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Griechische Sagen: Ein Gott schenkt den Menschen das Feuer
Prometheus, ein Bruder des Göttervaters Zeus, war ein ziemliches Schlitzohr, das selbst Götter täuschen konnte. Und doch haben die Menschen - zumindest den griechischen Sagen nach - ihm viel zu verdanken. Nachdem die Erde erschaffen war, gab es keine Geschöpfe, die die Natur hätten bewundern können. Da hatte Prometheus eine Idee: Er nahm Ton und formte daraus Menschen. Athene, die Göttin der Weisheit, hauchte ihnen Leben ein. Prometheus brachte den Menschen bei, Häuser zu bauen und Heilkräuter zu mischen, er lehrte sie Schreiben, Rechnen und Kunst. Doch dann kam es zum Streit zwischen Prometheus und den anderen Göttern. Verärgert beschlossen sie, dass die Menschen das Feuer nicht kennenlernen dürften. Trotzdem nahm Prometheus den langen Stängel des Riesenfenchels, zündete ihn an der Sonne an und brachte so das Feuer auf die Erde.

Die Strafe für Prometheus folgte auf dem Fuße: Zeus befahl, Prometheus an einen Felsen zu fesseln. Aber damit nicht genug: Ein Adler hackte ihm jeden Tag die Leber aus, auch wenn diese nachts wieder nachwuchs. Eigentlich sollte Prometheus bis in alle Ewigkeit so angekettet bleiben, doch zum Glück rettete ihn nach 30 Jahren der Held und Halbgott Herakles. Auch die Menschen wurden bestraft: Die Götter sandten die bezaubernde Frau Pandora mit einem Gefäß auf die Erde. Von Pandoras Schönheit geblendet, nahmen die Menschen das Geschenk an. Doch in dem Gefäß waren die Krankheiten und alles Übel, das seither die Menschen quält.
So weit die Legende. Mit der tatsächlichen Geschichte, wie die Menschen das Feuer kennenlernten, hat sie nichts zu tun. Aber sie zeigt uns etwas anderes: Schon den Griechen war klar, welche herausragende Entdeckung das Feuer war. Es war so wichtig für die Menschen, dass es alle Übel aus Pandoras Gefäß aufwog.
Die Steinzeit: Feuer durch Blitze und Vulkanausbrüche
Doch was ist nun die wahre Geschichte - wie entdeckten die Menschen wirklich das Feuer? Klar ist, dass es Feuer und Brände schon fast seit Anbeginn der Erde gibt. Durch Blitze und Vulkanausbrüche können jederzeit Waldbrände entstehen. Deshalb müssen unsere Urahnen das Feuer als zerstörerische Naturgewalt gekannt haben. Aber erst sehr viel später begannen sie, das Feuer zu bändigen und für sich zu nutzen. Welche Menschen das waren - dafür müssen wir in die Steinzeit zurückgehen.
Die Steinzeit begann vor etwa 2,5 Millionen Jahren mit den ersten Vertretern der Gattung Homo - was auf Lateinisch "Mensch" heisst. Diese ersten Urmenschen lebten während des letzten Eiszeitalters in Ostafrika. Sie nutzten noch kein Feuer, aber sie hatten schon einfache Steinwerkzeuge, daher der Name Steinzeit.
Wann genau unsere Vorfahren begannen, das Feuer zu nutzen, darüber wird unter den Wissenschaftlern gestritten. Vermutlich fing der Homo Erectus (lateinisch: "der aufgerichtete Mensch") damit an, der vor 1,8 Millionen Jahren als weitere Urmenschenart hinzukam. Allerdings glauben die Forscher heute, dass die Menschen damals das Feuer noch nicht selber entzünden konnten. Streichhölzer und Feuerzeuge gab es noch nicht. Unsere Urahnen hielten jedoch einen natürlich entstandenen Brand als Lagerfeuer am Leben.
Schon damit änderte sich vieles: Die Steinzeitmenschen konnten nun ihre Nahrung kochen, sie konnten aus Ton geformte Gefäße durch Brennen festigen. Vor allem das Erhitzen des Essens machte für die Menschen einen großen Unterschied: Manche Wurzeln wurden erst durch Kochen genießbar, vieles wurde bekömmlicher und leichter zu verdauen. So hatten Magen und Darm weniger Arbeit und die Menschen konnten durch das Essen mehr Energie aufnehmen. Davon hatte vor allem das Gehirn etwas - es wurde im Laufe der folgenden Jahrtausende immer größer.
Und dann, vor 32 000 Jahren, wurde es erfunden: das erste Feuerzeug. Die Menschen entdeckten, dass ein Funke entsteht, wenn sie zwei bestimmte Steine aufeinander schlugen. Der eine enthielt das Mineral Pyrit (auch Schwefelkies genannt) und der zweite war ein Feuerstein. Mit dem Funken ließ sich Reisig oder Zunderschwamm zum Glimmen bringen. "Das brennt wie Zunder", sagen wir heute noch - und beziehen uns damit auf einen Pilz namens Zunderschwamm, der an Baumstämmen wächst und besonders gut zum Feuermachen geeignet ist. Er ist sozusagen der erste Grillanzünder. Seitdem war es nicht mehr ganz so schlimm, wenn doch einmal das Lagerfeuer ausging - vorausgesetzt, man hatte ein Stück Pyrit zur Hand.