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Dafür: Pferdefleisch ist gesund!
Ob als Wurst, Sauerbraten oder Ross-Roulade – Pferdefleisch schmeckt und ist gesund: Im Vergleich zu Rind enthält es nur halb so viel Fett. Gleichzeitig liefert es unserem Körper doppelt so viel lebensnotwendiges Eisen und fast dreimal so viel Kalzium. Vor Jahrtausenden haben die Menschen das bestimmt noch nicht gewusst, trotzdem zählt Pferdefleisch zu den ältesten Nahrungsmitteln unserer Geschichte. Höhlenmalereien weisen darauf hin, dass Pferde schon in der vergangenen Eiszeit eine beliebte Beute von Jägern waren. In der Antike ließen sich Perser Pferde schmecken. Selbst Reitervölker wie die Hunnen, die Mongolen und die Indianer schlachteten ihre Tiere.
Auch heute noch greifen Menschen zu: In Japan gilt Pferdefleisch als Delikatesse, Franzosen können es im Supermarkt kaufen, und in Italien steckt es sogar in Babybrei. Deutsche hingegen essen europaweit mit am wenigsten Pferdefleisch. Dabei kann man das guten Gewissens tun: Viele Pferde verbringen einen großen Teil ihres Lebens auf der Weide und nicht in dunklen, engen Ställen wie Millionen Rinder, Schweine oder Hühner, die nur zum Verspeisen gezüchtet werden.
Außerdem: In Deutschland darf kein Pferd ohne Equidenpass – eine Art Pferdeausweis – geschlachtet werden. Darin notieren Tierärzte, ob das Pferd schon einmal krank war oder mit Medikamenten behandelt wurde. So soll sichergestellt werden, dass das Fleisch unbedenklich für den Menschen ist.
Pferdebesitzer müssen im Pass eintragen, ob sie mit der Schlachtung einverstanden sind. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung, einer der größten deutschen Sportverbände, rät ihnen ausdrücklich dazu – schließlich kann man die Erlaubnis jederzeit zurückziehen. Und: Gerade alte und lahme Pferde finden als Fleischlieferanten ein sinnvolles Lebensende.
Dagegen: Pferde sind wie Familienmitglieder!
Kaum jemand in Deutschland isst Pferdefleisch. Allein im vergangenen Jahr wurden hierzulande 57,9 Millionen Schweine und 3,5 Millionen Rinder geschlachtet – aber nur 7000 Pferde. Gerade einmal rund 50 Metzger töten sie selbst, durchschnittlich drei pro Bundesland. Früher haben die Menschen mehr Pferdefleisch gegessen, auch in Deutschland. Doch dazu muss man wissen: Viele hatten gar keine andere Wahl.
In Not- und Krisenzeiten gab es kaum anderes Fleisch. Im Zweiten Weltkrieg litten Soldaten so großen Hunger, dass sie verendete Pferde zerlegten. Auch in den folgenden Elendsjahren gab es bei vielen Familien Pferdesuppe. Kein Wunder, dass einige alte Menschen den Geschmack heute mit schlimmen Erinnerungen verbinden und Pferdefleisch weitgehend vom Speiseplan gestrichen wurde.
Der entscheidende Grund, warum die meisten Deutschen keine Pferde essen, ist aber: Unser Verhältnis zu ihnen hat sich verändert. Sie sind längst keine reinen Arbeitstiere mehr, die Lasten tragen oder von Bauern vor den Pflug gespannt werden. Stattdessen sind sie Sportkameraden, Gefährten, oft Familienmitglieder. Wir geben ihnen Namen, streicheln, füttern, pflegen und verwöhnen sie.
Für viele Menschen ist es darum undenkbar, Pferdefleisch zu probieren. Und die Mehrheit der Pferdebesitzer weigert sich, ihre Tiere zur Schlachtung freizugeben. Übrigens: Die USA sind eines der wenigen Länder, in denen die Bewohner ähnlich denken. In manchen Bundesstaaten ist es dort sogar gesetzlich verboten, Pferdefleisch als Lebensmittel zu verkaufen.