Anzeige
Anzeige

Interview: Marie-Louise Eta von Werder Bremen Training per Youtube

Interview: Marie-Louise Eta von Werder Bremen: Training per Youtube
© Werder Bremen
Wegen der Corona-Pandemie steht das Sportvereinsleben in Deutschland still. Fußballspiele? Abgesagt. Normales Training? Findet auch nicht statt. Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht mehr bewegen können – schließlich gibt es für so gut wie alles einen digitalen Ersatz! Marie-Louise Eta, Trainerin bei Werder Bremen, hat uns von der Online-Fußballschule des Vereins auf Youtube erzählt

Sechsmal in der Woche steht Fußballerin Marie-Louise Eta sonst auf dem Platz, um die U14-Junioren von Werder Bremen zu trainieren. Die Ausbreitung des Corona-Virus hat auch ihren Alltag verändert. Statt vor ihren Jungs, sportelt sie jetzt vor einer Kameralinse – und trainiert über Youtube Kinder und Jugendliche in ganz Deutschland.

GEOlino.de: Frau Eta, wie sind sie zur Online-Fußballtrainerin geworden?

Marie-Louise Eta: Das ging alles ziemlich schnell. Wir haben uns von einen Tag auf den anderen in einem Team aus mehr als zehn Leuten zusammengesetzt und überlegt: Was können wir tun, damit sich Kinder und Jugendliche weiterhin bewegen und sich ein bisschen ablenken können? Fußball hilft da ja auf jeden Fall. Also haben wir beschlossen, Trainings über Youtube anzubieten. So ähnlich machen das auch Vereine wie etwa Alba Berlin. Und zwei Tage später war auch schon mein erster Dreh.

Wie läuft so ein Dreh ab?

Wir starten meistens um 10 Uhr morgens. Wir achten zurzeit natürlich darauf, dass nicht zu viele Menschen zusammenkommen. Wir, das sind darum nur drei Leute: Ein Kameramann, der filmt und sich um den Ton kümmert, eine Trainerin oder ein Trainer und ein Modell, das die Übungen im Video mit vormacht. Wir haben hier bei uns im Stadion eine Spielerlounge mit Sofas und so ein bisschen Wohnzimmer-Atmosphäre, dort drehen wir. Da treffen sich sonst die Spieler-Familien, wenn Bundesliga-Spiele stattfinden, und auch die Profis gehen meistens nach den Spielen hierhin. Von dieser Lounge aus kann man direkt ins Stadion gucken, das ist echt super.

Und dann?

Meist machen wir ein paar Fotos für das Vorschaubild auf Youtube. Und dann drehen wir das Video. In unserer Ballschule für Kids gibt es eben einen Trainer oder eine Trainerin, die die Übungen erklärt, und ein Modell, das sie mit vormacht. Da machen teilweise unsere Fußball-Profis mit, das ist echt super. Ich habe zum Beispiel eine Folge mit dem Fußballer Nick Woltemade aufgenommen. Darin gibt’s verschiedenen Übungen zum Ball jonglieren, also das heißt, dass man mit dem Fuß den Ball hochhält. Aber wir machen auch Übungen ohne Ball. Die können die Kinder und Jugendlichen zu Hause im Wohnzimmer einfach nachmachen. Apropos Profi: Ich habe auch eine Folge mit Claudio Pizzaro gemacht – das war echt lustig!

Sind Sie dann nervös beim Dreh?

Ja, am Anfang war ich das auf jeden Fall. Die erste Folge, die ich als Moderatorin aufgenommen habe, war auch direkt erst einmal mit einem Profi. Da wollte ich es natürlich auch gut machen und nicht schon 20 Minuten nur für die Begrüßung brauchen!

Also ist es anders vor der Kamera zu trainieren, als auf dem Fußballplatz?

Auf jeden Fall! Es sieht wenn man das Video anschaut erst einmal alles so einfach aus, aber da steckt viel Arbeit dahinter. Einmal muss ich ein Video-Training natürlich vorbereiten, da sitze ich bestimmt einen Tag dran. Ich spiele gedanklich einmal alles durch, überlege mir Aufgaben und probiere neue Übungen erst einmal aus. Und dann kommt der praktische Part vor der Kamera dazu: Wenn ich erst einmal die Übungen vormache, ist es für mich keine so große Sache. Das bin ich ja als Trainerin gewohnt, Übungen zu zeigen und zu erklären. Aber die Begrüßung am Anfang des Videos ist erst einmal schwierig! Wir Trainerinnen und Trainer sind es ja nicht gewohnt, vor der Kamera zu sprechen. Ich darf zum Beispiel nichts vergessen, muss sagen, worum es heute geht, wie der Name der Folge lautet, wo wir sind, was die Kinder, die zuschauen, zum Mitmachen brauchen. Hat man eine Sache vergessen, muss man die Begrüßung nochmal von vorne aufnehmen. Und dann sollte es ja auch locker wirken und nicht auswendig gelernt! Also das ist schon eine gute Herausforderung. Die macht aber auch echt Spaß. Und von Folge zu Folge fällt es mir immer leichter.

Und dann sehen Sie ja auch die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht, sondern nur die Kameralinse ...

Ja, das ist auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Aber ich lerne dabei total viel und es ist im Moment eine tolle Ablenkung. Ich trainiere sonst ja die U14-Junioren bei Werder Bremen. Und wir waren vor Corona gerade in einer Phase, in der schon die ersten zwei Punktspiele anstanden und wir richtig was vorhatten. Meine Jungs und ich haben uns darauf total gefreut. Ich dachte: "Jetzt wird das Wetter gut und jetzt habe ich richtig Lust, die ganze Zeit auf dem Platz draußen zu sein". Und das vermisse ich natürlich schon, die Zeit auf dem Platz mit den Jungs, die Zeit in der Kabine, das Trainerteam, das man sonst viel um sich hat. Aber die Videos geben uns allen ein tolles Gefühl. Schließlich ist es wichtig, dass die Kinder und Jugendlichen ein Angebot von uns bekommen und weiter in Bewegung bleiben!

Ihr wollt mit Marie-Louise Eta trainieren? Dann lauscht ihren Workouts in der Sport-Folge unseres Podcasts "GEOlino Spezial - Gemeinsam gegen Corona"! Oder ihr schaut auf dem Youtube-Kanal vom Werder Bremen vorbei.

Mehr zum Thema

VG-Wort Pixel