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Geisterstädte Willkommen in der Geisterstadt!

Menschenleere Straßenzüge, verfallene Häuser, gespenstische Stille. Geisterstädte sind meist stumme Zeugen einer vergangenen Zeit - und faszinieren uns. Geht mit uns auf Gespensterjagd und erfahrt mehr über die verlassenen Plätze

Inhaltsverzeichnis

Die tote Stadt

Die staubige Straße führt mitten durch die Wüste. Die Sonne brennt und durch die flirrende Hitze erkennst du am Horizont die Umrisse einzelner Gebäude. Aus der Ferne erscheint dir an diesem Bild nichts auffällig oder seltsam. Doch je mehr du dich der Häuseransammlung näherst, desto deutlicher wird: Hier steht eine verwaiste Stadt.

Kein Kindergelächter, das durch die Gassen tönt, keine Fußgänger, die beschwingt ihres Weges gehen. Nur die leeren Fenster der Holzhütten blicken dich wie aus dunklen Augenhöhlen an. Es liegt gespenstische Ruhe in der Luft. In dieser Stille wirkt das Öffnen der Saloontür laut wie ein Paukenschlag. Quitschend schwingen die Flügeltüren auf. Die Holzdielen ächzen unter deinen Schritten. In der Mitte des Saloons stehen, wie zufällig angeordnet, Tische und Stühle. Sie sehen aus, als sei gestern noch an ihnen gelacht und gespielt worden - würde nicht ein dicker Staubfilm die Sitzflächen der Stühle und die Tischplatten bedecken. Bei genauerem Hinsehen erkennst du Spinnennetze, die sich zwischen Stuhl- und Tischbeine spannen.

So könnte sie aussehen, die erste Begegnung mit einer Geisterstadt. Wären da nicht die vielen Touristen, die ebenfalls die eigentlich so einsamen Plätze besichtigen möchten.

Verstaubter Wilder Westen: Bodie Town

Mitten in der Sierra Nevada, einer Wüste in Kalifornien, können die Besucher ihre Neugier stillen. Denn hier steht tatsächlich eine solche Geisterstadt - Bodie Town. Einst war sie nur eine kleine Siedlung, in der wenige Männer lebten. Es zog sie in die Einöde, weil sie in den angrenzenden Minen nach Gold und Silber schürften. Dem Goldruf folgend, strömten immer mehr Menschen in die Gegend und das kleine Dorf hatte sich bis 1880 zu einer richtigen Stadt gemausert. Nach Überlieferungen gab es 65 Saloons und Tanzhallen und auch fast täglich eine Schießerei! Es war die Zeit und ein Ort des Wilden Westens. Aber nachdem die Minen erschöpft waren, verließen die Menschen Bodie Town und zogen weiter. Zu ungemütlich waren Landschaft und Klima. Zurück blieben die leeren Gebäude. Die wiederum ziehen noch heute ihren Nutzen aus den klimatischen Bedingungen - durch die extreme Trockenheit wurden sie konserviert und sind bis heute kaum verfallen. Das freut die vielen Touristen, denen in der heutigen Geisterstadt bei großer Hitze wohlige Schauer über den Rücken laufen. Denn Geisterstädte sind einfach schön schaurig!

Erfahrt hier mehr über die Entstehung von Geisterstädten und wo es auch in Deutschland welche gibt!

Geisterstädte: Eine Geisterstadt, wie sie im Buche steht: Bodie Town/USA
Eine Geisterstadt, wie sie im Buche steht: Bodie Town/USA
© age fotostock / LOOK-foto

Geister in der Stadt?

Geisterstädte: Der verwunschene Friedhof in Hamburg Altenwerder - ob es hier spukt?
Der verwunschene Friedhof in Hamburg Altenwerder - ob es hier spukt?
© Rosa Kaiser

Geisterstädte. Schon der Name der verlassenen Orte löst in uns Faszination und Schauder zugleich aus. Mehr oder weniger gruselige Gestalten findet man hier zwar - oft haben Spinnenarten die leerstehenden Gebäude zu ihrer Heimat gemacht - aber Geister gibt es dort natürlich nicht. Dieser Mythos hängt den menschenleeren Gegenden vermutlich an, weil sie immer auch ein Symbol für den Tod sind. Denn Geisterstädte sind Orte, denen das Leben ausgehaucht wurde. Einst von Menschenhand gebaut und nun durch Witterung zerstört und von der Natur zurückerobert: Geisterstädte sind Plätze, die aus einem bestimmten Grund verlassen wurden und seitdem stumme Zeugen einer vergangener Zeiten sind.

Eine Geisterstadt entsteht

Alle Geisterstädte verbindet eines: Sie sind unbewohnt. Doch die Ursachen hierfür können ganz unterschiedlich sein.

Erschöpfung der Bodenschätze

Wer das Wort "Geisterstadt" hört, denkt wahrscheinlich zunächst an eine verlassene Siedlung des Wilden Westens wie Bodie Town. Diese berühmte Form der Geisterstadt entstand, weil sich hier einst Menschen ansiedelten, um nach Gold oder Silber zu schürfen. Aber mit dem Erschöpfen der Minen wanderten auch die Bewohner der nahen Siedlungen ab und übergaben ihre Häuser den Launen der Natur.

Naturkatastrophen

In Italien gibt es eine alte Geisterstadt mit dem Namen Craco, die aus der Ferne ein wenig wie ein riesiger Termitenhügel aussieht. Sie wurde vor fast 1000 Jahren in den Fels gebaut und thront seitdem über den Tälern und Hügeln der italienischen Region Basilikata. Zum Verhängnis von Craco wurden ihr die Launen der Natur. Lange Dürreperioden machten den Menschen das Leben schwer und gefährliche Erdrutsche sorgten schließlich dafür, dass die Bewohner die Flucht ergriffen. Heute leben zwar wieder einige Menschen in der Stadt, die Gassen des antiken Teils der Siedlung bleiben allerdings wie leergefegt.

Umsiedlung - Dorfbewohner müssen weichen

Auch heute noch entstehen Geisterstädte. Viele Ortschaften, wie im deutschen Ruhrgebiet die Gemeinde Garzweiler, sind dem Braunkohleabbau zum Opfer gefallen. Braunkohle gibt es nicht überall. Und weil wir Braunkohle brauchen, um Energie zu erzeugen, wurden die Einwohner vieler Gemeinden umgesiedelt. So entstand eine Geisterstadt, bis die Wohnorte schließlich abgerissen wurden. Heute ist nichts mehr von den ehemaligen Siedlungen zu sehen. Statt Kirchturm und Käseladen zieren tiefe Gruben und monströse Bagger die Gegend.

Dörfer, die zwar geräumt wurden aber immer noch am selben Fleck stehen, gibt es auf einigen Truppenübungsplätzen. Sie werden für Übungszwecke vom Militär genutzt und dürfen von Privatpersonen nicht betreten werden.

Fehler haben Folgen

Viele moderne Geisterstädte sind zurückzuführen auf Fehler, die Menschen begangen haben. In Taiwan in Asien gibt es eine Siedlung, die eigens für die reiche Bevölkerung des Landes gebaut werden sollte. San Zhi ist der Name dieser Gegend, die eigentlich als Erholungsort gedacht war. Die Häuser der Anlage wurden gerade gebaut, da stellte sich heraus: Die Baupläne waren fehlerhaft und so wurde die Siedlung einfach nicht fertig gestellt. Seitdem stehen die seltsamen kugeligen Häuser verlassen in der Landschaft Taiwans.

Bedrückende Beispiele sind außerdem Städte, die aufgrund von Reaktorkatastrophen verlassen werden mussten. Dazu gehören Pripyat in der Ukraine oder Fukushima in Japan. Pripyat ist der Ort, der dem Reaktor von Tschernobyl am nächsten ist. Nachdem es 1986 zu einem Unfall in dem Kernkraftwerk kam, musste die Stadt aufgrund der hohen Radioaktivität geräumt werden. Zu gefährlich ist die aggressive Strahlung für den Menschen. Dasselbe Schicksal hat aktuell im Jahr 2011 auch Fukushima ereilt.

Verlassene Orte gibt es auch bei uns

Die verwaisten Plätze in der näheren Umgebung sind nicht unbedingt vergleichbar mit den großen Geisterstädten dieser Welt. Trotzdem sorgen viele verlassene Bauwerke für den Gänsehaut-Effekt. Ganze Stadtteile, stillgelegte Fabriken, leerstehende Krankenhäuser, verfallene Bahnhöfe - die Liste der Geisterstätten ist lang. Oft sind sie einsturzgefährdet und dürfen ohne Erlaubnis nicht betreten werden.

Ihr liebt aber den Nervenkitzel und findet verlassene Orte faszinierend?

Dann solltet ihr diese "Geisterstädte" besuchen:

Der Spreepark

In einem alten Berliner Vergnügungspark ist alles so, wie es vor einigen Jahren zurückgelassen wurde. Fast! Das Riesenrad - es dreht sich nicht mehr. Das Wikingerschiff hat inzwischen Moos angesetzt. Die verblassten Plastikponys der Pferdereitbahn warten vergeblich auf ihren Einsatz. Die Preise für Bratwurst stehen noch in D-Mark auf dem Budenschild geschrieben und im Dinosaurierland krümmen sich die riesigen Reptilien gespenstisch auf dem wuchernden Gras. Mit Führung könnt ihr den Park besuchen. Informationen gibt es hier.

Geisterstädte: Das Riesenrad steht still - seit vielen Jahren
Das Riesenrad steht still - seit vielen Jahren
© imago/Maria Gänßler

Der Turm im Reschensee

Eine Art Unterwassergeisterstadt findet man in Südtirol. Der Reschensee liegt klar in der Morgendämmerung. Das Licht der aufgehenden Sonne bricht sich in ihm und lässt tausende kleiner Lichtpunkte auf seiner Oberfläche tanzen. Das Bild sieht malerisch aus – wäre da nicht … ja, wäre da nicht der Kirchturm, der mitten aus dem See hinausragt. 1950 wurden Teile des Dorfs Reschen geflutet. Heute erinnert nur noch der Kirchturm an die belebte Vergangenheit der Gemeinde. Angeblich soll das Läuten der Kirchturmglocken in dunklen Nächten noch heute zu hören sein. Findet es selbst heraus! Informationen zum "Atlantis" des Reschensees findet ihr hier.

Das Olympische Dorf bei Berlin

Bei den Olympischen Sommerspielen 1936 lebten hier die erfolgreichsten Sportler der Welt Tür an Tür. Auf den Plätzen wurde um die Wette gerannt, in der Schwimmhalle waren die Fenster vom Wasserdampf beschlagen und abends wurden die gewonnenen Medaillen bestaunt.

Heute kann man das Flächendenkmal mit oder ohne Führung besichtigen und sich ein bisschen fühlen wie Jesse Owens, der damals vier Goldmedaillen gewann. Für Öffnungszeiten und Führungen klickt hier.

Hamburg, Stadtteil Altenwerder

Still ist es an diesem Ort nicht. Es fahren Lastwagen umher, man hört die naheliegende Autobahn und das Rumpeln der Container, die nebenan verladen werden. Inmitten dieses Industriegebiets erhebt sich der alte Kirchturm des Hamburger Stadtteils Altenwerder wie ein Fremdkörper. Früher war hier ein Wohngebiet, heute erinnert nur noch die Kirche und der verwunschene kleine Friedhof an die Zeit von damals. Wann in der Kirche Veranstaltungen und Gottesdienste stattfinden und mehr über die Geschichte von Altenwerder erfahrt ihr hier.

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