Haus- oder Wildkatze?
Was unterscheidet eine Wildkatze von einer normalen Hauskatze? Und wie leben die wilden Verwandten eigentlich? Auf den ersten Blick sehen beide Arten einander sehr ähnlich. Kein Wunder, denn sie sind verwandt.
Schaut man aber genauer hin, so erkennt man, dass Wildkatzen etwas größer und kräftiger sind. Außerdem haben sie lange Krallen und ein kräftiges Raubtiergebiss.
Da Wildkatzen ausschließlich im Freien leben, müssen sie sich gut gegen die Kälte schützen. Deswegen ist ihr Fell deutlich dicker als das einer Hauskatze. Ein besonderes Merkmal der Wildkatze ist ihr buschiger Schwanz. Dieser hat kein spitzes, sondern ein rundes schwarzes Ende. Der Rest des Fells ist hellbraun und mit dünnen dunklen Streifen versehen.
Diese Färbung ist wichtig, damit die Katze in ihrer Umgebung gut getarnt ist und etwa bei der Jagd zwischen Ästen, Büschen und Bäumen nicht so schnell von ihrer Beute entdeckt wird.

Die Wildkatze als scheue Mäusejägerin
Wildkatzen bewegen sich als Einzelgänger in Waldgebieten. Deshalb werden sie oft auch "Waldkatzen" genannt. Baum- und Felshöhlen, Gebüsch und Geäst gehören zu ihrem Lebensraum und dienen ihnen als Versteck. Denn die wilden Katzen sind sehr scheu.
Selbst Tiere, die bei Menschen - zum Beispiel in Tierparks - aufwachsen, lassen sich nicht zähmen. Auch in ihrer natürlichen Umgebung sind die Wildkatzen immer auf der Hut. Das kommt ihnen bei der Jagd sehr zugute: Sie pirschen sich leise und unbemerkt an die Beute heran und fassen sie durch einen Überraschungsangriff. Meist jagen sie nachts und schlafen am Tag.
Die Hauptnahrung der Katzen sind Mäuse. Nur gelegentlich greifen sie auch andere kleinere Tiere wie Vögel oder Kaninchen an. Durch ihren sehr guten Geruchssinn - der noch besser ist als der eines Hundes - können sie ihre Beute früh aufspüren und auch Gefahren schnell erkennen.
Zwischen März und September bekommen die Wildkatzen zwei bis vier Junge. Die meisten werden im April geboren und dann von ihren Müttern zum Beispiel in Baumstümpfen versteckt und aufgezogen. Unter normalen Lebensbedingungen kann eine Wildkatze zwischen sieben und zehn Jahre alt werden.
Gefährdete Wildkatzen schützen
Wildkatzen gibt es schon sehr lange - vermutlich seit der Steinzeit. Einst waren sie noch in fast allen Wäldern Deutschlands zuhause. Da jedoch immer mehr Waldgebiete abgeholzt werden, leben die letzten Tiere heute notgedrungen nur noch in sehr kleinen Waldgebieten.
Auf Dauer können sie hier aber nicht überleben. Obwohl sie normalerweise viel wandern, ist es ihnen in der heutigen Zeit nicht mehr möglich, neue Lebensräume zu besiedeln. Die Zwischenlandschaften bieten zu wenig Möglichkeiten, sich zu verstecken. Eine zusätzliche Gefahr sind unsere Straßen.
Viele Tiere werden bei dem Versuch, zu einem anderen Waldgebiet zu laufen, überfahren. Die Folge: Die europäische Wildkatze steht auf der Roten Liste der bedrohten Arten und ist in weiten Teilen Deutschlands bereits ausgestorben.
Um darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, die Wildkatze zu schützen, wurden 2012 in Hessen und Süd-Niedersachsen zwei Erlebnispfade eröffnet. Diese widmen sich allein der Wildkatze und ihrem Lebensraum. Spielerisch - durch klettern, kriechen und toben - könnt ihr euch so selbst der Lebenswelt der Raubkatze annähern und eure eigene Kreativität an verschiedenen Informations- und Mitmachstationen mit ins Spiel bringen.
Die Erlebnispfade sind Teil der BUND-Kampagne "Biotopvernetzung - Netze des Lebens". Thomas Keller, ein Vertreter des Landesvorstandes des BUND, erklärt, wie wichtig es sei, die einzelnen abgetrennten Lebensräume der Katzen wieder zu vernetzen. Nur so könnten sich die Tiere weiter fortpflanzen und vermehren.
Wenn es gelingen würde, größere Lebensräume für die bedrohten Wildkatzen zu schaffen, so Keller, dann käme das auch anderen Tierarten zugute.

Macht mit!
Entdeckt selbst das Leben der Wildkatze auf einem der Erlebnispfade und tragt dadurch mit zu ihrem Schutz bei!
Weitere Informationen zu den Projekten findet ihr unter www.bad-harzburg.de und www.bund-hessen.de.