
Puuh - aber zum Glück passierte das Unglück nicht wirklich, sondern nur am Simulator des Instituts für Schiffsbetrieb, Seeverkehr und Simulation in Hamburg. Dort üben Nautikstudenten den Ernstfall - auf der originalgetreuen Nachbildung einer Kommandobrücke, auf der jegliche Handlung Folgen hat, als wäre es die Wirklichkeit.
Schiff fahren will gelernt sein
Ja, wer heutzutage ein Schiff führen will, der muss das, anders als "Käpt'n Blaubär", richtig lernen. Bis zu vier Jahre dauert die Ausbildung an Fachhochschulen wie der in Hamburg. Außer dem Training am Simulator heißt das, Fächer wie Mathe, Computertechnik und -anwendung, Schiffsbau, Wetterkunde und Nautik, also Schifffahrtskunde, zu büffeln - aber auch den Umgang mit anderen Menschen und geschäftlichen Dingen.
Von Romantik keine Spur
Bevor jemand aber dann das Patent "Kapitän/in auf großer Fahrt" erhält, muss er oder sie erst zwei Jahre lang als Schiffsoffizierin oder -offizier tätig sein. Mit Seefahrer-Romantik hat die Arbeit an Bord nicht mehr viel zu tun. Moderne Tanker und Frachter verfügen über ähnlich viel High-Tech wie ein Flugzeug.
Satelliten und Computer
Längst wird die Position des Schiffes auf hoher See mit Hilfe von Satelliten bestimmt. Und das Steuern wird einem Bordcomputer überlassen, der zum Beispiel auf einer Fahrt von Bremerhaven nach New York den schnellsten Weg auf wenige Seemeilen genau einhält.
Zeit ist Geld
Auch für gemütliche Landgänge in exotischen Hafenstädten bleibt kaum noch Muße. Immer schneller werden die Schiffe "gelöscht", also entladen, und mit neuer Fracht übers Meer geschickt, denn allein die Betriebskosten eines Schiffes können bei den Reedereien mit mehreren 55000 Euro täglich zu Buche schlagen.
Wertvolle Fracht
Dennoch haben Kapitäninnen und Kapitäne noch immer einen der spannendsten aller Berufe. Allein die Verantwortung! Die derzeit größten Containerschiffe wie der 90000-Tonnen-Frachter "Sally Maersk" sind mit 6600 Containern bestückt, voller Videorecorder, Autoersatzteilen oder dergleichen. Wert der Ladung: weit mehr als 100 Millionen Euro.
Organisation ist alles
Da ist vor allem das Organisationstalent des Kapitän oder der Kapitänin gefragt: Sind die Container gelascht - das heißt verzurrt? Stimmen die Zollerklärungen? Hält das Schiff Kurs? Ist der Liegeplatz im Zielhafen frei? Steht die neue Fracht bereit? Wieviel Treibstoff muss für die Turbinen gebunkert werden, welche Nahrungsmittel müssen für die Mannschaft geordert werden?
Mehrsprachige Besatzung
Auf tausend Dinge muß ein Schiffsführer oder eine Schiffsführerin, wie der Beruf auch heißt, achten - was immer komplizierter wird, seit Seeleute aus vielen Nationen mit entsprechendem Sprachengewirr auf den meisten Schiffen Dienst tun. Und was angehende Kapitäninnen und Kapitäne auch noch wissen müssen: Gut und gern vier Monate sind Seeleute auf See. Immerhin: Danach folgen vier bis acht Wochen Heimaturlaub, und mit bis zu 5500 Euro monatlich ist der Beruf auch nicht allzu schlecht bezahlt. Trotzdem schrecken die langen Seereisen viele junge Leute ab. Fast händeringend suchen deshalb Reedereien Nachwuchs.