Geschafft!
Zufrieden zeigt Poritosh seinem Freund Subraoto das Ergebnis. Den Lösungsweg zu der kniffeligen Matheaufgabe haben die beiden Fünfzehnjährigen selbst herausgefunden. "Gut gemacht!" lobt Lehrer Rongon Roy die Jungen. Nur wenn seine Schüler eine Frage haben oder mit einer Aufgabe nicht weiterkommen, mischt er sich ein. Ansonsten haben in der METI-Schule in Bangladesch die Kinder das Wort. Gemeinsam diskutieren sie die Themen im Unterricht und helfen sich gegenseitig beim Lösen der Aufgaben.
Auf der Dorfschule, die Poritosh und Subraoto früher besucht haben, war das ganz anders. Dort hatten die beiden sogar Angst, in die Schule zu gehen. "Ständig erhielten wir Schläge", erzählt Subraoto. "Wenn wir schwatzten. Wenn wir die Hausaufgaben vergessen hatten oder eine Aufgabe nicht auf Anhieb verstanden. Die Lehrer halfen uns nicht, sie schimpften nur." Seit sie auf die METI-Schule gewechselt haben, freuen sich Poritosh und Subraoto auf den Unterricht. Mathematik mögen sie besonders gerne. "Ich möchte später Ingenieur werden. Oder Computertechniker", sagt Poritosh. Sein Lehrer Rongon Roy glaubt, dass er das schaffen wird: "Mathematik und logisches Denken, das liegt dir!", sagt er zu Poritosh.
In der METI-Schule unterstützen die Lehrer ihre Schüler. Sie finden, dass die Jungen und Mädchen viel mehr lernen, wenn sie sich dabei wohlfühlen. Schulbänke kann man hier deshalb lange suchen – viel zu unbequem! Zum Unterricht machen es sich Schüler wie Lehrer lieber auf Bastmatten gemütlich. Unter der Decke hängen bunte Tücher, und die Bambusstäbe vor den Fenstern werfen hübsche Schattenmuster auf den Boden. Doch das allerbeste: Zwischen den Klassenzimmern gibt es Höhlen, in die sich die Schüler zum Lesen oder zum Arbeiten in kleinen Gruppen zurückziehen können. Sie müssen einfach nur durch die Schlupflöcher in der Wand klettern. Im ersten Stock ist draußen vor dem Klassenzimmer ein Hochsitz aus Bambus angebracht. Von hier aus hat man einen herrlichen Ausblick auf den See, auf die vielen verschiedenen Bäume und auf das Dorf Rudrapur.
So lässt sich's lernen!
Hier im Norden von Bangladesch leben die meisten Menschen vom Ertrag ihrer Reisfelder. Manche bauen auch Mais oder Jute an. Poritoshs Vater hat einen kleinen Laden. Dort verkauft er Tee und frittierte Gemüsekugeln, die Poritoshs Mutter zubereitet. Wie fast alle Erwachsenen im Ort haben Poritoshs Eltern keinen Schulabschluss. Zwar haben sie ein paar Jahre lang die Dorfschule besucht, doch das hat wenig gebracht: Der Unterricht war so schlecht, dass keines der Dorfschulkinder die Aufgaben für die Abschlussprüfung lösen konnte.
Auch Poritosh und Subraoto müssen bald zur Prüfung. Die findet an einer staatlichen Schule statt, gemeinsam mit Schülern von anderen Schulen. Angst vor den Aufgaben haben die beiden nicht. "Wir sind bestens vorbereitet", sagt Subraoto. Stimmt: In den letzten Jahren haben die METI-Schüler sogar von allen Schulen am besten abgeschnitten. "Die Frage ist nicht, ob wir bestehen, sondern wie gut!", lacht Poritosh und schaut kurz von seinem Mathebuch auf. Dann macht er sich an die Lösung der nächsten kniffeligen Aufgabe.
Weitere Infos
Wenn ihr wissen wollt, wie die METI-Schule gebaut wurde, schaut doch mal bei den Sternsingern vorbei. Der "Sternsinger" ist das Magazin des Kindermissionswerks. Hier ist der Artikel über die Meti-Schule auch zuerst erschienen.