Vielfalt Flagge zeigen

Vielfalt: Flagge zeigen
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Die Regenbogenfahne ist so bunt wie die Menschen im ganzen Land. Paraden mit lauter Musik und schrillen Kostümen haben sie weltbekannt gemacht. Aber was genau steckt eigentlich dahinter?

Musik wummert aus den Boxen, riesige Lkw schieben sich durch die tanzende Menge. Bis zu 500 000 Menschen sind 2024 zum Christopher Street Day (kurz: CSD) in Berlin gekommen, um zu feiern und um die Regenbogenfahne zu schwenken. Die bunten, lauten Umzüge finden alljährlich in vielen Städten statt. Dabei geht es um mehr als Spaß und Party. Die CSD-Paraden sind politische Demonstrationen für die Gleichberechtigung von schwulen, lesbischen und anderen LGBTQIA+-Menschen – und allen, die sie unterstützen. Denn viele von ihnen sind in ihrem Alltag immer wieder von Vorurteilen und Ablehnung betroffen. Sie werden beschimpft, beleidigt oder etwa bei der Wohnungssuche benachteiligt. Und das nur, weil sie nicht so leben wie die Mehrheit: als Vater-Mutter-Kind-Familie, als Paar aus Mann und Frau oder mit einem eindeutig männlichen oder weiblichen Geschlecht.

LGBTQIA+: Diese englischsprachige Abkürzung ist euch inzwischen bestimmt schon häufiger untergekommen. Sie ist ebenfalls ein Symbol für Vielfalt: Jeder Buchstabe steht für eine eigene Art zu leben und zu lieben.
LGBTQIA+: Diese englischsprachige Abkürzung ist euch inzwischen bestimmt schon häufiger untergekommen. Sie ist ebenfalls ein Symbol für Vielfalt: Jeder Buchstabe steht für eine eigene Art zu leben und zu lieben.
© Collage: Shutterstock/GEOlino

Also demonstrieren sie und ihre Unterstützenden. Sie schwenken ihre Fahnen und tragen einfallsreiche Kostüme. Sie zeigen: Seht her, wir sind da! Wir sind stolz darauf, so zu sein, wie wir sind – und wir gehören zur Gesellschaft wie alle anderen auch! Auf Englisch wird die Regenbogenfahne „pride flag“ genannt, denn „pride“ bedeutet „Stolz“.

Zum ersten Mal wehte die Regenbogenfahne als Symbol für die Schwulen- und Lesbenbewegung vor bald 50 Jahren. Der Künstler Gilbert Baker fügte bunte Streifen zu einem Stoffrechteck zusammen. Jede Farbe sollte für etwas Positives stehen, etwa Rot für das Leben, Gelb für die Sonne, Grün für die Natur – und alle gemeinsam für die Vielfalt und Schönheit der Menschen.

Die ursprünglich acht Streifen schmolzen in den folgenden Jahren zu sechs zusammen: von oben nach unten Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Violett – wie ein Regenbogen eben.

Seit vielen Jahren möchten immer mehr Menschen ein Zeichen gegen die Diskriminierung von einzelnen Gruppen setzen. Und es gibt immer mehr Betroffene. Das spiegelt sich auch in der Regenbogenfahne wider: Vor acht Jahren hat ein Designer die sogenannte „Progressive pride flag“ geschaffen („progressive“ für „fortschrittlich“). Sie ist heute die meistbenutzte Version – und auf dieser Seite abgebildet. Von links schiebt sich ein Keil in die sechs bunten Streifen. Er setzt sich aus den Farben Weiß, Pink, Hellblau, Braun und Schwarz zusammen und schließt symbolisch die Gemeinschaften aus trans* Personen (das Sternchen schließt alle weiteren Geschlechtsidentitäten mit ein), Schwarzen Menschen und all jenen mit ein, die mit der Viruserkrankung HIV/Aids leben oder daran gestorben sind.

Hunderttausende Menschen demonstrieren am 10. Juni 2023 bei der »Roma Pride« in der italienischen Hauptstadt Rom für die Gleichberechtigung von schwulen, lesbischen und anderen LGBTQIA+-Menschen – und allen, die sie unterstützen.
Hunderttausende Menschen demonstrieren am 10. Juni 2023 bei der »Roma Pride« in der italienischen Hauptstadt Rom für die Gleichberechtigung von schwulen, lesbischen und anderen LGBTQIA+-Menschen – und allen, die sie unterstützen.
© Fabrizio Maffei / Shutterstock

Vielen Leuten ist die Regenbogenfahne jedoch ein Dorn im Auge. Sie wollen nicht verstehen, dass Menschen anders leben als sie selbst. Wenn vor einem Rathaus etwa anlässlich eines CSD-Umzuges eine Regenbogenflagge weht, fordern einige, sie sofort abzuhängen. Geschieht das nicht, wird sie manchmal sogar mutwillig zerstört.

Trotzdem gibt es Hoffnung. Denn das Regenbogenmotiv taucht immer häufiger im Alltag auf. Manche tragen Anstecker an ihren Jacken, andere verschönern ihre Taschen und Rucksäcke mit Aufnähern. Im Fußball streifen sich einige Team-Kapitäninnen und -Kapitäne eine Regenbogenbinde über den Arm. Und seit 2015 ist das Regenbogen-Emoji auf allen Handys nur wenige Fingerbewegungen entfernt.

Dieser Artikel ist erschienen im GEOlino EXTRA 02/2025: