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Wie bist du zur Fotografie gekommen?
Ich hatte zu Schulzeiten eine Freundin, die fotografiert hat und die ihr eigenes Fotolabor hatte, in das sie mich mal mitgenommen hat. Ich fand es so fantastisch zu sehen, wie im Entwickler langsam die Bilder entstehen, dass ich unbedingt auch so etwas machen wollte. Ich habe mir dann die alte Spiegelreflexkamera von meinem Vater ausgeliehen und viel fotografiert, um dann selber was im Fotolabor machen zu können. Irgendwann hatte ich dann selber eins im Keller.
Wo hast du studiert?

Ich habe an der London Guildhall University in London Visuelle Kommunikation studiert mit dem Schwerpunkt Film und Fotografie. Vorher hatte ich zwei Praktika bei Fotografen gemacht, eines in Paris bei einem Modefotografen, was mir nicht viel Spaß gemacht hat wegen der Pariser Modeszene und der aufgeblasenen Leute dort. Das zweite Praktikum habe ich bei einem Werbefotografen in Hamburg gemacht. Bevor es dann mit der Uni losging, habe ich meine erste große Reise mit einer Freundin nach La Réunion (bei Mauritius) gemacht und da habe ich gemerkt, wie viel Spaß es mir macht, Menschen in deren Umfeld zu fotografieren und so deren Geschichte zu erzählen.
Wie bist du zu GEOlino gekommen?
Ich habe nach Ende meines Studiums und einer sechsmonatigen Reise durch Südafrika, wo ich an einer Fotomappe gearbeitet habe, ein Praktikum bei GEO Saison gemacht, da ich gerne erfahren wollte, wie es auf "der anderen Seite", also der redaktionellen Seite abläuft. Das Arbeiten in der Bildredaktion und der Umgang mit den vielen Fotografen hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich wollte gerne mehr in dem Bereich machen. Als ich gerade fertig wurde mit dem dreimonatigen Praktikum, wurde eine Stelle bei GEOlino in der Bildredaktion frei. Da habe ich mich natürlich gleich beworben und dann hat es zum Glück auch geklappt.
Warum reist du immer so weit in die Ferne?
Nach meiner ersten großen Reise nach La Réunion hatte ich die Freude am Unterwegssein, an den Begegnungen mit Menschen aus anderen Kulturen und dem ständig Unvorhersehbaren auf Reisen entdeckt. In Südafrika habe ich dann gemerkt, was man alles mit der Fotografie anstellen kann. Ich habe damals in der Nähe eines schwarzen Township (so nennt man in Südafrika Stadtteile, wo früher während der Rassentrennung vor allem farbige Menschen lebten) gewohnt und angefangen, dort ein paar Jugendlichen das Fotografieren beizubringen. Erst habe ich unterrichtet und dann haben wir gemeinsam fotografiert und daraus ist ein sehr spannendes Ausstellungsprojekt entstanden, was vor einigen Jahren im "Haus der Kulturen der Welt" in Berlin als Teil der PORTRAIT AFRIKA Ausstellung gezeigt wurde. Es war ein ganz interessanter Austausch und ich habe in Südafrika gelernt, das Leben im Township mit anderen Augen zu sehen, eben durch den Austausch mit den jungen südafrikanischen Fotografen. Danach war es mir immer wichtig so zu reisen, dass ich möglichst viel Kontakt zu den Einheimischen habe, um so Neues zu sehen und zu lernen.
Woher bekommst du deine Geschichten?
Geschichten schlummern überall. Sobald man im Land ist, fällt einem vieles auf, man trifft Kinder und hört deren Geschichten, man beobachtet ganz anders. Häufig recherchiere ich auch vor einer Reise im Internet nach Themen, die in dem Land akut sind, z.B. Kinderhandel, Kinderarbeit, die Rolle der Mädchen ...
Was sind deine Lieblingsländer?
Das ist schwer zu sagen. Es zieht mich im Moment immer sehr weit weg, in Kulturkreise, die mir wenig vertraut sind. Das ändert sich vielleicht auch mal. Indien finde ich zum Fotografieren besonders interessant, da sich alles Leben auf der Straße abspielt: das Kochen, das Waschen, das Handwerken, das Schlafen. Alles, was bei unser eher privat ist, läuft dort ganz offen sichtbar ab. Das ist für einen Fotografen natürlich toll.
Was ist das interessanteste Erlebnis, das du auf deinen Reisen hattest?
Bei meiner ersten Reise in Indien bin ich staunend durch die Strassen Jaipurs in Rajastan gelaufen und habe versucht, dem wilden Verkehr aus Rickschahs, Autos, Fahrrädern und Fußgängern auszuweichen. Dabei habe ich prompt eine Kuh übersehen, die mir sofort ihre Hörner in die Seite rammte. Ich habe mich wahnsinnig erschrocken, da ich gar nicht wusste, woher der Stoß kam. Ich hatte zum Glück nur eine kleine Schramme und musste dann fürchterlich lachen, da ich das für einen tollen Willkommensgruß für Indien hielt, von einer heiligen Kuh gerammt zu werden.
Schön war es auch in der Wüste Thar mit Uga, einem kleinen Kameltreiber, unterwegs zu sein (GEOlino Heft 11 "Menschenskinder"). Uga fand es immer besonders toll, auf seinem alten Kamel Buddha zu galoppieren und dabei kräftig zu singen. Und so fand ich mich dann schwer schaukelnd hinter Uga auf dem Kamel sitzend und mich in den Sattel festkrallend durch die Wüste pesend. Und als ich mich umschaute nach einem jungen Engländer, den Uga in die Wüste ausgeführt hatte, saß der so schaukelnd im Sattel seines Kamels, dass er sich beim Reiten übergeben musste (er war auch ein bisschen krank, muss ich dazu sagen).
Im australischen Outback bei den Cowboyjungs (GEOlino Februar 2004) sieht es so ruhig aus auf den Bildern, aber die Einöde trügt. Ich hatte noch nie in meinem Leben mit so vielen Fliegen zu kämpfen wie dort. Sie sind mir ständig in die Ohren und Nase auf der Suche nach Flüssigkeit gekrabbelt und ich hatte fürchterliche Sorge, man würde sie auch als schwarze Flecken auf den Fotos wieder finden ...
Bei dem unberührbaren Mädchen in Tamil Nadu (GEOlino Mai 2004) gab es jeden Tag von einem der Mädchen der Schule eine paar Blumen, die einem ins Haar gesteckt wurden. Das ist ein sehr schöner Brauch aus Südindien. Nur gab es nicht genügend Haarklemmen und so haben sich die Mädchen oft eine Klemme aus dem Haar gezogen und sie mir samt Blüte ins Haar gesteckt. Das Problem war nur, dass fast alle Kinder in der Schule Läuse hatten und so habe ich mir jeden Abend dem Kopf geschrubbt, um bloß keine Läuse zu bekommen. Das sind dann so die kleinen Sorgen des Alltags auf Reisen ...