Gestern, am 16.März, fand auf der ukrainischen Halbinsel Krim ein Referendum statt, also eine Volksabstimmung. Die Bewohner der Krim sollten darüber abstimmen, ob sie zukünftig zu Russland gehören wollen. 96 Prozent der Wähler haben sich für einen Betritt der Krim zur russischen Föderation ausgesprochen. Allerdings erkennt weder die ukrainische Regierung noch die Europäische Union diese Abstimmung an. Warum das so ist und was dahinter steckt, erklären wir euch in diesem Artikel.

Die Ukraine
Schon immer sind die Ukraine und das heutige Russland eng verbunden. Nach dem ersten Weltkrieg gehörte die Ukraine als "Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik" zur Sowjetunion. 1954 schenkte der sowjetische Politiker Nikita Chruschtschow die Halbinsel Krim der Ukraine. 1991 dann, als die Sowjetunion auseinanderbrach, erklärte sich die Ukraine unabhängig. Trotz der Unabhängigkeit blieb eine enge Verbindung zu Russland. Viele Russen leben in der Ukraine, russisch ist zweite Amtssprache und ist vor allem im Osten des Landes weit verbreitet. Der Westen der Ukraine hingegen ist eher Europa zugewandt als Russland. So herrscht innerhalb der Ukraine eine gewisse Spaltung zwischen dem pro-russischen Osten und Süden und dem pro-europäischen Westen des Landes.
Ein weiteres Problem der Ukraine ist die Korruption. Das bedeutet, dass viele Menschen in öffentlichen Positionen, zum Beispiel Polizisten und Politiker, bestechlich sind und in ihre eigene Tasche wirtschaften.
Der Euro-Maidan in Kiew
Die Krise auf der Krim hat ihren Ursprung wiederum in den Geschehnissen in Kiew, der Hauptstadt der Ukraine. Dort protestierten monatelang tausende Menschen auf dem Maidan – dem Hauptplatz Kiews – gegen ihren Präsidenten Viktor Janukowitsch. Sie warfen ihm vor, bestechlich zu sein und mit seiner anti-europäischen Haltung seinem eigenen Volk zu schaden. Die Kiewer Demonstranten wollten eine Ausrichtung der Ukraine in Richtung Europa. Janukowitsch wollte sich jedoch nicht vertreiben lassen und blieb hartnäckig im Amt. Bald fielen die ersten Schüsse. Insgesamt wurden fast 100 Demonstranten getötet. Doch ihr Durchhaltevermögen zahlte sich schließlich aus, als Janukowitsch am 21. Februar Hals über Kopf nach Russland floh.
Der Euro-Maidan hatte damit zunächst sein Ziel erreicht. Innerhalb kurzer Zeit wurde eine neue pro-westliche Übergangsregierung gewählt. Die nun bis zu den offiziellen Neuwahlen die Regierung der Ukraine leitet.
Die Krim-Krise
Doch damit ist der Machtkampf um das Land zwischen Russland und der EU erst richtig losgegangen. Denn sowohl die pro-russisch eingestellten Ukrainer im Osten und auf der Krim als auch Russland sind nicht damit einverstanden, dass sich die Ukraine immer mehr Europa annähert. Der russische Präsident Putin hat schnell angekündigt, zumindest die Krim zurück nach Russland zu holen. Und damit macht er nun ernst.
Auf der Krim leben zu einem Großteil Russen. Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung sind Ukrainer. Und etwa jeder zehnte Einwohner gehört der ursprünglichen Bevölkerung der Krim, den Krim-Tartaren, an. Zudem ist auf der Krim die russische Mittelmeerflotte stationiert – das heißt also, dass Russland ein großes Interesse daran hat, die Krim für sich zu beanspruchen. Nach den Unruhen in Kiew gab es auch auf der Krim viele Demonstranten, die allerdings die genau entgegengesetzte Meinung vertraten. Sie stürzten die Regierung der Krim und beschlossen eine neue pro-russische Regierung. Diese Regierung beschloss dann das Referendum, also die Abstimmung, ob die Krim zukünftig wieder Teil Russlands werden soll. Gleichzeitig schickte Russland immer mehr Soldaten auf die Krim und schottete die Halbinsel immer mehr von der Ukraine ab.
Wie geht es jetzt weiter?
Am 16. März fand die Abstimmung statt. Laut der Krim-Regierung stimmten 96 Prozent für den Anschluss der Krim an Russland. Sowohl die ukrainische Übergangsregierung als auch die EU erkennen diese Abstimmung nicht an. Tatsächlich ist es jedoch so, dass Russland bereits über die Krim herrscht und die europäischen Politiker wenig dagegen ausrichten können.
Mit Waffengewalt dagegen vorzugehen, könnte einen neuen großen Krieg auslösen – das will man auf jeden Fall vermeiden. Daher wollen die EU und USA sogenannte Sanktionen, also Strafmaßnahmen, gegen Russland verhängen. Sie könnten etwa die Einreise für russische Staatsbürger in die EU und USA verbieten, den Handel mit Russland stoppen und die Konten russischer Politiker sperren. Doch bisher ließ sich Russland davon nicht beeindrucken. Und die Sorge ist groß, dass nach der Krim nun auch weitere Städte im Osten der Ukraine von Russland übernommen werden.
Bis zum 21. März gibt es nun eine Waffenruhe zwischen den russischen und ukrainischen Soldaten auf der Krim. Wie es dann weitergehen wird, ist noch ungewiss. Politiker der EU und USA setzen alles daran, eine friedliche Lösung zu finden.