Die Fabelwesenwelt (Lea Hein, 11 Jahre)

Es schüttete wie verrückt, als Salvator den Weg zu einer Höhle fand. Der Junge hatte kaputte und durchnässte Kleidung an, die lasch an seinem mageren Körper hing. Sein letztes Geld war aufgebraucht. Jetzt musste er etwas gutes finden was zum Verkauf brauchbar war, damit er sich endlich wieder mehr zu Essen kaufen konnte.

Der Junge hatte keine Eltern, er zog immer von einem Dorf zum anderen; manchmal hatte er Glück und fand einen Unterschlupf; manchmal aber auch nicht.

Er sammelte ein paar schöne Steine, die hier und da auf dem Boden der Höhle lagen. An den Wänden glänzten noch schönere, aber Salvator hatte kein Werkzeug, womit er sie hätte herausschlagen können. Der Junge versuchte sie mit der Hand heraus zu holen, doch die Steine blieben an ihrem Platz.

Salvator sackte in sich zusammen, und lehnte sich an die Wand. Mit den wenigen Steinen würde er nicht viel Geld aufbringen können.

Während Salvator über seine Zukunft nachdachte, ließ er seine Hand über einen glitzernden Stein gleiten.

Plötzlich gab dieser nach und wurde in die Höhlenwand gedrückt. Die Erde bebte und Salvator machte vor Schreck die Augen zu. Was war das?

Vorsichtig machte er die Augen wieder auf, und erschrak. Wo war die Wiese, die sich eben noch vor der Höhle befunden hatte? Wieso standen jetzt an dieser Stelle viele riesige Bäume? Wo war er?

Er stolperte vorsichtig aus der Höhle. Die Gegend kam ihm ziemlich unheimlich vor. Der Junge sah ein kleines Dörfchen, was hinter dem Wald lag und mitten in dem Dorf stand eine Burg! Salvator ging leise, mit vorsichtigen Schritten aus dem Wäldchen, und nahm Deckung hinter einem Busch, als er Ritter sah. Eine ganze Armee von Rittern. Diese sahen furchterregend aus und machten ihm Angst.

Er musste es schaffen, ungesehen zur Burg zu gelangen, die ihn magisch anzog. Als er vor dem Burgtor stand öffnete sich dieses plötzlich und eine Schar von Rittern zog hinein. Salvator mischte sich zwischen diese und gelangte so in die Burg.

Der Burghof war riesig. Er schaute sich um, und sah andere Jungs in seinem Alter, die ein paar Pferde striegelten. Salvator überlegte. Ein Pferd stand noch da. Er schnappte sich eine Striegelbürste und begann das Pferd zu striegeln. So würde er nicht auffallen. Ein Junge bemerkte ihn aber und fragte: "Bist du neu hier auf der Burg? Ich habe dich noch nie hier gesehen. Hat Elvira dich eingestellt?"

"Ja", antwortete Salvator, "ich bin neu hier. Aber wer ist Elvira?"

"Was du kennst Elvira nicht? Also Elvira ist die Gräfin hier. Du musst ja schon von sehr weit her kommen, dass du nicht weißt wer sie ist. Ich würde mich an deiner Stelle mal bei ihr vorstellen. Komm mit." Salvator folgte dem Jungen. Die Burg war von innen sehr schön verziert.

Als der Junge hinter dem anderen in einen großen Raum trat, sah er als erstes einen Thron. Und auf dem Thron saß Elvira. Sie war eine richtige Schönheit.

Der Junge vor ihm trat zur Seite und sagte, dass Salvator neu hier wäre. "Hallo", sagte Salvator, "ich möchte Sie etwas fragen. Darf ich hier arbeiten?" Elvira nickte. Sie pfiff kurz und ein kleiner Drache trat in den Saal. Salvator blieb die Spucke weg.

Die Schönheit bemerkte dies und sagte: "Du kommst aus der Menschenwelt, stimmt's?"

Salvator nickte, obwohl er nicht wusste, wovon sie sprach.

"Mir ist klar, dass du nicht verstehst wovon ich rede. Wir alle aber kommen aus der Menschenwelt. Und alle durch die selbe Höhle. Hier bist du in der Fabelwesenwelt. Ich denke mal, du kennst Fabelwesen? Du brauchst hier keine Angst zu haben. Wenn du zurück in die andere Welt möchtest, nimmst du den selben Weg. Ansonsten ist hier deine Arbeit. Du bekommst den Drachen Kyra als Reittier und ich gebe dir Aufgaben, die du mit dem Drachen zusammen bewältigen musst. Also, was machst du?"

Salvator überlegte nicht lange.

Er gab Elvira ein Zeichen und schwang sich somit auf den Rücken von Kyra.

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