Drachenflug (Jennifer Neu, 11 Jahre)

Ich flog! Mein Herz schlug mir bis zum Hals ich konnte es kaum fassen, mein ganzes Leben lang hatte ich davon geträumt. Ich saß hoch oben in der Luft auf einem blauen Drachen, vor mir saß ein Etwas, dass die Kapuze seines schwarzen Umhangs weit in das Gesicht gezogen hatte. Komischerweise schien ich genau zu wissen wohin wir flogen und was das Wesen vor mir war; ein Elf. Plötzlich drehte er sich um; er schien bemerkt zu haben, dass ich wach war. Der Elf hatte ein schönes faltenloses Gesicht und seine Miene war ausdruckslos. Ich fragte wie ich hier her gekommen sei und er antwortete mit sanfter, ruhiger Stimme: "Das ist eine lange Geschichte, aber da ihr Menschen sehr ungeduldig seid, werde ich versuchen mich kurz zu fassen. Die Menschen leben alle in Gefangenschaft eines mächtigen, jedoch bösen Magiers. Dieser versetzt euch in einen Tiefschlaf aus dem nur Drachen euch befreien können. In diesem Tiefschlaf träumt ihr von einer Welt, die ihr Leben nennt. Doch sobald ihr willenlos seit benutzt er euch, um uns, die Elfen, zu unterwerfen und die gesamte Macht zu erreichen." "Was ist die gesamte Macht?", wollte ich wissen. Die Antwort war kurz und doch eindringlich: "Die Macht über alle alten Völker, die Macht über die Elfen und die Drachen!" Darüber musste ich erst einmal nachdenken.

Nach einer Weile begann der Drache langsam zu sinken und schließlich zu einem rasanten Sturzflug überzugehen.

Wir landeten auf einer grünen weitläufigen Wiese, auf der die Blumen um die Wette blühten. Als der Drache seine Schwingen an seinen Körper anlegte, kamen von allen Seiten gleichermaßen Elfen und Menschen auf uns zu gerannt, um uns zu begrüßen.

Es schien eine schwere Zeit zu sein, denn alle trugen entweder ein Schwert oder einen Bogen. Die Menge führte uns in eine Holzhütte die ungefähr die Größe eines Gartenschuppens hatte. Darin stand ein Bett, ein Schrank und ein Tisch und auf diesem eine kleine Abendmahlzeit. Ich vertilgte das Butterbrot und trank den Saft aus einem schön verzierten Glas.

Dann wollte ich gerade zu Bett gehen, als draußen Alarm geschlagen wurde. Hoch am Himmel kreiste ein schwarzer Drache und am Horizont konnte man eine Armee aus schlafwandelnden Menschen erkennen. Die Zeit zum Kämpfen war gekommen!

Die beiden Heere prallten mit solch einer Wucht zusammen, dass ich es vorzog erst einmal im Hintergrund zu bleiben. Durch die Schnelligkeit der Elfen rückten wir immer weiter auf und verdrängten die Gegner vom Schlachtfeld. Ich stapfte über unzählige Leichen hinweg, ohne auch nur einen Menschen selbst getötet zu haben. Plötzlich packte mich ein lebloser Arm und zog mich in die Tiefe. Ich schlug hart mit dem Kopf auf, alles wurde schwarz vor Augen …

"Los wach auf, jetzt wach schon auf!" drang es leise zu mir durch. Ich lag auf dem Boden neben meinem Bett und meine Mutter hielt meine Beine fest. "Du musst zur Schule, steh endlich auf", zeterte sie "manchmal glaube ich deine Träume sind zu wild; du rollst dich im Bett herum, schlägst um dich und kullerst schließlich ganz heraus!"

Ich tat wie mir geheißen, doch ich hoffe bis heute, dass mich einmal ein Drache aus dem Tiefschlaf erwecken wird.

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