Es war früh am Morgen, als Miriam aufwachte. Verschlafen schaute sie auf ihren Wecker. "Was? Erst neun Uhr?", meinte sie kopfschüttelnd. Es war Sonntag, und früher als um elf aufstehen war bei ihr nicht drin. Schon wollte sie sich umdrehen und weiterschlafen, da ertönte ein nur allzu gut bekanntes Geräusch: "PLING, sie haben eine neue Nachricht! ", piepste ihr Computer. Manchmal glaubte Miriam, dieses Ding wurde nur erfunden um sie zu ärgern. Aber nun war sie neugierig. Ihre E-mail Adresse kannte nur ihre Freundin Nina, und die war Zelten. Wer konnte ihr nur geschrieben haben? Leise tapste sie zu ihrem Computer und las.
Rufe die roten Drachen, sonst wird unser aller Schicksal besiegelt sein!
Aquarina
Hä? Was sollte denn das nun? "Wahrscheinlich nur ein blöder Witz", dachte sie, zog sich an und ging hinunter Frühstücken.
Nun war es ungefähr 6 Uhr Abends. Miriam setzte sich auf ihr Bett und las. Auf einmal flatterten die Seiten ihres Buches, so als würde ein Luftzug sie bewegen, aber die Fenster waren alle verschlossen. Das Mädchen blickte verwundert auf – und traute seinen Augen kaum! Ein riesiger Wirbelsturm fegte durch ihr Zimmer und schien alles aufzusaugen, was sich in der Nähe befand. Miriam schnappte erschrocken nach Luft. Das Ding bewegte sich auf sie zu! Verzweifelt versuchte sie sich irgendwo festzuhalten, doch es war zu spät: Miriam konnte gerade noch schreien, da trug sie der Sturm auch schon davon.
Als das Mädchen wieder zu sich kam, lag es im Sand, und die Sonne schien. Miriam setzte sich auf und sah sich um. Wie wunderschön es hier doch war! Die Sonnenstrahlen spiegelten sich auf dem Meerwasser und alles funkelte märchenhaft. "Endlich, du bist aufgewacht!" Miriam zuckte zusammen. Woher kam diese Stimme? "Hallo?", meinte sie zaghaft, "Ist da jemand?" "Nicht nur jemand, sondern Aquarina!" Das Mädchen sah sich verblüfft um. Wer konnte das sein? Dann sah sie es: Dort, wo das Meer seicht war, lag ein Mädchen. Oder nein, das war kein Mädchen, das war … "Was starrst du mich so an? Noch nie eine Meerjungfrau gesehen?", meinte das Wesen und platschte mit seinem silbrig schimmernden Fischschwanz auf die Wasseroberfläche. "Ich hab es doch gewusst! Menschen sind so schwer von Begriff! Aber nun beeil dich! Blas durch das Horn!" Verwirrt schüttelte Miriam den Kopf. Dann sah sie Aquarina an und meinte: "Wieso?" "Wieso, wieso! Also gut, ich erkläre es dir. Unsere Welt ist eine Parallelwelt zu eurer. Aber im Gegensatz zu euch haben wir hier Magie. Nun dürfen unsere Welten aber nicht zusammenstoßen, und damit das nicht geschieht haben die Drachen einen magischen Schutzwall errichtet. Doch nun sind sie verschwunden und der Schutzwall bricht zusammen. Zum Glück haben die königlichen Hofzauberer einen Weg gefunden, die Drachen wieder zu rufen. Aber dazu muss ein Mensch aus der anderen Welt in dieses Horn blasen. Also, mach schon!" Wie in Trance erhob sich Miriam, ging zu Aquarina hinüber und nahm das Horn von ihr entgegen. Es war wunderschön, geschnitzt aus Elfenbein und mit Goldenen blumenranken verziert. Zunächst konnte Miriam ihren Blick nicht davon lösen, ja, sie dachte sogar daran, es einfach zu nehmen und damit wegzulaufen, doch dann wandte sie energisch den Blick davon ab. Nein, an ihr hing das Schicksal einer … nein, zwei Welten. Sie Schloss die Augen, nahm tief Luft und blies mit aller Kraft in das Horn. Was nun geschah schien wie ein Traum. Das Wasser kräuselte sich, dann entstanden Wellen, und mit diesen Wellen kamen sie. Ihre schuppigen Leiber waren leuchtend rot und in der Abendsonne strahlten sie wie abertausende Rubine. Die Drachen kamen.
Als Miriam zu sich kam lag sie auf ihrem Bett. Hatte sie etwa alles nur geträumt ? Doch dann wurde sie von einem Lauten geräusch unterbrochen "PLING! Sie haben eine neue Nachricht." Verwundert sah Miriam auf den Computermonitor. Dort stand nur ein einziges Wort, aber es sagte so vieles: Danke.