei Widersachern heimtückisch ermordet. Mit seinem Tod schwanden nicht nur Kleopatras Hoffnungen auf die Ausbreitung ihres Reiches; Auch ihr Helfer und Beschützer war nun nicht mehr da. Sie musste mit den Thronstreitigkeiten in Ägypten von nun an allein zurechtkommen. Kleopatra und Cäsarion kehrten noch im gleichen Jahr nach Ägypten zurück.
Noch ein Tod
Schon bald starb Kleopatras Ehemann, ihr jüngerer Bruder, unter mysteriösen Umständen. Hatte sie ihn umbringen lassen, damit ihr Sohn Cäsarion gemeinsam mit ihr regieren konnte? Man weiß es nicht. Der Tod Ptolemaios XIV. konnte nie aufgeklärt werden.
Kleopatra betörte auch Antonius
Während Kleopatra in Ägypten regierte, wurde das Römische Reich nach Cäsars Tod zwischen Marcus Antonius und Octavian aufgeteilt. Kleopatras Wunsch, ein größeres Reich zu gewinnen, war immer noch vorhanden. Sie nahm mit Antonius Kontakt auf - der, genau wie Cäsar schon vor ihm, den Reizen der Ägypterin erlag. Auch Antonius nahm Kleopatra nie zur Frau; er war selbst schon seit einiger Zeit verheiratet. Aber Antonius und Kleopatra hatten zusammen drei Kinder. Auch politisch war ihre Freundschaft überaus erfolgreich und Kleopatra bekam, was sie wollte: Antonius erweiterte die Grenzen ihres Reiches.
Der Kampf der Entscheidung
Octavian, der sich die Herrschaft über das Römische Reich mit Antonius teilte, war damit selbstverständlich nicht einverstanden. Er warf Antonius vor, Rom an die Ägypterin verraten zu haben und zettelte einen Kampf gegen ihn und Kleopatra an, der im Jahr 31 vor Christus bei Actium auf hoher See stattfand. Kleopatra und Antonius waren auf verschiedenen Schiffen gegen Octiavian angetreten, sie waren ihm allerdings haushoch unterlegen und flüchteten nach Ägypten. Als Antonius Octavians Truppen auch dorthin kommen sah, beging er Selbstmord und stürzte sich in sein Schwert.
Kleopatra war in der Zwischenzeit schon in Ägypten angekommen. Sie gab sich für kurze Zeit als Gewinnerin der Schlacht aus. Ihr war allerdings auch klar, dass Octavian in Kürze ebenfalls in Ägypten ankommen würde, um dort seinen Sieg zu feiern. Octavian würde sie dann als Verliererin in einem Triumphzug durch die Stadt führen lassen, so dass jeder ihre Niederlage mit eigenen Augen sehen könnte. Dieser Schmach wollte Kleopatra entgehen. Deshalb nahm auch sie sich das Leben.
Doch selbst dafür ließ sie sich, so behauptet es zumindest eine Sage, etwas Besonderes einfallen. Sie legte eine giftige Schlange an ihre Brust und wartete auf den Tod bringenden Biss. Giftschlangen waren im damaligen Ägypten ein Symbol für Herrschaft. So war Kleopatra bis zum letzten Augenblick Pharaonin geblieben und konnte selbst ihren eigenen Tod inszenieren.