Geburt und Leben
Joachim Gauck wurde am 24. Januar 1940 in Rostock geboren. Erst kurze Zeit zuvor hatte der zweite Weltkrieg begonnen. Seine Eltern und die drei Geschwister waren vom Krieg selbst zwar nicht stärker betroffen als andere, Gaucks Vater – ein Kapitän – wurde aber ohne Grund in Kriegsgefangenschaft genommen. Dadurch entwickelte er schon in frühster Kindheit ein großes Interesse für Politik und Gerechtigkeit. Auch seine Mutter, die die Kinder nun allein erziehen musste, unterstützte das.
1959 heiratete er seine Schulfreundin Gerhild "Hansi" Radtke. Unterstützt vom Onkel, der Domprediger war, entschied er sich für ein Theologiestudium, also die sogenannte "Lehre von Gott". Ab 1967 arbeitete er dann als Pastor in einer Kirche. Die Regierungsform der DDR, der Deutschen Demokratischen Republik, blieb von Gauck ungeliebt. Er wollte sich nicht damit zufrieden geben, dass der Staat Entscheidungen für Bürger trifft und predigte in seinen Gottesdiensten zum Volk. Aufgrund dieser negativen Haltung gegenüber der Regierungsform überprüfte und beobachtete ihn durchgängig die Stasi, das damalige "Ministerium für Staatssicherheit der DDR". Viele Menschen in der DDR hatten damals große Angst vor der Stasi, denn sie warf nicht nur ein Auge auf diejenigen, die nicht mit dem System einverstanden waren, sondern bestrafte auch viele von ihnen oder steckte sie ins Gefängnis. Sie führten über ihre Aktivitäten ausführliche Berichte, die heute als "Stasi-Akten" bekannt sind. Ein laufendes Verfahren gegen den sehr kritischen Gauck führte dennoch nie zu einer Verurteilung. Glück gehabt! So predigte Gauck mutig weiter, "für die Hoffnung in die DDR" und "gegen den regierenden Staat".

Erste politische Aktionen
Seine offizielle politische Laufbahn begann aber erst viele Jahre später, nämlich 1990 bei der Volkskammerwahl. Gauck wurde dort zum Abgeordneten für die Partei "Bündnis 90/die Grünen" gewählt. In dieser Position beschäftigte er sich haargenau mit der Arbeit der Stasi und forderte einen "Sonderausschuss zur Kontrolle der Auflösung" dieses Ministeriums. Als sein Antrag dann genehmigt wurde, wählte man Gauck zum Vorsitzenden dieses Ausschusses. Seit dem Fall der Mauer und dem Tag des Beitritts der DDR zur Bundesrepublik Deutschland am 3. Oktober im gleichen Jahr galt er auch als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, arbeitete also in ganz Deutschland. Parallel trat er aus der Partei "die Grünen" aus und legte die Pastortätigkeit ab, um sich voll und ganz auf den neuen, wichtigen Job zu konzentrieren. Ein Jahr später trennte er sich von seiner Frau, mit der er über die Jahre hinweg vier Kinder zur Welt brachte.
Kurz darauf, im Jahr 2000, lernte er nicht nur seine neue Lebensgefährtin Daniela Schadt kennen, er musste auch nach zehnjähriger Amtszeit den Platz als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen räumen. So stand es schließlich im Vertrag.
Ab sofort konzentrierte sich Gauck vermehrt auf die Medien und bekam auch direkt eine eigene Sendung im WDR. Er betrieb dort "Polit-Talk", also Diskussionsrunden über politische Themen. Von 2003 bis zu seiner Amtszeit war er Vorsitzender der Vereinigung "Gegen Vergessen - Für Demokratie", setzte sich in vielen weiteren demokratischen Organisationen und Verbänden ein, war ehrenamtliches Mitglied verschiedener Vereine und hielt Vorträge über politische Themen. Er wollte weiterhin seine Meinung öffentlich machen und die Politik mit bestimmen.
Gauck wird Präsident
Als Bundespräsident Christian Wulff 2012 nach weniger als zwei Jahren von seinem Amt zurücktritt, rückt Joachim Gauck wieder ins Licht der Politik. Die SPD und "die Grünen" schlagen ihn als Nachfolger vor. Gauck kandidiert und gewinnt: Am 18. März wählte ihn die Bundesversammlung zum 11. Bundespräsidenten Deutschlands.
In seiner Rolle als Bundespräsident erwarten ihn in den kommenden fünf Jahren verschiedene Aufgaben: Er ist vor allem Staatsoberhaupt repräsentativer Art, das heißt, er ist das Gesicht der Bundesrepublik Deutschland. Auch politische Entscheidungen kann er treffen, wenn er sich mit der Regierung abspricht. Er ernennt und erlässt so beispielsweise Minister, muss sein Ja-Wort zu neuen Gesetzen geben und ist sogenannte "Stimme des Volkes". Außerdem ist er auf der ganzen Welt unterwegs und besucht als Vertretung Deutschlands andere Staaten.
Joachim Gauck, der maximal zehn Jahre das Amt des Präsidenten ausüben kann, lebt momentan mit seiner Freundin in Berlin. Er fühlt sich keiner Partei mehr angehörig und bezeichnet sich selbst als "Liebhaber der Freiheit". Zu großen Teilen ist er in Deutschland als Präsident sehr beliebt.