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Deutsche Geschichte Der Nationalsozialismus und Werdegang Hitlers

Soldaten
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Vor 75 Jahren tritt Adolf Hitler in Deutschland das Amt des Reichskanzlers an. Viele Menschen sind damals von Hitler und den Nationalsozialisten begeistert. Doch es beginnt eine Schreckensherrschaft

Die Absätze der Stiefel knallen im Gleichschritt auf die Pflastersteine. Eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei. Es sind Zehntausende Männer, die an diesem frostigen Winterabend durch Berlin marschieren. In Reih und Glied, steif und zackig. Alle in Uniform, alle im Takt. Die Flammen ihrer Fackeln züngeln in das Schwarz des Himmels.

Hörner schmettern blecherne Marschmusik, dumpf schallen die Trommelschläge: eins, zwei, eins, zwei, eins, zwei. Gesäumt von einer riesigen Menschenmenge, schlängelt sich die Parade wie ein Feuerfluss durch das Brandenburger Tor, das Wahrzeichen Berlins, in die Wilhelmstraße. Ihr Ziel ist das Gebäude mit der Nummer 77. Es beherbergt die Reichskanzlei, den Amtssitz des Reichskanzlers.

Adofl Hitler
Adolf Hitler (r.)
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In dem hell erleuchteten Fenster eines Nebenhauses steht dort ein schmächtiger Mann mit streng gescheitelten schwarzen Haaren und einem eckigen Schnauzbart unter der Nase: Adolf Hitler.

Reichspräsident Paul von Hindenburg hat den 43-Jährigen am Mittag zum neuen Kanzler des Deutschen Reiches ernannt und Hitler damit zum zweit mächtigsten Mann im Land gemacht. Der Fackelzug ist ein Siegeszug seiner Anhänger ihm zu Ehren. Es ist der 30. Januar 1933, ein Montag.

Es ist der Tag, an dem in Deutschland der Grundstein für eine Diktatur gelegt wird, für die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten. Sie wird zwölf Jahre, drei Monate, eine Woche und zwei Tage dauern und die Welt in den furchtbarsten Krieg aller Zeiten stürzen.

  • An der Spitze einer Diktatur steht eine einzige Partei, Person oder Gruppe. Grundrechte wie das Recht auf freie Meinungsäußerung sind außer Kraft gesetzt.

Hitler und die NSDAP

Doch das ahnt an diesem Januarabend kaum jemand. Ausgelassen jubeln die Menschen vor der Reichskanzlei. Immer wieder strecken sie ihren rechten Arm zum "Hitlergruß" stramm in die Luft.

Manche schwenken rote Fahnen mit einem weißen Kreis in der Mitte, in dem ein schwarzes Hakenkreuz prangt: Es ist das Symbol der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), an deren Spitze der "Führer" Adolf Hitler steht.

  • Das Hakenkreuz galt einmal als Zeichen des Heils und als Symbol der Wende zum Glück. Die Nationalsozialisten übernahmen es als Parteiabzeichen. Deshalb ist es heute verboten.

Diese Partei war wenige Jahre zuvor noch völlig bedeutungslos. Bei den Wahlen zum Reichstag im Jahr 1928 erhielt sie kaum Stimmen, und die meisten Menschen glaubten, es sei eine ebenso verrückte wie extreme Bewegung, die man nicht weiter ernst zu nehmen brauche. Was hatten sie sich getäuscht! Hitler war ein hervorragender Redner, der die Menschen mit seinen Ansprachen mitreißen konnte.

Und er machte sich ihre Not zunutze. Denn vielen Deutschen ging es damals schlecht. Zeitweise hatten mehr als sechs Millionen Männer und Frauen keine Arbeit. Armut und Verzweiflung boten den Nährboden für den starken Zulauf der extremen Bewegung. Hitler versprach vollmundig, Stellen zu schaffen und die Armut zu besiegen. Und die NSDAP bekam immer mehr Zulauf, weil viele Menschen Hitler glaubten. Zu viele. Viel zu viele.

Die SS
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  • Der Begriff Demokratie kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt Volksherrschaft. Das Volk legt die Gesetze fest, nach denen es in seinem Land leben will, und wählt seine Regierung selbst.

Die Nationalsozialisten

Hitler und die Nazis, wie seine Anhänger genannt wurden, waren gegen die Demokratie. Kritik am "Führer" war untersagt. So bauten sie Schritt für Schritt ihre Herrschaft aus: Bereits fünf Tage nach Hitlers Amtsantritt wurde eine "Notverordnung" - ein Sondergesetz - erlassen, das unter anderem die Pressefreiheit einschränkte. Kein Journalist sollte ungestraft etwas gegen Hitler oder die Nazis schreiben dürfen!

Passten ihnen Artikel oder Zeitungen nicht, konnten sie diese nun aufgrund der Notverordnung einfach verbieten. Wenig später verbrannten Hitlers Anhänger sogar Bücher, die ihnen zu kritisch waren oder deren Verfasser sie ablehnten - Hermann Hesse zum Beispiel oder Erich Kästner, der Autor von "Emil und die Detektive" und "Pünktchen und Anton", gehörten dazu. Aber das war noch längst nicht alles.

  • In einer Demokratie sind die Presse- und Meinungsfreiheit wichtige Grundrechte. Sie garantieren etwa, dass alle Menschen ihre Meinung frei äußern dürfen und dass Journalisten bei ihrer Arbeit nicht behindert werden.

Der Brand des Reichtagsgebäudes

Als am 27. Februar 1933 im Berliner Reichstagsgebäude Feuer gelegt wurde, nahmen die Nazis das Ereignis zum Anlass, ihre politischen Gegner, die Anhänger anderer Parteien, auszuschalten. Denen gaben sie die Schuld für den Anschlag. Eine neue Notverordnung setzte tags darauf wichtige Grundrechte außer Kraft: Menschen konnten nun einfach so und auf un bestimmte Zeit festgenommen werden - ohne dass sich ein Richter der Sache annahm.

Tausende Nazi-Gegner wurden verhört, in Gefängnisse gesteckt oder zusammen geschlagen, manche sogar getötet. Bei den Neuwahlen am 5. März war die NSDAP stärkste Partei im Land – und bald schon die einzige: Es dauerte nicht lange, da verbot Hitler alle anderen politischen Parteien.

Hitler wird Reichspräsident

Im Sommer 1934, nach dem Tod Hindenburgs, übernahm Hitler kurzerhand auch noch das Amt des Reichspräsidenten. Jetzt hielt er die Macht über Deutschland allein in seinen Händen!

Und das war überall sichtbar: In Klassenräumen, Büros und in den meisten Wohnzimmern prangte von nun an ein Bild des "Führers" an der Wand. Statt "Guten Tag" sagten die meisten Menschen "Heil Hitler". Und ab 1939 waren alle Kinder verpflichtet, der sogenannten Hitlerjugend (HJ) oder dem Bund Deutscher Mädel (BDM) beizutreten, den Jugendorganisationen der Nazis.

Dort wurden Jungen und Mädchen im Sinne des Nationalsozialismus erzogen - sie sollten lernen, "deutsch zu denken und deutsch zu handeln". Hitler sagte einmal: "Es wird eine Jugend heranwachsen, vor der sich die Welt erschrecken wird."

  • Nazis nannte man die Nationalsozialisten, die Anhänger und Mitglieder der NSDAP, in der Kurzform.

Die Juden werden diskriminiert

Doch Kinder jüdischer Herkunft blieben von HJ und BDM ausgeschlossen - obwohl sie ebenfalls Deutsche waren! Hitler hasste die Juden und verfolgte den Plan, alle jüdischen Menschen aus Deutschland zu vertreiben.

Aus ihnen machten er und die Anhänger seiner Partei die Sündenböcke für sämtliche Probleme; sie gaben ihnen unter anderem die Schuld an der Arbeitslosigkeit und Armut im Land - obgleich sie natürlich überhaupt nichts dafür konnten. Später verbot Hitler ihnen etwa, die Straßenbahn zu benutzen oder ins Schwimmbad zu gehen. Abends durften sie nicht mehr aus dem Haus. Jüdische Kinder wurden aus "deutschen" Schulen geworfen.

  • Als Synagoge bezeichnet man ein jüdisches Gottes- und Versammlungshaus. Synagogen sind sozusagen die Kirchen der Juden.

Der Judenhass erreicht 1938 den Höhepunkt

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 erreichte der Judenhass einen weiteren Höhepunkt: Überall im Land zündeten Nazis Synagogen an und zerrten jüdische Familien aus ihren Wohnungen. Ein Großteil der nicht-jüdischen deutschen Bevölkerung ließ dies geschehen.

Viele Menschen jüdischen Glaubens wurden verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt, in denen sie hart arbeiten mussten, kaum zu essen bekamen, gequält und getötet wurden: Von Deutschen – die Hitler "Herrenmenschen" nannte, weil sie angeblich mehr wert waren als andere Menschen.

Konzentrationslager
Ein Konzentrationslager
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  • In Konzentrationslager sperrten die Nazis Menschen, die ihnen nicht passten, etwa weil sie eine andere politische Auffassung hatten oder weil sie jüdischer Herkunft waren. Die Gefangenen mussten hart arbeiten, wurden gefoltert, gequält und litten Hunger.

Viele Menschen starben vor Erschöpfung oder durch Krankheiten, viele wurden getötet. Ab 1941 gab es auch Lager, die nur noch dazu dienten, die Menschen darin massenweise umzubringen.

Der Zweite Weltkrieg

Hitler war ein größenwahnsinniger Diktator. So größenwahnsinnig, dass er glaubte, nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt die Macht an sich reißen zu können. Das Schlimme ist: Die Mehrheit der Deutschen schien das zu glauben. Am 1. September 1939 marschierte die Wehrmacht, die deutsche Armee, in Polen ein. Mit diesem Überfall beginnt der Zweite Weltkrieg.

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