Lichthalle (Katrin Mager, 13 Jahre)

Das Licht im Wald wurde dunkel als Kyria den Wald betrat. Ein paar Sonnenstrahlen hatten sich einen Weg durch die Baumkronen gebahnt und malten nun gelbe Flecken auf den Boden. Kyria folgte einem Pfad in die tiefen des Waldes. Je weiter sie ging, desto dunkler wurde es. Kyria liebte dieses Licht. Sie liebte es wie die Geräusche immer weniger wurden und schließlich ganz verstummten, während sie dem Pfad folgte.

Der Pfad wurde immer enger und die Bäume bildeten ein undurchdringliches Dach über ihr. Wie in einem Tunnel. Nach ein paar Minuten weitete sich der Pfad und sie stand in einer natürlichen Halle, doch noch immer fiel kein Licht zu ihr herunter, aber aus einem alten Brunnen in der Mitte der Lichtung kam ein leicht bläulich schimmerndes Licht. Kyria ging auf den Brunnen zu und stieg in ihn hinunter zur Quelle des blauen Lichtes. Ihre Füße fanden problemlos an den alten Sprossen halt. Als sie den Fuß des Brunnens erreicht hatte sah sie den Ursprung des Lichtes. Es schien von einer großen Engelsstatue auszugehen, welche dort am Rand stand.

Sie ging auf die Statue zu und legte ihr die Hand auf den Flügel, wiedererwarten waren diese nicht kalt und rau, sondern warm und weich. Plötzlich bewegten sich die Statue und Kyria stolperte einige Schritte zurück und fiel auf den Boden, doch der Engel ging auf sie zu. Als er sie erreicht hatte streckte er die Hand aus und zog sie wieder auf die Füße. Er bedeutete ihr ihm zu folgen und ging auf einen der Gänge zu. Obwohl sich alles in ihr dagegen strebte folgte Kyria ihm.

Plötzlich befand sie sich in einer riesengroßen, reichverzierten Halle. Säulen stiegen vom Boden auf und bildeten eine wunderschöne Kuppel. Überall standen Engelsstatuen und als der Engel der sie führte die Halle betrat erwachten sie alle aus ihrer Erstarrung. Sie wurden wieder zu Fleisch und Blut und kamen geräuschlos auf sie zu, doch blieben in einiger Entfernung stehen.

Da wurde die Halle von einem blauen Licht durchströmt, in welchem die weißen Engel geheimnisvoll Leuchteten. Vor Kyria, aus dem Mittelpunkt des Lichtes löste sich eine Gestalt und kam auf sie zu. Eine Frau, wunderschön und jung, aber weise. "Sei Gegrüßt Kyria, ich bin Isalinnia, die Königin der Engel. Ich bin gekommen um dich in unserer Mitte Willkommen zu heißen." "Was meinen sie damit?" Isalinna lacht, es klang wunderschön. "Du bist ein Engel, wir alle sind Engel, man wird als Engel geboren, aber nicht alle finden den Weg zu uns, so sind wir jedes Mal aufs neue Erfreut wenn jemand zu uns kommt. Du wirst den Rest deines Lebens bei uns bleiben, in diesen Hallen, oder du bekommst das große Privileg und wirst der Schutzengel eines Kindes." "Aber ich will gar nicht hier bleiben", entgegnete Kyria, "Ich will nach hause." "Du musst aber, denn das ist die Bestimmung der Engel, dafür kannst du zu Stein werden wenn du willst und du wirst nie alt werden, du kannst nicht gehen Kyria."

Schon begannen Kyria weiße Flügel zu wachsen, aber sie wollte kein Engel sein, sie wollte in ihrer Welt gehen können und dort leben. Sie drehte sich um und rannte davon. Sie hörte Isalinnas Stimme hinter sich: "Kyria, du kannst dort nicht leben, du hast nicht die Kraft dazu." Trotzdem rannte Kyria weiter, sie lief durch die Gänge und schließlich kam sie zum Brunnenschacht, sie begann die Leiter hinaufzuklettern, langsam begann sich ihr Rock weiß zu färben und auch ihre Haare wurden blond. Schließlich hatte sie die Oberfläche erreicht, Isalinnas Stimme dröhnte noch immer in ihrem Ohr, sie konnte das nicht überleben. Sie trat in das blaugrüne Licht der Lichtung. Auf der anderen Seite stand ein Einhorn, sie war zwar wieder in ihrer Welt, doch sie war ein Engel und konnte nun auch die verborgenen Dinge sehen.

Sie ging auf das Einhorn zu, es war nachtschwarz, sie strich mit ihrer Hand über seinen Hals. Kyria bestieg seinen Rücken, langsam begann sie sich wieder zu verfärben, diesmal wurde sie schwarz. Sie war ein Engel, aber ein schwarzer Engel, sie konnte hier überleben.

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