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Tiere Saiga-Antilope

Saiga Antilope
Immer der Rüsselnase nach! Saiga-Antilopen schwingen schon seit der letzten Eiszeit vor 100.000 Jahren ihre Hufe über die Erde, genauer: über die Steppen und Halbwüsten Zentralasiens
© Wild Wonders of Europe/Shpilen/Nature Picture Library
Was für eine Nase! Die Saiga-Antilope (Saiga tatarica) sieht mit dem buckligen Zinken ebenso ulkig wie urig aus. Tatsächlich durchwandern die Antilopen schon seit der letzten Eiszeit die Steppen Zentralasiens. Doch mittlerweile sind die Tiere bedroht…

Allgemeines über die Saiga-Antilope

Einst waren Saiga-Antilopen, wissenschaftlich Saiga tatarica, in weiten Teilen Europas und sogar in Alaska und im Nordwesten Kanadas verbreitet. Heutzutage streifen die Herdentiere durch die Steppen und Halbwüsten Zentralasiens. Saigas legen an einem einzigen Tag manchmal bis zu 120 Kilometer zurück!

Experten unterscheiden zwei Unterarten, westliche Saigas (Saiga tatarica tatarica) und mongolische Saigas (Saiga tatarica mongolica). Letztere sind etwas kleiner und haben kürzere Hörner.

Besonders auffallen an den Tieren ist die bucklige Rüsselnase, die weit über das Maul ragt. Forscher vermuten, dass sie die „Klimaanlage“ der Saigas ist: Im Winter wärmt sie die eiskalte Atemluft vor, bevor diese in die Lunge strömt. Im Sommer kühlt die Schleimhaut in der Nase das Blut ein paar Grad herunter, damit die Tiere nicht überhitzen. Der Riesenzinken erleichtert den Saigas also nicht weniger als das Überleben in den Steppen und Halbwüsten Zentralasiens.

Größe und Gewicht der Saiga Antilope

Saigas sind bis zu 1,40 Meter lang, ihre Schulterhöhe beträgt maximal 80 Zentimeter. Manche Männchen bringen gut 50 Kilogramm auf die Waage. Die Weibchen sind kleiner und leichter.

Nahrung: Was fressen Saigas?

Gras, Gras, Gras. Manchmal fressen Saiga Antilopen auch Sträucher, Flechten und Kräuter.

Fortpflanzung: Nachwuchs bei den Saiga Antilopen

Im Dezember paaren sich die Saigas. Nach spätestens fünf Monaten bringen die Weibchen meist Zwillinge zur Welt.

Verbreitungsgebiet der Saiga-Antilope
Die Karte zeigt das Verbreitungsgebiet der Saiga-Antilopen
© GEOlino

Wilderei gefährdet die Antilopen

"Das größte Problem ist die Wilderei", sagt Stefan Michel Stefan Michel vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Seit dem Jahr 2015 reist er immer wieder nach Kasachstan, um die Antilope zu beobachten. "Wilderer töten gezielt Männchen und sägen den Böcken die Hörner ab."

Eigentlich bekämpfen sich die Tiere mit den bis zu einen halben Meter langen, gebogenen "Stoßstangen" während der Paarungszeit im Dezember bis zur Erschöpfung. Bock gegen Bock versuchen sie, einander buchstäblich auszustechen. Vor ihrem Maul schäumt der Speichel, während sie die gesenkten Schädel samt Hörner krachen lassen. Viele Attacken enden blutig oder tödlich.

"Männliche Tiere haben keine sehr lange Lebenserwartung", sagt Stefan Michel. Da sich die Antilopen jedoch schnell vermehren, bedrohen die Brunftkämpfe den Bestand nicht. Die Wilderei aber hat den Herdentieren zugesetzt. "Wenn die Anzahl der Böcke noch weiter sinkt, brechen die Bestände zusammen", erklärt der NABU-Experte. Denn weniger Männchen bedeutet nun mal auch: weniger Nachwuchs.

"Mancherorts jagen Banden die Saigas auf Motorrädern über die Steppe", berichtet Stefan Michel. Zwar können die Antilopen auf 60, 70 Kilometer pro Stunde beschleunigen. Allerdings halten sie die Geschwindigkeit nicht lange durch. Die Wilderer haben leichtes Spiel.

Das Fleisch der erlegten Tiere verkaufen sie auf Märkten in der Gegend, die Hörner nach China: Für ein Kilogramm - etwa fünf Hornpaare – bekommen sie dort umgerechnet mehrere Hundert Euro, denn der Kopfschmuck der Antilopen gilt in der traditionellen chinesischen Medizin als Heilmittel. Zu Pulver zermahlen, soll es angeblich bei Kopfweh, Fieber oder Schwindel helfen. Dieser Glaube könnte die Saigas ausrotten: Nur fünf voneinander getrennte Bestände gibt es noch in Zentralasien.

„Will man die Wilderei stoppen, muss man die Wilderer überzeugen“, sagt Stefan Michel. Vor drei Jahren hat er zusammen mit dem NABU begonnen, mit den Menschen in einer Handvoll Dörfer in der Ustyurt- Region in Kasachstan zusammenzuarbeiten. In dieser Gegend umfasst der Bestand laut Schätzungen gerade mal noch zwischen 1900 und 2700 Saigas. Genauer? Weiß es keiner. Denn die Tiere werden in einem begrenzten Gebiet aus dem Flugzeug heraus gezählt – und das Ergebnis auf die Region hochgerechnet. Sicher ist jedoch: Anfang der 1990er-Jahre schwangen dort mehr als 250 000 Tiere die Hufe durch den Steppenstaub.

"Ich sage den Menschen: Wenn ihr die Saigas ausrottet, könnt ihr sie nie wieder jagen!“, erzählt der Wildtierexperte von seinen Besuchen in den Dörfern. Nicht immer ist es leicht, ins Gespräch zu kommen. „Mal organisiert der Gemeindevorsteher einen Termin. Aber wir haben auch schon ein Volleyballspiel veranstaltet, um an die Leute ranzukommen."

Das Ziel der Tierschützer: aus Wilderern freiwillige Wildhüter machen, die sich in Saiga-Clubs zusammentun und für die Antilopen einsetzen. Dafür hat der NABU die Menschen etwa mit Ferngläsern und GPS-Geräten ausgestattet und bespricht mit ihnen, wie man Wilderern am besten begegnet. Außerdem gibt es ein Schulbuch, Comics und sogar einen Trickfilm für Kinder, die im Verbreitungsgebiet der Tiere leben, damit sie erst gar nicht zu Wilderern werden.

Schließlich geht es um mehr als den Schutz der Antilopen: Seit Zehntausenden von Jahren kümmern sich diese um ihren Lebensraum – als „Rasenmäher der Steppe“ etwa. Und mit Dünger in Form ihres Kotes. So verbreiten sie Samen über viele Kilometer hinweg. Wer die Saigas rettet, rettet die Steppe.

GEOlino Nr. 09/2018 - Echt urig

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