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Tiere Fünf Irrtümer über Kamele

Kamel
40 Grad Celsius und immer noch gut drauf: Kamele können tagelang ohne Wasser durch die Wüste marschieren. Pferde oder Esel würden da längst schlappmachen
© Shutterstock
Sie sind die Champions der Wüste: Schon seit Jahrtausenden schleppen Kamele für Menschen Lasten durch die heißesten und trockensten Gegenden der Welt. Trotzdem wird über sie noch viel Blödsinn erzählt. Wir klären ein paar Irrtümer auf

Irrtum 1: Kamele haben zwei Höcker

Richtig ist: Zwei Höcker haben nur die sogenannten Trampeltiere, die überwiegend in Zentralasien leben (und übrigens kein bisschen trampeln). Ihre Zahl wird auf rund 2,5 Millionen geschätzt. Sehr viel mehr Kamele, nämlich die über 25 Millionen Dromedare, haben nur einen Höcker.

Diese Tiere wurden vor 4000 bis 5000 Jahren in Arabien gezähmt und später auch in Nord- und Ostafrika zum beliebten Haus- und Nutztier. Bis ins 20. Jahrhundert hinein transportierten sie dort in Karawanen Handelswaren wie Salz oder Elfenbein durch Wüsten wie die Sahara. Viele wilde Dromedare gibt es heute auch in Australien. Dorthin wurden die Tiere im 19. Jahrhundert verschifft, um Lasten durch die riesige australische Einöde zu schleppen.

Als Lastwagen und Züge ihre Arbeit übernahmen, entließ man die Vierbeiner in die Freiheit. Dort vermehrten sich die genügsamen Tiere blitzschnell und wurden für die Farmer zur Plage: Sie fraßen alles kahl, trampelten Zäune nieder und verdrängten die Rinder von Wasserstellen. Alle paar Jahre lässt die Regierung deshalb Zehntausende von Tieren aus Flugzeugen heraus von Jägern erlegen.

Neben Trampeltieren und Dromedaren, den sogenannten Altweltkamelen, gibt es auch noch Neuweltkamele. Dazu zählen Biologen Lamas, Guanakos, Alpakas und Vikunjas, die alle im Hochland Südamerikas grasen. Die haben gar keinen Höcker.

Irrtum 2: Kamelhöcker sind mit Wasser gefüllt

Richtig ist: Im Inneren der Höcker befindet sich Fett, von dem die Tiere in Hungerperioden zehren. Frisst ein Dromedar oder Trampeltier wenig, werden sie schlapp und klappen zur Seite.

Trotzdem sind die Tiere wandelnde Wassertanks: Sie können in einer Viertelstunde über 100 Liter schlürfen und sie in ihren drei Mägen speichern. Menschen hätten schon bei einem Zehntel der Flüssigkeitsmenge eine lebensgefährliche Wasservergiftung. Kamelen macht das gar nichts. Sie stapfen mit dem Vorrat einfach los – wenn es sein muss, zehn Tage oder mehr Tage durch die Wüste, ohne einen Schluck zu trinken.

Irrtum 3: Kamele schaukeln immer gemächlich vor sich hin

Stimmt nur halb: In der Natur bevorzugen Kamele tatsächlich einen gemütlichen Schritt. Doch wenn sie angetrieben werden, können die Langbeiner fast mit Rennpferden mithalten. Bei Kamelrennen fliegen die Topstars mit Höchstgeschwindigkeiten von 67 Kilometer pro Stunde über die Piste – der Rekord für Menschen liegt bei knapp 45.

In arabischen Ländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten ist der Kamelrennsport so beliebt, dass die besten Rennkamele für Millionen Euro gehandelt werden. Früher waren die Wettkämpfe in der Kritik, weil auf den Tieren Kinderjockeys saßen, die von den Kamelbesitzern mies bezahlt und wie Sklaven behandelt wurden. Heute werden auf den Kamelrücken kleine, peitschenschwingende Roboter festgeschnallt.

Irrtum 4: Kamele sind störrisch und bösartig

Das ist zumindest sehr umstritten: Es gibt zwar Halter, die Kamele für sture Biester halten, die man mit Gewalt zu allem zwingen muss. Doch andere sagen: Stimmt gar nicht, Kamele sind von Natur aus ruhig und gutmütig! Sie mögen es nur nicht, wenn man sie schlägt. Oder eben zu Dingen zwingt, die sie nicht wollen. Dann können die Vierbeiner auch mal zickig und nachtragend werden. Manchmal warten sie lange Zeit auf eine Gelegenheit, um sich zu rächen und es ihrem Quälgeist mit Beißen oder Treten heimzuzahlen. Denn die Kamele haben offenbar ein gutes Gedächtnis.

Irrtum 5: Kamele sind nichts weiter als Lastenschlepper

Das stimmte nie. Zwar tragen Kamele seit Jahrtausenden Menschen und Waren durch die Wüsten. Doch sie waren schon immer mehr als nur tierische Transporter, sondern wurden als Allzweckmittel für alles Mögliche benutzt.

Sie lieferten ihren Besitzern Wolle für Kleidung und Dung als Brennstoff. Die Milch, die nährstoffreicher und verträglicher ist als Kuhmilch, diente als tägliche Nahrung, und das Fleisch wird in vielen Ländern noch heute gegessen wie bei uns Rind. Seit einiger Zeit interessieren sich Forscher auch für spezielle Antikörper im Blut von Neuweltkamelen – sie könnten Ärzten in Zukunft helfen, Leiden wie die Schlafkrankheit zu behandeln.

Kamele sind Sportstars und treten außer bei Rennen auch zu Ringkämpfen an. Und zeitweise wurden Kamele sogar in Kriegen eingesetzt. So im 19. Jahrhundert, als die US-amerikanische Armee im trockenen Südwesten des Landes gegen Indianer kämpfte. Die Truppe löste sich zum Glück bald auf – und die exotischen Vierbeiner machten Karriere als Zirkusattraktion oder Postzusteller.

GEOlino Nr. 02/2019 - Champions der Wüste

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