Schon mal einen Drachen gesehen? Haha, natürlich nicht. Drachen sind Fantasiewesen, das weiß spätestens im Kindergarten jeder. Und dennoch könntet ihr alle sicher einen Drachen beschreiben, stimmt's?
Also los: Drachen sind riesig, haben meist Flügel und einen schlangenähnlichen Körper, der von schuppigen Panzerplatten bedeckt ist. Dazu kämpfen die Wesen mit Pranken, Krallen, Riesenzähnen! Feuer speien und zaubern können sie auch noch - echt fantastisch!
Drachen waren mehr als bloß Fabelwesen
Tatsächlich glaubten die Menschen früher an genau solche Ungeheuer. Archäologen entdeckten etwa in Mesopotamien 6000 Jahre alte Bilder aus Stein, die die Fabelwesen zeigen. Die alten Griechen dachten sich für diese einen Namen aus: drakon heißt so viel wie "der starr Blickende".
Sogar die Bibel beschreibt ein Seeungeheuer mit einem Herzen aus Stein, den Leviathan, als das leibhaftige Böse. Nicht zuletzt glaubten selbst Naturforscher bis ins 17. Jahrhundert hinein, Drachen gäbe es tatsächlich - obwohl auch sie logischerweise nie einen gesehen hatten.
Perseus - der fliegende Held
- Drachentyp: Cetus ist ein Schlangendrache aus dem Meer mit hohem Kamm und Stoßzähnen
- Drachentöter: Perseus, Sohn des Gottes Zeus
- Spannung: spannend
- Grusel: nicht sehr gruselig
- Romantik: sehr romantisch
Festgekettet an eine Klippe, steht Prinzessin Andromeda vor den Wogen des Meeres. Jeden Moment muss das Ungeheuer Cetus auftauchen. Der Meeresgott Poseidon schickt es, es soll die Prinzessin verschlingen. Da fliegt Perseus vorbei. Er hat sich die Flugsandalen von seinem Freund Hermes ausgeliehen.
Kaum hat Andromeda ihm ihr Leid geklagt, taucht der gigantische Schlangendrache wie eine Monsterwelle aus dem Meer auf - doch ohne Perseus zu bemerken. Zack, sticht der Held dem Monster sein Schwert mitten ins Herz. Die Prinzessin hat er nicht nur gerettet, sondern sich auch gleich in sie verliebt...
Schuld ist das Ungeheuer!
Immerhin: Die Untiere dienten als perfekte Sündenböcke, wenn irgendetwas schief gegangen war. Plagte eine Dürre das Land? Dann musste es bestimmt ein Drache gewesen sein. Eine Flut, ein Mord, eine Seuche?
Klar, ein Ungeheuer steckte dahinter! "Beweise" für solche Hirngespinste ließen sich schnell finden: Im Jahr 1335 etwa entdeckten Menschen in der Stadt Klagenfurt in Österreich einen Drachenschädel. Zumindest glaubten sie das. In Wahrheit, so stellte sich später heraus, handelte es sich um die Knochen eines in der letzten Eiszeit ausgestorbenen Wollnashorns.
Immer neue Gruselgeschichten sorgten für Angst und Schrecken, überall auf der Welt: In Frankreich zum Beispiel trieb der sechsbeinige, feuerspeiende Tarasque sein Unwesen, hieß es. Oder in Mittelamerika, da ließ der gefiederte Schlangengott Quetzalcoatl den Himmel mit seinen Flammen lodern. Er wurde dafür ebenso gefürchtet wie verehrt.
Siegfried - der kühne Kämpfer
- Drachentyp: Fafnir gehört zu den feuerspuckenden Drachen und ist ein Schatzhüter mit Schuppenpanzer
- Drachentöter: Siegfried, königlicher Held
- Spannung: sehr spannend
- Grusel: sehr gruselig
- Romantik: nicht sehr romantisch
Der Drache Fafnir hütet einen Schatz. Siegfried, ein junger, starker Held, will ihm diesen abluchsen und greift das feuerspeiende Monster darum an. Er tötet es mit einem Schwerthieb in den Bauch. Manche sagen, er stach dem Ungeheuer zunächst sogar die Augen aus.
Wie auch immer: Da Drachenblut unverwundbar machen soll, badet Siegfried darin – nur merkt er nicht, dass ein Lindenblatt auf seinen Rücken gefallen war. So bleibt er an dieser Stelle verwundbar. Was ihn eines Tages das Leben kosten wird... Aber das ist eine andere Geschichte.
Fantastische Geschichten mutiger Drachenkämpfer
Grundsätzlich galt und gilt übrigens: Kein schrecklicher Drache ohne mutigen Drachenkämpfer! Die wagten sich den Legenden zufolge an die unheimlichsten Orte: in dunkle Wälder, einsame Höhlen - eben dorthin, wo die Drachen hausten. Da kämpften die Helden um ihr Leben und setzten sich größten Gefahren aus!
Denn jeder Drache hatte besondere Eigenschaften: Der Körper des Lambton- Wurms zum Beispiel wuchs laut einer englischen Sage wieder zusammen, wenn man ihn zerteilte. Der Guivre aus Frankreich tötete mit seinem fürchterlichen Mundgeruch. Und der Bunyip aus Australien konnte Menschen im Nu verzaubern!
Immerhin: Gelang es den mutigen Männern, einen Drachen zu erlegen, wurden sie belohnt, mit Schätzen zum Beispiel oder auch mit den jungen Damen, die von den Scheusalen gefangen gehalten worden waren. So weit die bösen Drachen. Zum Glück fliegen und schlängeln sich auch manch gute Wesen durch die Sagen und Geschichten dieser Erde.
Die feuerspeiende, aber liebenswerte Drachendame aus dem Film "Shrek" etwa, der Glücksdrache Fuchur aus der "Unendlichen Geschichte" oder auch "Der kleine Drache Kokosnuss" aus der gleichnamigen Kinderbuchreihe.
Heiliger Georg - der göttliche Krieger
- Drachentyp: ein schlangenartiges, geflügeltes, teuflisches Monster
- Drachentöter: der Heilige Georg
- Spannung: nicht sehr spannend
- Grusel: gruselig
- Romantik: romantisch
Ein Drache verwüstet die Felder eines Königreichs mit seinem giftigen Atem. Um ihn zu besänftigen, opfern die Bauern täglich zwei Schafe. Als keine Schafe mehr übrig sind, gibt man ihm die Kinder. Schließlich ist nur noch die Tochter des Königs übrig. Man bindet sie an einen Pfahl vor den Sümpfen, wo das Untier haust.
Doch bevor der Drache auftaucht, galoppiert ein Reiter daher - Georg. Als die Königstochter ihm ihr Leid klagt, bindet er sie los. Gleich darauf prescht das nach Ver- wesung stinkende Ungeheuer heran. Georg ekelt sich, kann kaum hinsehen und sticht dem Drachen doch die Lanze in den Rachen.
Zum Dank für die Rettung tritt das ganze Königreich auf Georgs Wunsch zum christlichen Glauben über und lässt sich taufen.
Echte Glücksdrachen
In China werden Drachen übrigens seit jeher als Glücksbringer verehrt. Wer nach dem chinesischen Horoskop im "Jahr des Drachen" geboren ist, gilt als Siegertyp, als besonders kraftvoll und mächtig.
Und genau so sehen chinesische Drachen auch aus: Sie setzen sich aus Teilen verschiedener Tiere zusammen - haben einen Hals wie eine Schlange, einen Kopf wie ein Kamel, Hörner wie ein Rehbock, Ohren wie eine Kuh, einen Leib wie eine Muschel, Schuppen wie ein Fisch, Klauen wie ein Adler, Augen wie der Teufel und Tatzen wie ein Tiger.
Auch heutzutage mischen sie sich immer wieder unter die Menschen. Echt wahr - als Riesenpuppen oder Laternen beim chinesischen Neujahrsfest.