Vor einem guten Jahr hatte Benjamin, ehemals selbst obdachlos, eine Idee: Wäre es nicht toll, wenn man Sachen, die Obdachlose brauchen, einfach an einen Zaun hängt, und die Männer und Frauen nehmen sich selbst, was sie benötigen? Dann müsste niemand um irgendetwas bitten – und der Zaun wäre zudem 24 Stunden am Tag "geöffnet". Eine super Idee!
Zusammen mit drei weiteren Helfern machte er sich an die Arbeit: "Wir haben uns von Anfang an mit der Stadt Darmstadt zusammengetan. Sie hat uns zum Beispiel geholfen, einen passenden Ort zu finden: einen hellen Platz mitten in der Stadt, direkt hinter der Bibliothek. Dort haben wir Maschendraht angebracht und den "Sozialen Zaun" mit Schildern gekennzeichnet."
Wie der Gabenzaun funktioniert
Wollen Menschen etwas spenden, verpacken sie die Dinge – Socken, Hundefutter, Pullis oder Zahnpasta etwa – in durchsichtige Plastiktüten und beschriften diese. "Pulli, Größe 52" beispielsweise. Die Tüten sind praktisch: So werden die Spenden nicht nass, und jeder kann sehen, was darin ist.
Viele Obdachlose haben ein Lächeln im Gesicht, wenn sie eine Spende erhalten. Und oft bleiben Passanten stehen und finden das Projekt so toll, dass sie selbst zu Spendern werden. Interessanterweise spenden gerade die Menschen, die selbst nicht so viel haben und sich am Zaun ab und zu etwas nehmen, dann auch selber wieder.
Mittlerweile beteiligen sich rund 40 Helfer. Alle paar Stunden kommen Leute beim Zaun vorbei und räumen auf - zwei der Obdachlosen haben durch ihre Hilfe mittlerweile sogar wieder ein Dach über dem Kopf. Das ist ein toller Erfolg!
Was ihr über Obdachlosigkeit wissen solltet:
- Wohnungslos ist nicht gleich obdachlos. Wohnungslos bedeutet, in keiner eigenen Wohnung zu leben, sondern in Notunterkünften, Wohnheimen oder bei Freunden schlafen zu müssen. Einige Wohnungslose sind sogar obdachlos: Sie leben auf der Straße und schlafen etwa auf Parkbänken oder in Hauseingängen.
- Es gibt keine offizielle Statistik über Wohnungslose in Deutschland. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) schätzt die Zahl auf mindestens 335 000 Menschen, darunter 29 000 Kinder und Jugendliche. Etwa jeder neunte Wohnungslose lebt auf der Straße.
- Ein gutes Viertel der erwachsenen Wohnungslosen sind Frauen. Am häufigsten also leben Männer auf der Straße.
Was ihr für Obdachlose tun könnt:
- Respekt zeigen! Häufig ignorieren wir Menschen auf der Straße oder starren sie an – das ist respektlos. Dabei haben ein kleines Lächeln oder ein freundliches "Hallo!" oft große Wirkung.
- Spenden! Schrank ausgemistet? Schlafsack übrig? Viele Organisationen, etwa das Deutsche Rote Kreuz, die Caritas, die Diakonie oder der Arbeiter-Samariter-Bund verteilen neue oder gebrauchte Kleidung und Hygieneartikel wie Zahnpasta an Bedürftige. Recherchiert im Internet, wohin ihr Spenden in eurer Stadt bringen könnt.
- Zaungast werden! Außer in Darmstadt gibt es auch in anderen Städten ähnliche Projekte – oder sie gründen sich gerade, in Kassel zum Beispiel.
- Rettungsdienst anrufen! Wenn ihr beobachtet, dass ein Obdachloser gestürzt oder aufgrund schlechten Wetters in Gefahr ist, sprecht Passanten an und bittet sie, den Notruf zu wählen (112), oder macht dies selbst.
- Lesen! Das Büchlein "Ein mittelschönes Leben" von Kirsten Boie und Jutta Bauer erzählt die Geschichte eines Mannes, der ein angenehmes Leben führte und dann in die Obdachlosigkeit rutscht. Das Buch macht wach!