"Hoffentlich passiert's nicht! Hoffentlich kommt's nicht wieder!!", ich lag in meinem Bett und zitterte am ganzen Leib. Seit 2 Wochen klopfte es jeden Morgen laut an meine Schranktür und ich hörte eine leise Stimme flüstern. Leider war sie zu leise. Jeder gewöhnliche Mensch lässt da natürlich einfach die Schranktür offen stehen, aber ich war eben sehr müde und nicht mehr so frisch, wie am Anfang der 2 Wochen. So lag ich jetzt in meinem Bett und fürchtete mich vor dem Klopfen. Da ... Die antike Standuhr im Flur schlug 4 Uhr. Jetzt galt es meinen Mut zu beweisen. Ich schlug die Decke zurück und ging langsam auf den Schrank zu. Als es zu klopfen anfing, streckte ich langsam meine Hand aus, biss die Zähne zusammen und riss die Schranktür auf. "Wurde langsam auch mal Zeit! Vierzehn mal musste ich jetzt schon herkommen", nörgelte ETWAS mich an.
Was mich da anmotzte, war auf keinen Fall das, was ich erwartet hatte: ein gruseliges Monster z.B.
Er war das, was ich mir unter einem armseligen Gespenst vorstellte. Er war klein, hatte wässrige Augen und einen breiten Mund. Aber das herausstechendste war seine große rot-lila Knollennase.
Trotzdem hatte ich noch Angst vor ihm und fragte deshalb schüchtern: "Wer bist du?" "Ich bin Knolli, der Knülch!", stellte er sich vor. "Was machst du hier?", fragte ich schon etwas mutiger. "Ich spuke natürlich hier herum! Was sollte ich denn sonst tun?", behauptete er. "Dafür war das klopfen aber ein bisschen zu wenig ängstigend", meinte ich dazu.
"Okay ich bin beruflich hier.", gab er schließlich zu. "Geister haben Berufe?", fragte ich ganz erstaunt. "Ja natürlich! In Walhalla, das ist der Ort, wo du hinkommst, wenn du gestorben worden bist, dort ist es nicht so schön wie's immer dargestellt wird", fügte er vertraulich hinzu "hat so ziemlich jeder einen Beruf. Ich z.B. bin "Kuvert Nach Überall Lichtschnell, Costenlos, Hinbringer, die Abkürzung Knülch!", erklärte er sichtlich stolz.
"Waaas bist du???", fragte ich verdutzt, da ich kein Wort verstanden hatte. "Ich glaube, du würdest das einen Postgeist nennen", erläuterte er mir. Jetzt regte sich die Neugier in mir: "Wie bist du denn das geworden?" "Äh, hmm, na ja, da war mal so ne Sache, weißt du als ich noch nicht in Walhalla gelebt und gearbeitet habe, da war ich Postreiter vom König persönlich!" jetzt sprudelte es geradezu aus ihm hinaus. "Ich bekam den Auftrag eine höchst wichtige Nachricht an den König von Karthago zu überbringen. Ohne Umwege, versteht sich!!!" Knolli wurde knallrot "Ich war aber so durstig, deshalb ging ich kurz in den "SCHLAFENDEN MANN" , nur 'ne Halbe trinken, oder zwei oder drei ... Dort wurde mir, zu meinem TIEFSTEN Bedauern, die Posttasche gestohlen. Der König war so erbost, dass er mir, nun ja, mir meine Stelle als Postgeist in Walhalla beschafft hat", endete er niedergeschlagen. "Und jetzt?", fragte ich. Sofort wurde er amtlich. "Und jetzt bin ich KNÜLCH, und soll überall dafür sorgen, dass vergessene Briefe endlich geschrieben werden. Zum Beispiel - HIER!" "Oh, nein! Andrea!!!" Siedend heiß fiel mir meine Brieffreundin ein. Ich hatte den Brief inzwischen schon 3 Wochen auf sich warten lassen. Irgendwie hatte ich nichts zu erzählen gehabt. Ich setzte mich an meinen Schreibtisch und fing langsam an zu schreiben – und dann kamen die Worte wie von selbst. Ich erzählte ihr einfach vom Knülch und ruck zuck war der Brief fertig. Als ich gerade meine Unterschrift darunter gesetzt hatte, hörte ich ein leises "Plopp" und Knolli mitsamt dem Brief waren verschwunden.