Januar

Zwischen dem Polarstern und dem Sternbild Fuhrmann erstreckt sich eine recht sternenarme Zone, in der nur das Sternbild Giraffe liegt, das lediglich zwei mit bloßem Auge sichtbare Sterne enthält. Der hellste von ihnen ist interessant: Es ist einer der weitesten mit bloßem Auge erkennbaren Sterne (3300 Lichtjahre); er ist auch besonders heiß (35 000 Grad Celsius). Am 2. und 3. Januar fliegen zwischen Bootes (Bärenhüter) und dem Großen Wagen die Sternschnuppen eines der prächtigsten Meteorströme im Jahr, die Quadrantiden.
Februar

Der Fuhrmann, der von dem Stern Capella (lateinisch: Ziege) beherrscht wird, thront in allen Februarnächsten am Zenit. Dieses Sternbild, dessen fünf hellste Sterne ein Fünfeck bilden, birgt drei schöne offene Sternhaufen, die mit dem Fernglas zu sehen sind: M 36 (der hellste), M 37 und M 38. Alle drei liegen in 4000 bis 5000 Lichtjahren Entfernung.
März

Der französische Astronom Charles Messier (1730-1817) erstellte erstmals ein Verzeichnis von Sternhaufen, Nebeln und Galaxien, um sie nicht mit den Kometen zu verwechseln, die er eifrig "jagte". Er beobachtete mehr als 40 Kometen, so dass König Ludwig XV. von Frankreich ihm den Spitznamen "Kometen-Frettchen" gab. Sein Katalog, den er 1784 veröffentlichte, erfasst etwa 1000 Gestirne, die mit einem M (wie Messier), gefolgt von einer Nummer, gekennzeichnet sind.
April

Zwischen den Zwillingen und dem Großen Bären liegt der Luchs, eine kleine Gruppe verstreuter, lichtschwacher Sterne. Der strahlendste von ihnen ist ein Stern dritter Klasse, also weniger hell als der Polarstern. Das Sternbild des Kleinen Löwen gleich daneben (auf der Karte nicht zu sehen) ist noch unauffälliger, denn sein wichtigster Stern ist lediglich ein Stern vierter Klasse.
Mai

Der Große Bär steht nun fast waagerecht am Himmel. Seine sieben Hauptsterne zeichnen gut den zu seinem anderen Namen, "Großer Wagen", passenden Umriss nach. Sie heißen von der Deichsel aus gesehen: Alkaid, Mizar, Alioth, Megrez, Phad, Merak und Dubhe. Alkaid liegt 108 Lichtjahre entfernt, während Mizar viel näher ist (65 Lichtjahre). Mizar gehört zum berühmtesten Himmelspaar: Neben ihm befindet sich Alkor, ein lichtschwächerer Stern. Sein arabischer Name bedeutet "Prüfung", denn er eignet sich ausgezeichnet zum Testen der Sehkraft: Kurzsichtige können den Doppelstern nicht getrennt sehen.
Juni

Der Drache bildet eine lange Sternengirlande aus recht schwachen Sternen, die sich zwischen dem Großen und dem Kleinen Bären hindurchschlängelt. In der griechischen Mythologie war der Drache der Hüter der goldenen Äpfel der Hesperiden und nur Herakles - den die Römer Herkules nannten und nach dem ein benachbartes Sternbild benannt ist - konnte ihn vernichten… Der Kopf des himmlischen Drachens wird von einem Dreieck aus Sternen gebildet, das zu einem Trapez wird, wenn man einen vierten Stern fünfter Klasse hinzunimmt, der nur bei sehr dunklem Himmel sichtbar ist. Das ist ein Test, mit dem die Qualität des Himmels in einer Beobachtungsnacht festgestellt werden kann.
Juli

Der Große Bär (oder Große Wagen) ist so etwas wie der Schlüssel zum Himmel. Als Ausgangspunkt (er ist in mittleren Breiten immer zu sehen) ermöglicht er leicht andere, weniger deutliche Sternbilder auszumachen. So findest du, wenn du den unteren Rand des Großen Wagens ungefähr fünf Mal nach rechts verlängerst, den nicht besonders hellen Polarstern. Von dort geht das Sternbild des Kleinen Bären aus, das einer umgedrehten Kleinen Wagen darstellt.
August

Achte kurz vor der Monatsmitte auf die Perseiden, die mehrere Nächte lang sichtbar sind. Diese Sternschnuppen gehören zu einem der drei schönsten Meteorströme im Jahr und scheinen aus dem Sternbild Perseus am nordöstlichen Horizont hervorzusprudeln. Es handelt sich um Reste verstreuter Materie in der Bahn des ehemaligen Kometen Swift-Tuttle, der erstmals 1862 gesehen wurde. Sein Kern, der in eine Vielzahl von festen, nun unsichtbaren Partikeln zerfallen ist, bringt in den Sommernächten, wenn die Erde die Kometenbahn kreuzt, sehr schöne Meteore hervor. Die meisten Erscheinungen treten in der Nacht vom 11. bis 13. August auf.
September

Im September ist in Nordrichtung kein wirklich bemerkenswertes Sternbild zu sehen. Erinnern wir uns daran, dass es auf jeder Hemisphäre des Himmels 2900 sichtbare Sterne gibt. Diese Zahl umfasst alle Sterne bis zur sechsten Klasse, die die Grenze für die Erfassbarkeit mit dem bloßen Auge bei guten Himmelbedingungen ist (dunkler Himmel und trocken). In einer Nacht mittlerer Qualität zählt man weniger als 2000 Sterne. In einer Großstadt nur ein paar Hundert.
Oktober

Gut am Oktoberhimmel zu sehen ist das Sternbild Kepheus, das einen bekannten Veränderlichen besitzt: Delta Cephei, dessen Zyklus mit fünf Tagen ziemlich kurz ist. Dieser Stern ist nicht so leicht zu lokalisieren und seine Veränderungen sind deshalb nur schwer abzuschätzen, denn der Unterschied in der Helligkeit ist schwach. Dieses Sternbild ist noch aus einem anderen Grund interessant: Manche seiner Sterne liegen auf dem Kreis, den die Rotationsachse der Erde aufgrund ihrer Kreiselbewegung am Himmel beschreibt. Alle hellen Sterne, die auf diesem Kreis liegen, werden zwangsläufig einmal zu Polarsternen - alle 26 000 Jahre. Zur Zeit ist der Polarstern ein Stern des Kleinen Bären. In 2000 Jahren wird dies der Stern Alrai (Gamma Cephei) sein, der zwischen Kassiopeia und dem jetzigen Polarstern liegt.
November

Vom 14. bis 21. November kann man eine große Zahl Sternschnuppen beobachten, die Leoniden, die Reste des Kometen Tempel-Tuttle sind. Sie scheinen strahlenförmig vom Sternbild des Löwen auszugehen, das am frühen Abend noch nicht aufgegangen ist, aber in Nordostrichtung am Horizont erscheinen wird. Dann musst du zwischen den Großen Bären und die Zwillinge schauen. Die Intensität der Leoniden schwankt stark von einem Jahr zum anderen, doch alle 33 Jahre (das letzte Mal geschah 1998) sind regelrechte Sternschnuppenschauer zu sehen.
Dezember

Suche hoch am Himmel in Richtung Norden das Sternbild Kassiopeia, dessen fünf wichtigste Sterne ein deutlich sichtbares M bilden (oder ein W, wenn man es andersrum sieht). Es befindet sich vom Großen Bären aus gesehen genau auf der anderen Seite des Polarsterns. In dessen Sternbild erschien 1572 die letzte in unserer Hemisphäre gesehene Supernova. Vergiss nicht, in den Nächten vom 11. bis 13. Dezember in Richtung Osten auf die Sternschnuppen der Geminiden zu achten, die einer der schönsten Meteorströme des Jahres sind. Sie scheinen aus dem Sternbild der Zwillinge (lateinisch "Gemini") hervorzusprudeln.