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Es ist dunkel, staubig und stickig in den Bergwerken von Bolivien. Die Stollen sind an manchen Stellen so eng, dass nur ein Kind auf allen Vieren hindurch kriechen kann. Hier arbeiten Lucas (14) und sein Bruder Beymer (10) manchmal zehn Stunden lang am Tag. Mit Spitzhacken, Helmen und Lampen dringen sie tief in die Dunkelheit des Bergwerks vor, um Silber, Zinn und Blei aus dem Gestein zu schlagen. Die schmalen unterirdischen Gänge stecken voller Gefahren: Giftige Schwefeldämpfe, Steinstürze und Sprengstoffunfälle bedrohen das junge Leben der Brüder.
Die jüngsten Sprengmeister der Welt
Die Mine von Cerro Rico (Reicher Berg) befindet sich auf 4000 Metern Höhe in den Anden. In der Nähe liegt Potosí, die höchstgelegene Großstadt der Welt. Genau wie Lucas und Beymer arbeiten hier 6500 Kinder - manche von ihnen sind erst sieben Jahre alt. Ihre Aufgabe ist es, tiefe Löcher in die Felswände zu hämmern, in die kleine Dynamitstangen gesteckt werden können. So sprengen die Kinder Gesteinsbrocken aus den Felswänden, in der Hoffnung kostbare Metalle zu finden.
So könnt ihr Lucas und Beymer helfen
Die Kindernothilfe startet bundesweit die Kampagne "Action!Kidz - Kinder gegen Kinderarbeit". Von Oktober bis November seid ihr aufgerufen, selbst einmal die Ärmel hochzukrempeln: Beim Rasenmähen, Keller entrümpeln oder Zäune streichen macht ihr euch bei Freunden oder Verwandten verdient und verlangt dafür eine kleine Spende. Das Geld fließt Lucas, Beymer und vielen anderen Kindern in einer bolivianischen Minenarbeitersiedlung zu. Als kleinen Ansporn vergibt die Kindernothilfe einen Preis an das erfolgreichste Action!Kidz-Team. Anmelden könnt ihr euch mit einer E-Mail an: actionkidz(at)d-fc.de! Mehr Informationen findet ihr auf www.kindernothilfe.de/action!kidz.de
Im Bergwerk regiert der Teufel
Doch die Minen von Cerro Rico sind schon so alt, dass die Ausbeute der jungen Bergarbeiter immer geringer ausfällt. Häufig sind die schweren Eisenwaggons, die die Kinder in mühevoller Arbeit ans Tageslicht schieben, nur mit wertlosem Gestein beladen. Deshalb müssen sie tiefer und tiefer in das Innere der Berge vordringen: Bis dorthin, wo die Temperaturen schon fast 40 Grad erreichen und der Schwefelgehalt in der Luft das Atmen schwer macht. Wie alle Minenarbeiter glauben auch Lucas und Beymar, dass im tiefsten Innern der Berge ein böser "Tio" (Teufel) sein Unwesen treibe. Damit der Tio ihre Stollen nicht einstürzen lässt, verstreuen die beiden Sprengmeister überall im Bergwerk Opfergaben. Meistens Zigaretten oder ein paar Brocken Brot.
Mit 33 Jahren ein Greis
Früher konnten Lucas und Beymer jeder vier Dollar am Abend mit nach hause bringen. Das war gerade genug, um für das Überleben ihrer Familie zu sorgen. Doch die weltweite Wirtschaftskrise hat die Minenarbeiter von Bolivien besonders hart getroffen: Weil die Preise für Erze und Mineralien auf dem Weltmarkt sinken, bekommen Lucas und Beymer für ihre Arbeit viel weniger Lohn. Das bedeutet, dass die Beiden noch mehr arbeiten müssen. Denn sie sind für das Auskommen ihrer Familie verantwortlich: Ihr Vater war als Kind selbst ein Minenarbeiter und ist nun, mit 30 Jahren, am Ende seiner Kräfte. Der Kieselstaub zerstört die Lungen der Bergarbeiter, so dass sie häufig an der gefährlichen Krankheit Silicose erkranken. Dazu kommt, dass jeder dritte Mensch in Portosí unterernährt ist. Die meisten Menschen in Portosí werden deshalb nicht älter als 33 Jahre.
Drogen gegen Hunger und Müdigkeit
Auch Lucas und Beymer bekommen trotz der harten Arbeit beide nur zwei Scheiben Brot und eine Flasche Wasser als Proviant. Um Hunger und Müdigkeit zu vergessen, kauen sie deshalb im Bergwerk fast ununterbrochen Kokablätter - eine Droge, die in Deutschland illegal ist, weil sie sehr schnell abhängig macht. Eigentlich verbietet das bolivianische Gesetz, Kindern unter 14 Jahren, in Minen oder anderen gefährlichen Orten zu arbeiten. Doch gerade im vergangenen Jahr hat die Zahl der Kinderarbeiter bedrohlich zugenommen: Wegen der Wirtschaftskrise werden nur noch billige Arbeiter gesucht - und am billigsten sind Kinder wie Lucas und Beymer.
Ein Fluchtweg aus Tios Reich
Nachdem sie die ganze Nacht hindurch im Bergwerk gearbeitet haben gehen Lucas und Beymer manchmal sogar noch zur Schule. Sie wollen Lesen und Schreiben lernen, um später einmal ein besseres Leben zu haben. Doch wie allen Kinderarbeitern in Potosí fällt es ihnen sehr schwer, dem Unterricht zu folgen. Sie verpassen zu viele Unterrichtsstunden und sind vom Steineschleppen und –hacken oft so müde, dass sie im Unterricht einfach einschlafen. Nur selten schafft eines der Kinderarbeiter von Potosí einen richtigen Schulabschluss.
Die Kindernothilfe versucht den Minenarbeitern in Bolivien mit Spenden aus den reichen Ländern zu helfen. In ihren Tagesstätten bekommen Lucas, Beymer und 800 andere Minenarbeiter jeden Tag eine warme Mahlzeit. Dort können sie auch zu einem Arzt gehen, wenn sie sich in der Mine verletzt haben. Während ihre Eltern in der Tagesstätte Unterricht im Lesen und Schreiben bekommen, treffen sich Lucas und Beymer hier mit ihren Freunden – und sind beim Fußball oder Gitarre spielen für ein paar schöne Stunden lang wie andere Kinder.