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"Meine Füße froren, während mein Kopf fast verbrannte!"
Wo: Dunalley auf Tasmanien, Australien
Wann: 4. Januar 2013
Was geschah: Anfang des Jahres war es in Australien so heiß wie seit 80 Jahren nicht. Waldbrände brachen aus und wüteten sogar auf der sonst so milden australischen Insel Tasmanien
Matilda Walker, 12 Jahre, erinnert sich:

Es war heiß wie im Backofen an diesem Tag, und der Wind war heftig. Am Morgen, als Mama mich und meine vier Geschwister zu unseren Großeltern fuhr, hörte ich im Radio die Warnungen vor den Buschfeuern. Aber ich dachte: Die kommen nicht zu uns. Opa Tim bespritzte zur Vorsicht trotzdem alles mit Wasser: das Dach, die Zäune. Es hat nichts genützt. Denn um die Mittagszeit wehte der Wind einen glimmenden Funken herüber in das hüfthohe, trockene Gras vorm Haus. Im Nu brannte es lichterloh. Opa schrie, wir sollten abhauen - Richtung Bootssteg. Als ich mich das nächste Mal umschaute, waren wir schon von Flammen umzingelt. Opa? Endlich tauchte sein großer Lederhut im Rauch auf. Das Atmen tat so weh - wegen der Hitze und des Qualms. "Wir müssen ins Wasser", sagte Opa. Tatsache: Wenn man den Kopf ganz knapp über der Wasseroberfläche hielt, konnte man wirklich besser Luft holen. Aber das Wasser war so gruselig kalt, höchstens 15 Grad. Meine Füße froren, während mein Kopf fast verbrannte! Mehr als zwei Stunden mussten wir so unter dem Steg warten. Wir sahen, wie unser Haus verbrannte, hörten, wie in der Stadt die Gasflaschen explodierten. Da entdeckte meine Oma etwas weiter entfernt am Ufer ein altes Boot. Wir kletterten hinein. Auch unser Hund sprang hinterher. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er bei uns war! Opa paddelte uns an eine Uferstelle, an der es nicht brannte. Feuerwehrleute brachten uns von dort in Sicherheit. Ich war so erschöpft - und konnte trotzdem nicht schlafen. Ich musste immer an meine Vögel, Hühner und die vier Pferde denken. Zum Glück tauchten wenigstens die Pferde am nächsten Tag wieder auf. Sie waren rechtzeitig ausgerissen.
"Da fuhren Motorräder und Autos vorbei - ohne Menschen darin!"
Wo: Port-au-Prince, Haiti
Wann: 12. Januar 2010
Was geschah: Ein schweres Erdbeben erschütterte die Hauptstadt Haitis, verwandelte sie in eine Trümmerlandschaft. Mehr als 300 000 Menschen starben, Hunderttausende wurden verletzt
Landa Gerome, 13 Jahre, erinnert sich:

Es war noch früh an diesem Dienstag, ich lag noch im Bett. Plötzlich wackelte es. Ich dachte erst, eines meiner vier Geschwister rüttelt daran, um mich zu ärgern. Ich guckte durch mein Fenster nach draußen. Da fuhren Motorräder und Autos vorbei - ohne Menschen darin! Was war hier los? Ich weinte. Papa kam in mein Zimmer. Erst sagte er, wir sollen uns hinknien und beten. Aber als weiter alles wackelte, sind wir rausgelaufen. Auf der Straße waren schon viele Menschen. Ein Polizist schrie: Lauft zum Flughafen, hier stürzen gleich die Häuser ein! Also sind wir losgerannt! Dabei bin ich gestürzt und mit dem linken Fuß umgeknickt, ich konnte nicht mehr laufen und viele Tage keinen Schuh mehr anziehen. Irgendwann sind wir dann am Flughafen angekommen, auf der Landebahn war ein Notlager eingerichtet. Ich dachte, jetzt haben wir es geschafft! Aber es kam noch schlimmer. Denn am nächsten Tag, ich glaube morgens, kam plötzlich das Wasser. Richtig viel schlammiges Wasser floss auf die Landebahn! Papa hat mir später erklärt, dass es noch ein Erdbeben unter dem Meer gab, das eine große Welle ausgelöst hat. Alle schrien und rannten. Und ich konnte nicht! Da schnappte mich Papa und trug mich, bestimmt eine Stunde lang, bis kein Wasser mehr hinter uns war. Wir sind in einer Schule untergekommen.
An einem der nächsten Tage ist Papa in die Stadt gegangen, um nach unserem Haus zu sehen. Das Erdbeben hatte so viele Häuser zerstört, aber unseres war stehen geblieben.
"Als der Vulkan ausbrach, war alles grau"
Wo: Skálakot an der Südküste Islands
Wann: Ab Mitte April 2010
Was geschah: Wochenlang spuckte der Vulkan Eyjafjallajökull kilometerhohe Aschewolken. Menschen aus den umliegenden Dörfern mussten fliehen, in Teilen Europas lag der Flugverkehr lahm
Birta Guamundsdóttir, 15 Jahre, erinnert sich:

Wenn ich aus dem Fenster unseres Hauses gucke, sehe ich den zimtbraunen Strand, das blaue Meer und dahinter, am Horizont, die grünen Hänge der Westmännerinseln. Aber als der Vulkan ausbrach, war alles nur grau. Wir hatten tagsüber schon im Fernsehen und im Radio davon gehört, dass der Eyjafjallajökull Asche spucke. Aber ich habe mir echt nichts dabei gedacht. Das ist für andere vielleicht schwer vorstellbar, aber Vulkanausbrüche sind hier so normal wie anderswo Gewitter. So etwas passiert bei uns dauernd, auf Island gibt es über 30 aktive Vulkane. Also sind wir abends einfach ins Bett gegangen. Mitten in der Nacht, um zwei Uhr, hat mich meine Mutter dann geweckt. Sie sagte: "Komm, wir müssen weg. Der Vulkan!" Ich habe mich ganz schnell angezogen und bin rausgelaufen. Man konnte echt nichts sehen, so qualmig war alles. Meine Eltern und ich sind dann etwa zehn Minuten mit dem Auto gefahren, in den nächsten Ort. Da war es nicht so verqualmt.
Das Schlimmste an dieser Nacht war, so früh geweckt zu werden. Ich war tierisch müde am nächsten Tag. Und natürlich diese Asche! Als wir an einem der nächsten Tage wieder in unser Dorf gefahren sind, lag alles unter einem grauen Schleier. Wir mussten lange putzen, bevor wir wieder in unser Haus einziehen konnten. Zum Glück ist der Vulkan seitdem ruhig geblieben.
"Unser Haus sah nach dem Hurrikan schrecklich aus!"
Wo: Point Pleasant Beach im US-Bundesstaat New Jersey
Wann: 29. Oktober 2012
Was geschah: Hurrikan "Sandy" fegte über die Ostküste der USA hinweg, zerstörte ganze Landstriche. Allein in den USA starben über 80 Menschen in dem Wirbelsturm, Tausende verloren ihr Zuhause
Julia Riordan, 10 Jahre, erinnert sich:

Wir wussten, dass der Hurrikan "Sandy" zu uns kommen würde. Aber wir wollten in unserem Haus bleiben, wir hatten das ganz fest geplant. Aber dann redeten sie im Fernsehen plötzlich von Evakuierungen; Menschen an den Küsten sollten ihre Häuser räumen. Plötzlich ging alles ganz schnell. Mama fing an, einige Dinge in die oberen Stockwerke zu tragen - falls Wasser in unser Haus kommen würde. Papa und ich begannen draußen, Säcke mit Sand zu füllen, um damit die Türen und Fenster dicht zu machen. Das war ganz schön schwierig - weil der Wind mittlerweile wirklich heftig war. Die Wellen wurden höher. Außerdem war ja auch Vollmond, was die Flut verstärkte. Ein bisschen Angst bekam ich da schon.
Und als Mama und Papa beide Autos vollpackten, wusste ich, wir würden wohl so schnell nicht wiederkommen. Mama war ziemlich traurig, denn es war auch noch ihr Geburtstag. Während der Hurrikan über die Küste fegte, waren wir bei meinen Großeltern, die über eine Stunde entfernt Richtung Norden wohnen. Es gab Geburtstagskuchen für Mama, aber der hat keinem gut geschmeckt. Unser Haus sah nach dem Hurrikan schrecklich aus. Wasser war durch die erste Etage gelaufen, im Fußboden waren Löcher. Die Möbel, die wir nicht hochgetragen hatten, waren kaputt. Und meine Verkleidungskiste war weg, ich weiß nicht, warum. Unser Zuhause wird nun repariert. Wir wohnen derzeit in einem kleinen Haus, das zwar weit weg ist von meinen Freunden, aber nah an meiner Schule. Da muss ich wenigstens nicht so früh aufstehen.
"Die Flut hat alles weggespült"
Wo: Dhaka, Bangladesch
Wann: Mai 2010
Was geschah: Der Monsunregen überflutete für Wochen das Land
Muhammad Abdul Hashem, 11 Jahre, erinnert sich:

Am Morgen wurde der Himmel schwarz, kurz nach dem Nachmittagsgebet trommelte dann der Monsunregen los, knietief stand bald überall das Wasser. Aber erst als unsere Kühe laut muhten, wusste ich, dass etwas Schlimmes geschehen würde. Meine Familie und ich rannten raus, um zu sehen, was los war. Das war unser Glück. Denn die nächste Bö schmiss den größten Baum im Hof um - direkt auf unser Haus! Meine Mutter begann sofort zu weinen. Ich hatte fürchterliche Angst. Aber dafür war keine Zeit. Ich musste meinem Vater helfen, den Baum von unserem Haus zu ziehen. Es war niemand anderes da. Meine beiden älteren Brüder waren damit beschäftigt, unser fortgespültes Boot wiederzufinden. Und meine beiden jüngeren Brüder waren noch zu klein. Also nahm ich eine Säge und legte los. Das war so anstrengend wegen des Windes und des Wassers, das mich fast wegspülte. Irgendwie kam ich dann ins Rutschen - und sägte mir in die Hand. Es blutete und tat höllisch weh. Aber ich habe nicht geweint, ich wollte stark sein. Ich werde diesen Tag nie mehr in meinem Leben vergessen. Die Flut hat alles weggespült: unser Haus, unsere Hühner, mein Lieblingsarmband, meinen Fußballpokal, eigentlich mein ganzes altes Leben. Meine Eltern haben in unserem Dorf ein neues Haus aufgebaut, das viel Geld gekostet hat. Ich bin in die Hauptstadt, nach Dhaka, gezogen. Dort arbeite ich nun in einer Plastikfabrik. Mit meinem Lohn unterstütze ich meine Eltern.