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Kurz vor Spielbeginn tritt ein Hardware-Problem an Stürmer-Roboter "Teufelchen" auf. Aufgeregt laufen seine Besitzer Markus, Thomas und Marius vom Team "sgu-soccer Germany" durch Halle 6 auf dem Messegelände in Bremen. "Wer hat einen Lötkolben?", ruft Teamchef Thomas den anderen Junioren zu. Die meisten verstehen seine Frage gar nicht, denn sie sprechen kein Deutsch. Die über 1000 Nachwuchsforscher auf der Robotik-Messe sind aus 36 verschiedenen Ländern angereist. Schließlich findet sich doch jemand, der den Jungs einen Lötkolben leiht. Schnell ist "Teufelchen" repariert und kann zusammen mit Roboter-Torwart "Engelchen" an den Start gehen - zum kleinen Finale um den dritten Platz im RoboCup-Soccer der Junioren.
Genauso viele Eigentore wie richtige Tore
"Three, two, one", der Schiedsrichter pfeift das Spiel an: Kapitän Thomas beugt sich über den 1,82 Meter langen und 1,22 Meter breiten Spieltisch. "Teufelchen" und "Engelchen" kämpfen gegen zwei Roboter aus Taiwan. Als sich die Roboter verkeilen, juckt es Thomas in den Fingern. Zu gern würde er seine zwei Kicker an die richtige Stelle rücken, doch der Schüler darf während des Spiels nicht eingreifen. Das fällt dem 13-Jährigen besonders schwer, als sein Torwart-Roboter dabei ist, ein Eigentor zu schießen - "Engelchen" fährt rückwärts und schiebt den Ball ins eigene Tor. Thomas spricht sich selbst gut zu: "Es gibt ähnlich viele Eigentore wie richtige Tore, unsere Roboter können nach hinten eben nicht sehen".
Von den anderen Teilnehmern lernen
Bei den Wettbewerben der weltgrößten Robotikmesse können sich die Schüler im direkten Vergleich an Teenagern aus der ganzen Welt messen - und von ihnen lernen. Auf dem Spielfeld kommen Schwächen schnell zum Vorschein. Thomas und seine Kameraden haben zum Beispiel bei der Partie gegen das taiwanesische Team gemerkt, dass ihre Roboter schneller werden müssen. Bei einer chinesischen Gruppe haben sie sich abgeguckt, den Torwart-Roboter sicherheitshalber zurück ins Tor fahren zu lassen, wenn er den Fußball nirgendwo entdecken kann. Und Eigentore wollen die Jungs in Zukunft vermeiden, indem sie ihre Roboter rundum mit mehr Lichtsensoren ausstatten.
In der Robo-AG wird entwickelt
All diese neu gewonnenen Ideen werden die 13-Jährigen in ihrer Robo-Arbeitsgemeinschaft am Schubert-Gymnasium in Ulm umsetzen. Seit einem Jahr lernen sie dort, wie man Maschinenmenschen entwickelt: Auf eine runde Grundplatte schrauben sie drei Motoren, 16 Akkus mit Saft für zwei 10-minütige Halbzeiten und zwei Lichtsensoren; viele bunte Kabel verbinden das ganze miteinander. Unter die Grundplatte montieren die Schüler drei Räder. Die Lichtsensoren sind für einen Fußball spielenden Roboter besonders wichtig. Denn damit "sieht" das fahrende Kabelknäuel, wo sich der Fußball befindet. Der Ball besteht allerdings nicht aus Leder - er ist eine transparente Plastikkugel, die ein Infrarotsignal aussendet.
Die Roboter müssen alles alleine können
Wie genau die Junioren der RoboCup-Weltmeisterschaft ihre Roboter anfertigen, bleibt ihnen überlassen. Die meisten Teams greifen auf gängige Bausätze wie zum Beispiel Mindstorm, Tetrix oder Fischer Technik zurück. "Es gibt einen gigantischen Dschungel an Möglichkeiten, einen Roboter zu bauen", sagt Kapitän Thomas. Doch egal wie die Robodribbler aussehen, Hauptsache sie sind autonom. Das bedeutet, dass sie sich vollkommen selbständig auf dem Spielfeld bewegen, den Ball erkennen und auf ihre Gegner reagieren können.
Diese Eigenständigkeit müssen die Jungs vom sgu-soccer Germany-Team ihren Balljägern erst beibringen. Dazu programmieren sie "Teufelchen" und "Engelchen". Jeder Roboter bekommt, je nach Aufgabe seine eigene Software: Das Programm "Torwart.cc" trichtert "Engelchen" ein, dass er das Tor hüten muss und "Teufelchen" versteht durch sein Programm "Stürmer.cc", dass er Tore schießen muss. Auch die Programme schreiben die Siebtklässler selbst. Wäre das Programm irgendwo im Internet herunter geladen, könnte das das Ausscheiden für die drei Schüler bedeuten.
Wer schummelt, fliegt raus
Denn die Kontrollen beim RoboCup sind streng. Haben die Veranstalter den Eindruck, es wurde geschummelt und ein Team hat sich mit einem fertig gekauften oder einem fremden Roboter angemeldet, werden die Verdächtigten zum "Interview" gebeten. Dort werden sie über die Einzelheiten ihres "Spielers" und dessen Programm befragt. Können sie nicht darauf antworten, werden sie disqualifiziert. Auch Markus, Thomas und Marius mussten Frage und Antwort stehen, doch sie konnten beweisen, dass sie "Engelchen" und "Teufelchen" ganz allein gebaut und programmiert haben.
Game over: 4. Platz für "Teufelchen" und "Engelchen"
"Yes, richtig ein echtes Tor", freut sich Markus am Spielrand. "Teufelchen" hat soeben einen Ball im gegnerischen Tor versenkt. Doch nur wenige Sekunden später schreit auch ein kleiner Junge aus dem Gegner-Team "Yes" - 6:10 für Taiwan. "Game over", ruft der Schiedsrichter. Das kleine Finale um den dritten Platz in der Soccer-Junior-Liga ist verloren. "Naja, wir haben schon schlechter gespielt", sagt Markus. Er und seine zwei Mitstreiter freuen sich auch riesig über einen vierten Platz in der Roboterweltmeisterschaft. Sie hatten nicht damit gerechnet, schon bei der ersten Teilnahme am RoboCup so weit zu kommen.