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Die kleine Blattlaus schwebt in Lebensgefahr. Ein hungriger Marienkäfer hat sie entdeckt und geht zum Angriff über. Gierig schnappt sein Kiefer auf und zu, um den prallen grünen Leib der Laus zu erwischen. Aber plötzlich verbeißt sich etwas in seinem Hinterbein. Immer mehr kleine Zangen legen sich um seine Beine und hebeln ihn schließlich vom Blatt. Die Leibwächter der Blattlaus haben zugeschlagen: Ameisen.
Wie Schäferhunde eine Schafherde bewachen die Ameisen die kleinen grünen Blattläuse und halten Fressfeinde von ihnen fern. Das tun die Ameisen aber nicht aus reiner Freundlichkeit, nein, Blattlaus und Ameise sind ein Tauschgeschäft eingegangen: Schutz gegen Zuckersaft. Wenn die Blattlaus ihren Rüssel in die Versorgungsader des Blattes steckt, wird sie mit der Nährlösung der Pflanze vollgepumpt. Ein großer Teil wird hinten gleich wieder ausgeschieden. Da wartet auch schon eine Ameise, um den süßen Tropfen aufzufangen. Die Ameisen sind ziemlich scharf auf diesen Tropfen, deswegen hegen und pflegen sie die Blattläuse, um diese möglichst gut "melken" zu können. Auch die Blattläuse ziehen daraus Nutzen, denn es werden viel weniger von ihnen gefressen. Diese spezielle Form des Miteinanders nennt man Symbiose. Das ist griechisch und heißt "Zusammenleben".
Schutz gegen Mahlzeit
Dabei ist es oft überraschend, welche Paare zusammenfinden. Zum Beispiel der Clownsfisch; den kennt ihr bestimmt alle. Nemo war so einer. Der Clownfisch ist berühmt dafür, dass er in einer bestimmten Anemonenart wohnt, deren Tentakel eigentlich hochgiftig sind. Dem Clownfisch macht das allerdings überhaupt nichts aus, er zieht sogar seine Kinder inmitten der Giftarme groß. Zum Dank für den Schutz verteidigt der Clownfisch wiederum die Anemone gegen bestimmte Fressfeinde und überlässt ihr außerdem noch seine Mahlzeit-Krümmel.
Hackt der Madenhacker nur nach Maden?
Oft machen sich die Partner einer solchen Allianz vor allem das Leben leichter. Da gibt es zum Beispiel den Madenhacker. Ja, von seinem Namen könnt ihr auf seine Tätigkeit schließen. Der Madenhacker ist ein Vogel, den man vor allem auf großen Tieren wie Büffeln, Nashörnern und anderen Huftieren findet. Dort pickt er ihnen die Parasiten von der Haut. Der Vogel hat einen kleinen Imbiss, das Huftier weniger Parasiten – das klingt nach einem guten Beispiel für Symbiose. Allerdings haben Biologen in letzter Zeit den Verdacht, dass Madenhacker sich auch an den großen Tieren gütlich tun, indem sie in Wunden herumstochern oder deren Ohrenschmalz fressen. Sollte sich das bestätigen, muss man den Madenhacker von der Liste der "Guten" streichen.
Einmal putzen bitte
Das Absuchen nach Parasiten und anderen Quälgeistern ist ein florierendes Geschäftsfeld in der Symbiose. Im Meer gibt es dafür regelrechte Putzstationen. Dorthin schwimmen große Fische, etwa Zackenbarsche oder Mantas, und lassen sich die Haut pflegen. Die Putzerfische und Putzergarnelen suchen die großen Fische nach Parasiten ab, reinigen Wunden oder entfernen Hautfetzen. Damit sie von den Raubfischen nicht gefressen werden, signalisieren sie den Räubern mit leuchtenden Farben ihren „Beruf“. Die pflegebedürftigen Fische wiederum zeigen durch eine bestimmte Haltung an, dass sie die Dienste der Putzer gerne in Anspruch nehmen würden.
Ohne dich geht es nicht
Manchmal werden die Bindungen der Partner so eng, dass einer von ihnen ohne den anderen gar nicht leben kann. Manche Schmetterlingsarten sind auf die Hilfe von Ameisen angewiesen, um erwachsen zu werden. Die Larven der Schmetterlinge leben wie Adoptivkinder mit im Bau der Ameisen und lassen sich von ihnen füttern. Im Gegenzug haben die Raupen spezielle Drüsen entwickelt, aus denen sie Honigtau absondern. Den fressen die Ameisen gerne. Ohne die Ameisen würden die Schmetterlinge nicht überleben. Das ist sicher die extremste Form der Symbiose, wenn das Leben einer der Partner davon abhängt.
Viele Symbionten sind für uns unsichtbar
Noch viel häufiger sind allerdings die Symbiosen mit Bakterien. Nehmen wir doch mal die Kuh. Die steht den ganzen Tag auf der Weide und kaut Gras. Dafür beneiden sie sicher ein paar Vegetarier, dass so eine Kuh alleine von Gras leben kann. Das kann sie aber nur, weil sie in ihrem Verdauungstrakt Bakterien beherbergt, die ihr helfen die Nährstoffe aus den Pflanzen herauszulösen. Ohne die wäre die Kuh ziemlich aufgeschmissen. Und die Bakterien hätten ohne die Kuh keinen Platz zum leben.
Symbiosen bilden sich immer dann, wenn es im Verband leichter ist bestimmte Sachen zu erreichen. Es gibt eigentlich immer drei Hauptgründe, eine Zweckgemeinschaft einzugehen: die leichtere Fortpflanzung, der Schutz vor Feinden und die erleichterte Nahrungsaufnahme.
Auch du bist Teil von Symbiosen
Von einer bestimmten Symbiose zwischen Tieren und Pflanzen profitieren auch wir Menschen ganz besonders: das Tauschgeschäft der Bienchen mit den Blümchen. Alter Hut, die Geschichte, denkt ihr vielleicht. Ja schon, aber wenn ihr euch mal überlegt: Die Bienchen besuchen die Blumen, kriegen dafür Nektar und bestäuben dabei die Blumen. Und deswegen können wir dann Äpfel, Birnen, Tomaten und lauter andere leckere Sachen essen.
Apropos Tomaten. Auch wir sind natürlich Teil verschiedener Symbiosen. Das war euch gar nicht bewusst? Denkt mal kurz drüber nach. Da bietet uns die Tomatenpflanze leckere Früchte an, die wir auch gerne annehmen. Und was bieten wir dafür der Pflanze? Na, wir verbreiten ihre Samen! Denn die werden unverdaut wieder ausgeschieden. So wachsen auf so mancher Müllkippe, auf die Klärschlamm gekippt wurde, Tomaten. Von ganz alleine wären sie dort ganz sicher nicht hingekommen.