Angeblich wollten sie den Papst umbringen, die Weltherrschaft an sich reißen und waren für die Französische Revolution verantwortlich - und das sind nur einige Beispiele für die vermeintlichen dunklen Machenschaften des Illuminatenordens. Bis heute ist der Geheimbund Gegenstand zahlreicher Romane, Spielfilme und Dokumentationen. Und immer noch ranken sich Legenden und Verschwörungstheorien um die "Erleuchteten", denn das bedeutet das lateinische Wort "Illuminati".

Warum wird bei großen Ereignissen der Weltgeschichte immer wieder vermutet, dass Geheimbünde ihre Finger im Spiel haben? Und welche Ziele verfolgen sie tatsächlich?
Werte und Ziele können sich je nach Geheimbund stark unterscheiden. "Das reicht von religiösen über politische und wirtschaftliche bis hin zu esoterischen Weltvorstellungen", weiß Marian Füssel, Professor für Geschichte der frühen Neuzeit und Wissenschaftsgeschichte an der Universität Göttingen. Entstanden sind die ersten Geheimbünde als Gemeinschaften, die sich gegen eine absolutistische Regierung auflehnten oder zumindest einer Sache widmen wollten, die verboten war. So strebten die Illuminaten Ende des 18. Jahrhunderts eine freie Wissenschaft und Aufklärung an.
"Im 18. Jahrhundert gab es, ausgehend von England, einen regelrechten Boom der Geheimbünde", sagt Füssel. "Die Freimaurer waren uesprünglich Bauherren und Architekten, die sich zunächst in Pubs trafen, um ständeübergreifend zu diskutieren." Ihre Ideale sind bis heute Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität - keine Schlagworte, die damals besonders verbreitet waren. Um ihre Meinungen frei austauschen zu können, trafen sie sich in Hinterzimmern, später in eigenen Räumen und Häusern.
Heute ist recht viel über die Organisation und die Rituale der Freimaurer bekannt. Doch wie schaffte es die geheime Gesellschaft damals, dass keine Informationen nach außen drangen? "Die Mitglieder schwören einen Eid, mit dem sie sich zur Verschwiegenheit verpflichten", erklärt Marian Füssel. Oft gibt es verschiedene Stufen der Geheimhaltung. Neue Mitglieder erfahren noch nicht alles. Doch wer sich als vertrauenswürdig erwiesen hat, wird tiefer eingeweiht.
Geheime Gesellschaften wie die Freimaurer bemühen sich, bestimmte Informationen nur in einem bestimmten Personenkreis kursieren zu lassen. Komplizierter ist es bei Geheimbünden, die sogar ihre Existenz verheimlichen. "Wenn eine Organisation wirklich geheim bleiben möchte, ist das fast nur über face-to-face-Kommunikation - also von Angesicht zu Angesicht - möglich", ist sich Füssel sicher. Besonders bei der ersten Kontaktaufnahme ist Vorsicht geboten: Vertritt das Gegenüber tatsächlich die gleichen Werte? Einige bedienten sich auch verschlüsselter Nachrichten oder geheimer Schriftzeichen.
Das Zeitalter des Internets hat in Sachen sichere Kommunikation nichts verändert. "Allerdings erfahren Verschwörungstheorien seit der Verbreitung des Internets einen neuen Aufschwung", sagt Professor Füssel. "Da wird dann oft eine ganze Verschwörungs-Suppe zusammengerührt. Oft werden Verbindungen zwischen Gruppen vermutet, die gar nichts miteinander zu tun haben wollen." So wurde einigen Geheimgesellschaften unterstellt, weltweit Macht auszuüben, allen voran den Illuminaten. Doch das ist übertrieben. "Der Mensch hat das Bedürfnis nach einfachen Erklärungen. Und da diese Organisationen ihre Aktivitäten im Verborgenen durchführen, bieten sie einen großen Spielraum für Spekulationen", so Marian Füssel.
Darüber ob und wie viele Geheimbünde heute weltweit existieren, ist ebenfalls reine Spekulation. "Vielleicht wissen wir das in 20 oder 30 Jahren", mutmaßt der Geschichtsexperte.
Beispiel 1: Freimaurer

Die Freimaurer gründeten sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus den Zünften der Baumeister und Architekten. Die geheime Gesellschaft breitete sich über ganz Europa aus und ist in lokalen Gruppen, so genannten Logen, organisiert. Nach den fünf Idealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität vereinen sie Menschen aller sozialen Schichten und Glaubensvorstellungen. Obwohl sich die Mitglieder der Verschwiegenheit verpflichtet haben, sind einige Rituale der Freimaurer bekannt, sind sogar in vielen Bibliotheken zu finden. Zu den prominenten Mitgliedern gehörten unter anderem einige amerikanische Präsidenten, aber auch der Architekt Gustave Eiffel sowie Johann Wolfgang von Goethe und Wolfgang Amadeus Mozart.
Mit ihrem aufklärerischen Denken und Handeln trugen die Freimaurer zu einer offenen Gesellschaft und freien Wissenschaft bei, wie wir sie momentan in der westlichen Welt erleben. Heute treten sie unter anderem im Zusammenhang mit wohltätigen Einrichtungen auf. So organisieren sie viele Tafeln, in denen Bedürftige günstige Lebensmittel erwerben können.
Beispiel 2: Illuminaten
Aus Angst, die Rosenkreuzer würden seine besten Studenten anwerben, gründete der Philosoph Adam Weishaupt 1776 in Ingolstadt die Illuminati (lateinisch: "Die Erleuchteten"). Sein Ziel war es, den angehenden Wissenschaftlern Zugang zu kirchenkritischer Literatur zu verschaffen. Zunächst waren die Illuminaten also eine Art intellektueller Lesezirkel. Der Geheimbund wuchs jedoch rasch und gewann auch prominente Mitglieder wie Adolf Freiherr Knigge für sich. Zu ihrer Blütezeit zählten die Illuminaten etwa 1.500 Mitglieder. Auch Johann Wolfgang von Goethe trat ihnen bei - angeblich aber nur, um sie auszukundschaften.
Nach ihrem Bekanntwerden wurde der Orden 1785 schließlich verboten und zerschlagen. Immer wieder wurden Versuche unternommen, den Geheimbund wieder aufleben zu lassen. Allerdings ohne Erfolg.

Beispiel 3: Ku-Klux-Klan

Im Vergleich zu den Freimaurern und Illuminaten vertritt der Ku-Klux-Klan - kurz KKK - keine demokratischen, aufklärerischen Ziele, sondern kämpfte nach dem amerikanischen Bürgerkrieg mit Gewalt für die Wiederversklavung der Schwarzen in Amerika. Vermummt griffen sie nachts vor allem ehemalige Sklaven an, brannten Häuser nieder, wurden gewalttätig, entführten und mordeten. Dabei verlor die Führung des KKK zunehmend die Kontrolle, so dass auch nach der Selbstauflösung 1871 zahlreiche weitere Attentate verübt wurden.
1915 wurde der Ku-Klux-Klan wiederbelebt. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen die USA, den Klan gezielt zu bekämpfen, klärten zahlreiche Anschläge und Morde auf. Heute hat der Ku-Klux-Klan schätzungsweise mehrere Tausend Anhänger und erfährt seit der Wahl von US-Präsident Barack Obama einen neuen Zulauf.