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Klimawandel Korallen im Stress

Millionen von Menschen leben in Südostasien von den farbenprächtigen Korallenriffen, die Meeresbewohner und Touristen gleichermaßen anziehen. Doch die Riffe verlieren ihre Farbe – wenn nicht bald etwas geschieht, für immer

In Südostasien zwischen dem Indischen und dem Nordpazifischen Ozean liegt die artenreichste Meeresregion unseres Planeten, das Korallendreieck. Dort leben rund 500 verschiedene Arten Korallen. Den Namen erhielt die Region aufgrund ihrer Form, denn mit den Philippinen im Norden und Malaysia sowie den Salomon-Inseln an den unteren Spitzen stellt das Gebiet ein sechs Millionen Quadratkilometer großes Dreieck dar. Auf dieser Fläche, die 15-mal so groß wie Deutschland ist, bilden die Korallen die bunt schillernden Korallenriffe aus, die jährlich große Touristenscharen anziehen.

Die bunte Faszination könnte bald ein Ende finden, denn das Korallendreieck steckt in großen Schwierigkeiten. Korallen gehören zum Stamm der Nesseltiere. Sie scheiden Kalk aus, aus dem sich Kalkskelette bilden, die Korallenriffe. Auf diesen Kalkriffen mit ihren vielen Verästelungen leben die Tiere und bauen sie im Laufe der Zeit weiter aus. Dabei ernähren sie sich von winzigen im Wasser schwebenden Tierchen, dem sogenannten Plankton. Auch Algen spielen eine große Rolle. Sie nisten sich bei den Korallen ein und übernehmen die Versorgung von wertvollen Nährstoffen. Von solch einer Partnerschaft haben beide Parteien etwas, man nennt sie Symbiose.

Empfindliche Ökosysteme

Bunt sind die Korallen nicht von allein, erst die Algen verleihen ihnen die prächtigen Farben. Doch das Ökosystem der Riffe ist sehr empfindlich und funktioniert nur unter bestimmten Voraussetzungen. So benötigen die Algen zum Beispiel sehr viel Licht und die meisten Korallenarten bevorzugen eine Wassertemperatur zwischen 20 und 30 Grad Celsius. Kein Wunder, dass sich fast alle Korallenriffe in den flachen, lichtreichen Regionen der tropischen Meere finden lassen. Verändern sich jedoch die Bedingungen, zum Beispiel die Temperatur, löst das bei den Korallen „Stress“ aus. Damit ist gemeint, dass das Ökosystem der Korallenriffe in ein Ungleichgewicht fällt und die Tiere Probleme bekommen.

Über die letzten einhundert Jahre haben sich die tropischen Gewässer im Durchschnitt um etwa ein Grad Celsius erwärmt. Umweltschützer machen dafür die von den Menschen verursachte Erderwärmung verantwortlich.

Schon der scheinbar geringe Temperaturanstieg des Wassers stört das Zusammenleben von Korallen und Algen massiv. Die Korallen stoßen ihre Partner ab und bringen sich dabei selbst in große Schwierigkeiten, denn die Algen sind für ihr eigenes Überleben unentbehrlich. Das Abstoßen lässt sich dadurch erkennen, dass die Korallen ihre Farbe verlieren.

Die Riffe bleichen aus

Klimawandel: Korallenbleiche: Die Korallen stoßen die Algen ab und verlieren dadurch ihre Farbe.
Korallenbleiche: Die Korallen stoßen die Algen ab und verlieren dadurch ihre Farbe.
© OVE HOEGH-GUIDBERG/AFP/Getty Images

Wissenschaftler sprechen daher von einer „Korallenbleiche“, die derzeit das Korallendreieck heimsucht. Eine Zeit lang können die Korallen die Abwesenheit der Algen verkraften. Sinkt jedoch die Wassertemperatur nicht wieder oder steigt gar weiter an, werden die Algen weiterhin abgestoßen, so dass die Korallen nach einer bestimmten Zeit absterben. Zusätzlich könnte die Einleitung von Schadstoffen in das Wasser oder die Überfischung durch die Menschen zum „Stress“ der Korallen beigetragen haben.

Die Korallenbleiche ist deshalb als Warnung zu verstehen. Sollten die Korallen nicht die von ihnen benötigten Lebensbedingungen zurückerhalten, wird die Korallenbleiche zukünftig immer häufiger auftreten und den Riffen unserer Erde schwere Schäden zufügen. Denn bereits jetzt gehen Experten davon aus, dass die Riffe mindestens für die nächsten 500 Jahre ernsthaft geschädigt sein werden, wenn der Klimawandel nicht aufgehalten wird.

Das Absterben der Korallen hat nicht nur enorme Auswirkungen auf die Natur, sondern auch auf die Bevölkerung Südostasiens. Etwa 120 Millionen Menschen hängen wirtschaftlich vom Korallendreieck ab. Viele von ihnen sind sehr arm und leben von den Fischgründen an den Riffen. Andere arbeiten im Tourismus, vor allem Tauchen ist bei den Besuchern sehr beliebt. Deshalb sind gesunde Korallenriffe auch die Voraussetzung dafür, dass weiterhin viele Besucher in die Region kommen.

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