Die sieben heiligen Steine (Caroline Polka, 13 Jahre)

Sereya rannte durch die Dunkelheit. Ihre nackten Füße versanken tief im Moos und dämpften so ihre Schritte, während sie darüber hastete. Immer wieder musste sie Ästen ausweichen, die wie knochige Hände nach ihr griffen. Hinter sich konnte sie ein Knacken hören und das wütende Schnauben ihres Verfolgers. Sie sog den würzigen Duft des Waldes ein und versuchte so, die Panik zu bezwingen. Sie musste einfach diesen Prescher abhängen!Wie auf Kommando brüllte dieser wütend auf. Das Brüllen klang tief und voll und hallte durch die Nacht. Sereya bekam eine Gänsehaut. Prescher waren Wesen die annähernd drei Meter hoch wurden. Sie hatten drahtige Beine und breite Schultern. Ihre Schnauzen war lang und dünn und der Mund war mit scharfen Zähnen gespikt. An beiden Seiten des Maules ragten lange Hauer heraus, die wie Dolche aussahen, schreckling lang und scharf. Sie preschten durch alles hindurch. Der Prescher, der Sereya verfolgte, zerfetzte gerade in seiner unbändigen Wut mit seinen riesigen Hauern und Klauen alles was ihm im Wege war. Langsam kam er näher. Sie rannte schneller, obwohl sie schon sehr erschöpft war. Aber sie machte sich Mut: Sie musste nur noch bis zur großen Lichtung laufen, dort wartete Xanto. Xanto war ihr Freund, ein Drache, ein weises, mutiges, wunderschönes Geschöpf. Ein weiteres Brüllen brachte sie zurück in die Wirklichkeit. Noch war sie nicht da! Sereya strengte sich an. Die Bestie arbeitete sich vorwärts, um sich das zurückzuholen, was sie ihm gestohlen hatte. Prescher waren dafür bekannt, etwas zu beschützen, was ihnen von ihrem Meister gegeben wurde. Sereya kannte den Meister dieses Preschers nicht. Aber sie konnte sich keinen besseren Wächter vorstellen. Sie spürte den glatten und kühlen Stein des Artefaktes in ihrer Hand. Es hatte die Form einer Mondsichel. "Ieeek!" Dieser spitze Schrei entfuhr Sereya, als sie plötzlich den heißen Atem des Preschers spürte. Er war sehr nah an sie herangekommen.Sie wusste, was sie mit ihren Opfern machten. Sie rissen sie in unzählige Stücke, bis nichts mehr von ihnen übrig blieb. Ihre Klauen mit den dreißig cm langen Krallen waren ihnen dabei eine große Hilfe. Vor Schreck stolperte sie, dann blitze ein schrecklicher Schmerz durch ihr rechtes Bein und sie spürte, wie warmes Blut aus der Wunde sickerte. Die Bestie hatte seine Krallen in ihr Bein gestoßen. Plötzlich erhellte eine Stichflamme das Dunkel und das Prescher jaulte auf. Xanto war da! Noch einmal wurde es schlagartig hell, dann drehte sich der Prescher um und stürzte ins schützende Dickicht zurück. Sie spürte, wie Klauen sie sanft hoch hoben und sie schüttelten. "Geht es dir gut? Hast du es?" "Ja, ich hab es!", krächzte Sereya und hob kraftlos das Artefakt hoch. Xanto legte sie auf seinen Rücken, streckte seine schwarzen Flügel aus und erhob seinen schlangenähnlichen Körper in die Lüfte. Sereya starrrte hinab in den Wald.Wieder einmal war sie nur knapp dem Tod entronnen. Sie lächelte schwach. Aber es hatte sich gelohnt. Das war das letzte Artefakt, das sie brauchten. Es war das siebte.

Als Sereya am nächsten Morgen aufwachte, schaute sie direkt in die Augen von Xanto. "Geht es dir besser?", fragte er besorgt. Sie musste lächeln. "Aber ja doch!" Der mächtige schwarze Drache zögerte weiter zusprechen. Schließlich sagte er nur:"Oh Sereya!" "Hast du schon alle Teile zusammengefügt?", fragte sie. Er nickte. Alle Artefakte, die Sereya gesammelt hatte, zusammengefügt hatten große magische Kräfte. Es waren die sieben heiligen Steine. Diese Steine konnten jede Art von Lebewesen töten. Sie sprang auf. "Die Schreckensherrschaft hat ein Ende! Wir können jeden Hexenmeister, jeden Prescher und alles Böse beseitigen! Alle guten Tiere wie die Einhörner können wieder ohne Angst leben! Wir haben es geschafft, Xanto. Unsere Welt ist jetzt eine bessere geworden!" Xanto speite als Antwort eine riesige Flammenwand. Und Sereya fühlte: Zum ersten Mal in ihrem Leben war sie wirklich glücklich.

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