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Buchtipps: Amerikanische Shortstory

Kurz und gut! In den Buchtipps stellen wir euch mit Woody Allen ("Pure Anarchie"), Ernest Hemingway ("Die Stories") und Edgar Allan Poe ("Erzählungen") drei Größen der Amerikanischen Shortstory vor: Von den Wegbereitern bis heute...

Inhaltsverzeichnis

Woody Allen: Pure Anarchie

Woody Allen wird nicht müde zu betonen, dass das Dasein bedeutungslos ist. Aber kaum einem anderen Nörgler hört man so gern dabei zu. Denn in seinen Geschichten gewinnt der bekannte Filmemacher und Autor gerade den Widrigkeiten des Lebens und den Fehlschlägen seiner Figuren etwas unerschütterlich Humorvolles ab.

Frei nach dem Motto "Die Katastrophen des Lebens sind der beste Stoff für die Komödie" versammelt Woody Allen in seinem neuen Buch "Pure Anarchie" Versager unterschiedlichster Gattungen: Gealterte Schauspieler, dubiose Heilsversprecher oder erfolglose Sprösslinge der amerikanischen Elite, die sich auf die ein oder andere Weise mit den großen Seinsfragen konfrontiert sehen. So zum Beispiel ob es ein Leben nach der nicht bestandenen Aufnahmeprüfung zur besten Elitevorschule New Yorks gibt.

Der Intellektuelle Boris Ivanovich hat ernsthafte Zweifel: Durch grobes Versagen beim Farbenraten und Türmchenbauen scheint sein dreijähriger Sohn den Untergang der erfolgreichen Sippschaft eingeläutet zu haben.

Schlimmer noch ergeht es Moe Bottomfeeder, der Gebete über das Internet verkauft und eines Tages von zwei Zementfabrikanten wegen ihrer Wirkungslosigkeit belangt wird. Oder einem alternden Familienvater, der sich in die Lehre einer esoterischen Meisterin begibt, um den "Aufstieg in höhere Frequenzdimensionen" zu erlernen. Als es ihm tatsächlich gelingt, sich zu entmaterialisieren und ein paar Zentimeter hoch in der Luft zu schweben zieht ihm seine Frau einen Ski über den Kopf und bringt ihn so auf den Boden der Realität zurück.

Buchtipps: Amerikanische Shortstory
© Heyne

Fazit

In seinem neuen Buch "Pure Anarchie" hat Woody Allen 18 skurrile Kurzgeschichten veröffentlicht, für die es in Amerika die Bezeichnung "Casual Story" gibt. Nach Allens eigener Beschreibung sind darunter kleine Prosastücke zu verstehen, "die keine feste Definition haben. Hauptsache, sie sind komisch". Zugleich arbeitet Woody Allen in seinen Geschichten unscheinbare Details des Alltäglichen heraus, um die kleinbürgerliche Moral der amerikanischen Gesellschaft zu entlarven: "Amerika ist religiöser und provinzieller, als wir uns das überhaupt vorstellen können. Da lieben sie ihre Knarre und ihre Bibel".

Woody Allen: "Pure Anarchie", ab 14 Jahren, Heyne Verlag, 8,95€

Ernest Hemingway: Die Stories

Als Großwildjäger in Kenia, als Kriegsreporter in Spanien und als Autor und Frauenheld in Paris. Ernest Hemingway berichtet in seinen Kurzgeschichten von flüchtigen Augenblicken und Begegnungen zwischen Menschen, die seinem stürmischen Leben entsprungen sein mögen. Eine Sammlung seiner 50 bekanntesten Kurzgeschichten hat der Rowohlt Verlag unter dem Titel "Die Stories" veröffentlicht.

So zum Beispiel die Beschreibung der kurzen Begegnung zwischen dem jungen Kleinstadtbürger Nick und zwei Auftragsmördern: In Hemingways Kurzgeschichte "Die Killer" treffen die Drei in Nicks Stammlokal aufeinander. Sie sitzen sich gegenüber, die Schrotflinten der Berufsverbrecher zwischen sich auf der Theke und harren auf das Erscheinen des auserkorenen Opfers - ein früherer Boxer. Doch nichts geschieht. Die Auftragsmörder verlassen unverrichteter Dinge das Lokal und über die Hintergründe des geplanten Mords an dem Boxer bleibt lediglich eine Vermutung im Raum stehen: "Er war wohl in Chicago in irgendwas verwickelt".

Buchtipps: Amerikanische Shortstory
© Rowohlt

Fazit

In Hemingways Kurzgeschichten steht die eigentliche Handlung meist hinter einer bedrängenden Stimmung zurück: Hervorgerufen durch Hemingways Lebensüberdruss und seine Ablehnung der modernen zivilisierten Gesellschaft der 1920er Jahre. Ausdruck dessen ist Hemingways karge, emotionslose Sprache und das Auslassen erläuternder Sätze, von dem Autoren selbst einmal als "Eisbergmethode" beschrieben: "Wenn ein Schriftsteller versteht, worüber er schreibt, soll er aussparen, was ihm klar ist. Wenn der Schriftsteller nur aufrichtig genug schreibt, wird der Leser das Ausgelassene genauso stark empfinden, als hätte der Autor es zu Papier gebracht. Ein Eisberg bewegt sich darum so anmutig, da sich nur ein Achtel von ihm über Wasser befindet."

So bringt Hemingway mit der Beschreibung einer hochgezogenen Augenbraue oder eines beschlagenen Fensters mehr über das Innenleben seiner Figuren zum Ausdruck, als sich in hundert blumigen Adjektiven sagen ließe.

Ernest Hemingway: "Die Stories", ab 14 Jahren, Rowohlt Verlag, 16,90€

Edgar Allan Poe: Erzählungen

Ein Maler sitzt vor dem Portrait seiner jungen Frau, zieht hier eine feine Linie und dort einen kühnen Strich - und erschauert: "Er wollte nicht sehen, wie die Tönungen die er auf dem Bild verteilte, den Wangen des Wesens entzogen wurden, das neben ihm saß. (...) Als das Bild vollendet war, packt’ ihn Entsetzen und mit lauter Stimme rief er: »Wahrlich, das ist das Leben selbst!« und warf sich jählings herum, die Geliebte zu schauen - sie war tot."

Edgar Allan Poe gilt zurecht als der Großmeister des Grauens. Wie in der Geschichte "Das ovale Portrait" über den jungen Maler, der seinen Drang zur Kunst über das Wohl der Geliebten stellt, vermischt Poe Realität und Phantastisches zu einem angenehmen Grusel. Anlässlich seines 200. Geburtstages erfuhr der amerikanische Autor (nicht erst) dieses Jahr die Ehrung, die ihm zeitlebens versagt geblieben ist: Als Gelegenheitsschreiber musste sich Poe bei der Amerikanischen Presse verdienen und viele seiner Zeitgenossen schalten seine Geschichten als krankhafte Ausgeburten seiner Trunksucht. Heute hingegen feiert man Poe als den Begründer der Amerikanischen Shortstory, der mit seinem Werk viele namhafte Autoren beeinflusst hat.

Buchtipps: Amerikanische Shortstory
© Reclam

Fazit

Mit der Sammlung "Erzählungen" gibt der Reclam Verlag für erschwingliches Geld 23 Kurzgeschichten und somit einen guten Einblick in das Werk Edgar Allan Poes heraus. Für alle Leser, die sich gern einen kalten Schauer über den Rücken jagen lassen!

Edgar Allan Poe: "Erzählungen", ab 14 Jahren, Reclam Verlag, 9,80€

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