WELTVERÄNDERER Kaiser Augustus

Kaiser Augustus
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Habt ihr gehört? Caesar ist tot!“ Wie ein Lauffeuer verbreitet sich 44 vor Christus die Nachricht unter den Legionären in der süditalienischen Hafenstadt Brundisium. Seit Wochen warten die Truppen auf ihren Feldherrn, um mit ihm in den Krieg zu ziehen. Und jetzt - wurde Gaius Julius Caesar in Rom ermordet!

Die Soldaten sind geschockt: Wer bezahlt nun ihren Sold? Für wen sollen sie kämpfen? Wochenlang wissen sie nicht, wie es weitergehen soll. Dann hören sie, dass im nahe gelegenen Lupiae ein junger Mann angekommen sein soll. Der behaupte, Caesar habe ihn adoptiert und er sei sein Nachfolger. Er werde den Herrscher rächen und Legionäre, die ihn unterstützen, gut bezahlen. Die Soldaten brechen in Jubel aus.

SCHWÄCHLING GEGEN SUPERMANN

Der junge Mann heißt Octavian und ist zu diesem Zeitpunkt erst 18 Jahre alt. Noch ahnt niemand, dass er später unter dem Namen Augustus als erster und vielleicht größter aller römischen Kaiser in die Geschichte eingehen wird. Denn wie wenig ähnelt dieser Octavian einem Herrscher! Klein ist er und kränklich. Seine Haut ist mit Flecken übersät. In seinem Mund klaffen Zahnlücken. Auch seine Herkunft ist alles andere als edel. Im Jahr 63 vor Christus wird er als Sohn eines Geldverleihers geboren. Dass Octavian nun vor den Soldaten steht, verdankt er einem Zufall: Sein Vater heiratet die Nichte Caesars - der später Herrscher wird. Weil Caesar keinen Sohn hat, adoptiert er Octavian.

Im Kampf um die Macht ist Octavian dennoch Außenseiter. Denn auch ein anderer will Herrscher Roms werden: Marcus Antonius, der beste General Caesars! Er ist erfahrener als Octavian, mutiger und stärker. Und er hat in vielen Schlachten bewiesen, dass er ein militärisches Genie ist. Ein richtiger Supermann! Um sich einen Platzt an der Spitze Roms zu sicheren und wie Caeser ein mächtiger Herrscher zu werden, steht nur der Senat zwischen den beiden.

ZEIT DES SCHRECKENS

Als der Machtkampf beginnt, zeigt sich jedoch schnell, dass auch Octavian über Talente verfügt: Er hat weniger Muskeln als Antonius - aber mehr Köpfchen! Vor allem kann er prima reden. Mühelos gelingt es ihm, den Senat in Rom zu überzeugen, dass er der richtige Kandidat sei, um die Republik zu verteidigen.

Zähneknirschend erkennt Antonius, dass er den Grünschnabel nicht beiseite fegen kann, und willigt in ein Bündnis mit ihm ein: Gemeinsam mit Lepidus, einem ehemaligen Konsul, bilden die beiden im Jahr 43 vor Christus ein „Triumvirat“ - von Lateinischen tres (drei) und viri (Männer). Demnach regiert jeder einen Teil des Römischen Reiches.

Nun lernen die Römer Octavians brutale Seite kennen. Kaum hat das Triumvirat die Macht, beginnt in Rom eine Zeit des Terrors. Auf langen Listen werden die Namen von Männern veröffentlicht, die hingerichtet werden sollen. Offiziell, weil sie Caesars Feinde waren. Doch das ist oft vorgeschoben.

Die Herrscher wollen auch deren Geld. Tausende reicher Bürger verlieren ihr Leben. Auch der berühmte Redner Cicero, ein Unterstützer Octavians. Doch nun lässt ihn sein Schützling ermorden.

DER PAKT ZERBRICHT

Drei Machthaber - das kann auf Dauer nicht gut gehen. Jahrelang umkreisen sich Antonius, Octavian und Lepidus wie hungrige Löwen, bereit, die anderen anzufallen. Als Ersten schaltet Octavian im Jahr 35 vor Christus Lepidus aus.

Dann macht Antonius einen Fehler: Er verliebt sich in die ägyptische Königin Kleopatra und verspricht ihren Söhnen in seinem Testament römische Gebiete. Darauf hat Octavian nur gewartet. Antonius verrät uns an die Ägypter!“, hetzt er in Rom und zieht gegen ihn und Kleopatra in den Krieg. Im Jahr 31 vor Christus besiegen seine Soldaten den Feind in der Seeschlacht bei Actium vor der griechischen Küste. Bald darauf begehen Antonius und Kleopatra Selbstmord.

Mit 32 Jahren ist Octavian alleiniger Herrscher des Reiches. Und wieder wechselt er seine Rolle wie ein Schauspieler: Aus dem Skrupellosen wird über Nacht - ein Wohltäter! Octavian erhöht den Sold der Legionäre und versorgt das Volk mit Getreide. Er lässt den Fluss Tiber säubern, der durch Rom fließt, und setzt Feuerwachen gegen die häufigen Brände ein. Warum gibt er sich solche Mühe?

MIT LIST ZUM ZIEL

Vier Jahre später zeigt sich sein genialer Plan. Da erklärt er, dass er die Macht abgeben wolle. Die Senatoren sind geschockt. Sie fürchten, ohne Octavians starke Hand könnten neue Bürgerkriege beginnen. Ängstlich bitten sie, er möge seinen Entschluss ändern. Und der zieht das perfekte Schauspiel ab: Tut, als würde er sich zieren - und schließlich überreden lassen. Nun ist Octavian am Ziel: Er hat alle Macht und ist dabei noch beliebt.

Der Senat verleiht ihm sogar den Titel „Augustus“ – „der Erhabene“. Auch wenn er sich selbst nie so nennt: Augustus ist der erste Kaiser Roms. Und er verändert die Stadt wie keiner seiner Nachfolger. Er lässt Straßen und öffentliche Bäder, Brücken, Tempel und neue Aquädukte errichten, über die Wasser aus den Bergen in die Stadt fließt. Ich hinterlasse eine Stadt aus Marmor, während ich eine Stadt von Backsteinen vorgefunden habe“, sagt er später.

KAISER FÜR DIE EWIGKEIT

Als in Rom nach langen Bürgerkriegen nun die pax romana herrscht, der römische Frieden, vergrößert Kaiser Augustus das Reich nach allen Seiten: Seine Legionen verschieben die nördliche Grenze bis an Rhein und Donau. Auch Ägypten muss sich Rom anschließen. Nur einmal, in der Varusschlacht im Jahre 9 nach Christus, werden die römischen Soldaten unter dem Feldherrn Quinctilius Varus von den Germanen geschlagen. Augustus ist so geschockt, dass er angeblich seinen Kopf gegen die Tür schlägt und ruft: Varus, gib mir meine Legionen wieder!“ 14 nach Christus stirbt Augustus mit 75 Jahren. Hat das Ganze euch gefallen, nun so klatschet unserem Spiel“, sagt er im Sterben. Den Römern hat seine Vorstellung tatsächlich gefallen: Sie erheben Augustus nach dessen Tod zum Gott. Das Römische Reich, das er geschaffen hat, überdauert noch Jahrhunderte.