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Weltumsegelung: Ein Leben auf dem Meer

Schon über ein Jahr sind Marvin und Felix mit ihren Eltern auf den Weltmeeren unterwegs. Wir haben mit den beiden Jungs über ihre Reiseerlebnisse und Hausaufgaben auf hoher See gesprochen

Inhaltsverzeichnis

Von oben hat man einfach den besten Blick - findet Felix
Von oben hat man einfach den besten Blick - findet Felix
© Marvin und Felix Fox

Felix ist übel. Und er hat Angst. Draußen tobt ein Sturm, wie der Zwölfjährige ihn noch nie erlebt hat. Zusammen mit seinen Eltern und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Marvin ist er Richtung Cherbourg an der französischen Küste unterwegs – auf dem selbstgebauten Katamaran "Hermann Heinrich".

Plötzlich reißt eines der beiden Ruder des Bootes mit einem lauten Knall ab. Vielleicht wurde es von Treibgut gerammt, das lässt sich inmitten des Sturms nicht herausfinden. Zum ersten Mal denkt die Familie darüber nach, die Reise abzubrechen ...

Doch nach einer Woche hat das Schiff ein neues Ruder und die Familie macht sich, wenn auch mit einem flauen Gefühl im Magen, wieder auf die Reise. Eine Reise, von der keiner so genau weiß, wie lange sie noch dauern und wohin sie die Familie führen wird.

Abschied von der Heimat

Eigentlich wohnt Familie Fox in dem dänischen Städtchen Gravenstein nahe der deutschen Grenze. Schon seit einigen Jahren träumte der Vater davon, eines Tages um die Welt zu segeln, und so begann er irgendwann, ein eigenes Schiff zu bauen.

Mit "Hermann Heinrich", dem sonnengelben Katamaran, hat sich Vater Fox einen Traum erfüllt
Mit "Hermann Heinrich", dem sonnengelben Katamaran, hat sich Vater Fox einen Traum erfüllt
© Marvin und Felix Fox

Im Juli 2007 war es schließlich so weit: Der sonnenblumengelbe Katamaran "Hermann-Heinrich" lag startklar im kleinen Hafen seiner Heimatstadt. Die Segel wurden gesetzt und Freunde in einem großen Fest verabschiedet. Das war für die beiden Brüder besonders schwer. Vor allem Felix, der ältere der beiden, war sich sehr unsicher, ob er mitfahren und all seine Freunde zurücklassen sollte.

Die schönsten Erlebnisse auf dem Meer

Doch schließlich siegte die Neugier. Neugier auf das Unbekannte, auf ein Leben auf dem Meer, abhängig von Wind und Wetter. Inzwischen antwortet Felix, wenn seine Eltern ihn fragen, ob er gern noch ein weiteres Jahr unterwegs wäre: "Na klar!" Auch wenn er auf die Frage, was er am meisten vermisst, immer noch seine Freunde nennt, während Marvin seine E-Gitarre vermisst. Aber ganz so einsam, wie man sich das Seemannsleben vorstellt, ist es dann doch nicht: "Wir sind ja nicht die einzigen Kinder, die mit ihren Eltern unterwegs sind", erzählen die Jungs.

Außerdem gibt es auf dem Meer so viel zu entdecken und zu erleben, dass gar nicht viel Zeit zum Grübeln oder für Heimweh bleibt. Beide Jungs haben ein oder zwei Erlebnisse, an die sie sich besonders gern erinnern. Marvins bisher schönste Zeit auf dem Katamaran waren Weihnachten, Sylvester und ein Treffen mit den Großeltern. Felix hat es besonders beeindruckt, als die Familie einmal nachts bei Meeresleuchten Delfine beobachten konnte: "Durch das Meeresleuchten ziehen sie Lichtstreifen durch das Wasser, und das sieht richtig elegant aus".

Marvin und Felix verstehen sich super mit ihren Eltern
Marvin und Felix verstehen sich super mit ihren Eltern
© Marvin und Felix Fox

Alltag auf dem Meer

Natürlich ist das Leben auf der "Hermann Heinrich" nicht immer nur aufregend, denn auch auf einem Boot gibt es einen Alltag. Morgens haben die Jungs von 9 Uhr bis 12.30 Uhr Unterricht – ihre Lehrer sind die Eltern. Sie unterrichten Marvin und Felix in Deutsch, Englisch, Mathe und Naturwissenschaften; es gibt sogar Tests und Hausaufgaben. Sowohl Schüler als auch Lehrer sind zufrieden: "Meine Eltern sind als Lehrer aushaltbar und ich habe mit ihnen nur selten Zoff wegen der Schule", sagt Felix. Auch Marvin findet, seine Eltern sind gute Lehrer, und die sind stolz auf die Fortschritte ihrer Söhne.

Nach einer gemeinsamen Mittagspause gehen die Eltern von Marvin und Felix arbeiten: Sie drehen Filme, schreiben Berichte, aktualisieren ihre Homepage. Nachmittags wird gemeinsam das Deck geschrubbt, damit die acht Füße den Dreck abends nicht mit in die Kojen nehmen.

Lernen kann man auch auf dem Meer - vier bis fünf Stunden pro Tag haben die Brüder Unterricht bei ihren Eltern
Lernen kann man auch auf dem Meer - vier bis fünf Stunden pro Tag haben die Brüder Unterricht bei ihren Eltern
© Marvin und Felix Fox

Das Meer schweißt zusammen

Die momentane "Wohnung" von Familie Fox - mit zwei Trampolinen (rechts im Bild) und einem offenen "Salon" (direkt unterhalb der Füße)
Die momentane "Wohnung" von Familie Fox - mit zwei Trampolinen (rechts im Bild) und einem offenen "Salon" (direkt unterhalb der Füße)
© Marvin und Felix Fox

Die ständige Nähe auf dem Schiff hat die Familie zusammengeschweißt. Die Brüder haben gelernt, sich nicht mehr wegen Kleinigkeiten zu streiten und stattdessen Kompromisse einzugehen. "Nur wenn uns langweilig ist, kriegen wir manchmal Streit", erzählt Marvin. Doch Langeweile haben die Jungs selten. Wenn die Sonne scheint, schwimmen und sonnen sie sich; bei schlechtem Wetter lesen sie oder spielen Brett- und Computerspiele.

Nur wenn Felix seekrank ist, muss er auf all das verzichten und sich hinlegen. Besonders schlimm ist es, wenn bei schwerem Wetter die Luken dicht gemacht werden müssen, denn dann wird es stickig unter Deck. Aber als erfahrener Seemann kennt Felix einen Trick: "Ist man anfällig, sollte man schon drei Tage vor dem Segeln (oder eben vor starkem Seegang) Salami, Tomaten, Spinat, Schokolade und Hartkäse vermeiden und viel Vitamin C zu sich nehmen."

Die Reise geht weiter

Familie Fox sind besonders die schlimmen Stürme und die hohen Wellen in den Gewässern des Ärmelkanals vor der französischen Küste in Erinnerung geblieben. Etwas ruhiger geht es rund um die Kapverden zu, einer Inselgruppe vor der Westküste Afrikas. Nur gut, denn das ist nächste Ziel der Familie Fox.

Wie die Jungs sich mit all den fremden Menschen verständigen? Zuerst versuchen sie es mit Englisch. So kriegen die Jungs wie nebenbei ganz praktischen Englischunterricht. Aber wenn der Gesprächspartner kein Englisch spricht, geht es auch immer irgendwie mit Händen und Füßen, erzählt Felix lachend.

Vielleicht noch ein weiteres Jahr, vielleicht auch noch länger. Fest steht, die Reise geht weiter
Vielleicht noch ein weiteres Jahr, vielleicht auch noch länger. Fest steht, die Reise geht weiter
© Marvin und Felix Fox

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