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Redewendung Wie im Schlaraffenland leben

Schlaraffenland
Illustration aus dem Märchen "Das Schlaraffenland" ("The Land of Cockaigne")
© Sergey Kohl / Fotolia
Jeder hat schon einmal vom Märchen über das Schlaraffenland (auch "Schlarraffenland" oder "Schlauraffenland") gehört, in dem Milch und Honig fließen und die ganze Welt in Ordnung ist. Doch wie entstand der Ausdruck eigentlich? Wir erklären es!

Das Märchen vom Schlaraffenland

Wer im Schlaraffenland lebt, der braucht sich um nichts Sorgen zu machen - außer vielleicht darüber, dass einem die eigenen Hosen bald vor lauter leckerem Essen nicht mehr passen werden. Denn das Schlaraffenland ist ein fiktiver Ort, in dem paradiesische Zustände herrschen.

In zahlreichen Märchen und Erzählungen, Gedichten und Liedern wird vom Schlaraffenland erzählt, in dem Flüsse aus Milch und Honig fließen, die Häuser aus Kuchen gebaut werden und die Tiere schon fertig verarbeitet als Brathähnchen oder Schweinshaxe durch die Luft fliegen und man nur noch zuzupacken braucht.

Die Menschen im Schlaraffenland leben im Überfluss, sind faul und gefräßig. Hart zu arbeiten gilt als Sünde - stattdessen stehen faulenzen und essen ganz oben auf der täglichen To-Do-Liste.

Der Nürnberger Dichter Hans Sachs beispielsweise beschrieb das Schlaraffenland in seinem gleichnamigen Gedicht im 16. Jahrhundert wie folgt:

"Eine Gegend heißt Schlaraffenland,
den faulen Leuten wohlbekannt;
Das liegt drei Meilen hinter Weihnachten.
Und welche darein will trachten,
der muss sich großer Ding vermessen
und durch ein Berg mit Hirsbrei essen,
der ist wohl dreier Meilen dick.
Alsdann ist er im Augenblick
in demselbigen Schlaraffenland,
da aller Reichtum ist bekannt.
Da hat er Speis und Trank zur Hand;
da sind die Häuser gedeckt mit Fladen,
mit Lebkuchen Tür und Fensterladen.
Um jedes Haus geht rings ein Zaun,
geflochten aus Bratwürsten braun;
vom besten Weine sind die Bronnen,
kommen einem selbst ins Maul geronnen.
An den Tannen hängen süße Krapfen
wie hierzulande die Tannenzapfen;
auf Weidenbäumen Semmeln stehn,
unten Bäche von Milch hergehn;
in diese fallen sie hinab,
dass jedermann zu essen hab."

Zahlreiche Schriftsteller in aller Welt greifen die Idee des Schlaraffenlandes in ihren Erzählungen auf und sogar die Brüder Grimm veröffentlichten im 19. Jahrhundert "Das Märchen vom Schlauraffenland".

Wie der Begriff "Schlaraffenland" entstand

Der Name des Paradieses, den man sich vermutlich im 14. Jahrhundert ausdachte, leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen ab. Denn dort rührt das Wort "slûr" ("Faulpelz") her.

Verbunden mit "affe", was damals so viel wie "Narr" oder "Tor" bedeutete, entwickelte sich daraus der Begriff "slûraffe" zum Schimpfwort für gefräßige Menschen und faule Nichtstuer.

Mit der Lautverschiebung wurde daraus wiederum der "Schlauraffe" und schließlich die heutige Bezeichnung "Schlaraffe". Das Land, in dem diese Faulenzer lebten, nannte man daher ab etwa 1500 das "Schlaraffenland". Wenn jemand also sagt, man lebe wie im Schlaraffenland, so möchte er ausdrücken, dass es einem bestens geht und man keinerlei Sorgen hat.

Heute gibt es übrigens auch ein "echtes" Schlaraffenland - und zwar in Frankreich! Die südöstlich von Toulouse gelegene Landschaft des Lauragais wird nämlich als pays de cocagne bezeichnet, was in etwa dem deutschen Begriff Schlaraffenland entspricht.

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