"Das Kommando zum Zünden ist erfolgt ... Vorstufe ... Zwischenstufe ... Voller Aufschub", hört Juri Gagarin durch den Funk. "Pojechali! - auf geht’s!" - , meldet er zurück. Mit diesen Worten ist eines der aufregensten Ereignisse der Menschheit festgehalten: der erste bemannte Weltraumflug. Am 12. April 1961 um 9:08 Uhr hob der Russe mit seinem Raumschiff Wostok 1 ins Universum von Baikonur ab und betrat Raum, den vor ihm keiner betreten hat.
108 Minuten dauerte der Flug. Dann landete Gagarin unsanft auf einem Feld in der Nähe des russischen Dorfes Smelowka. Der Kosmonaut wurde bereits erwartet. Ganz Russland hatte im Radio von dem ersten bemannten Weltraumflug erfahren. Die Menschen tanzten auf den Straßen, feierten Juri Gagarin und jubelten über den geglückten Flug.

Der erste bemannte Raumflug war eine Sensation. Zum Teil auch wegen der weltpolitischen Umstände: Russland und die USA befanden sich im sogenannten Kalten Krieg – die große Auseinandersetzung um das geeignete Staatssystem. Der Westen war kapitalistisch, der Osten kommunistisch. Beide wollten den jeweils anderen übertrumpfen. Somit war der gelungene Weltraumflug für die Russen ein symbolischer Sieg über die westliche Welt und des Kommunismus. Bei den Feierlichkeiten schwang dieser Punkt mit.
Doch im Mittelpunkt stand der Weltraumflieger selbst. In Moskau wurde ein großer Empfang organisiert. Tausende Menschen wollten den Helden sehen und von ihm erfahren, wie die Erde aus dem All ausschaut, was er auf dem Flug erlebt hat. Bereits während des Fluges gab er über Funk bekannt: "Achtung, ich sehe den Horizont. Welch schöne Aureole. Zuerst der Regenbogen von der Oberfläche der Erde selbst, und dann zieht ein solcher Regenbogen unten vorbei. Er ist sehr schön und schon am rechten Bullauge vorbeigezogen. Durch das optische Visier sind die Sterne zu sehen, wie sie vorbeiziehen. Ein wunderbares Schauspiel." Es war die erste Beschreibung der Welt eines Menschens aus dem All.
Neben der fantastische Aussicht, ließ sich Juri Gagarin durch die Schwerelosigkeit beeindrucken: "Das ist ein bemerkenswertes Gefühl. Du hebst die Hände, und sie bleiben ohne jede Anstrengung in der Lage, die du ihnen gegeben hast. Und für deine Sachen ist das bequem. Man braucht weder einen Tisch noch Regale – man kann sie direkt in der Luft ablegen. Sie fallen nicht herunter, sondern schweben ganz ruhig."
Für Juri Gagarin waren die Ereignisse überwältigend. Dass es so überragend würde, habe er nicht einmal geträumt, gestand er seiner Frau: "Ich hatte gedacht, na gut, ich fliege, ich komme wieder zurück… Aber das alles … das habe ich mir nicht träumen lassen." Dabei soll das Fliegen ein Kindheitstraum des Russen gewesen sein.
Kindertraum Fliegen
1934 wurde Juri Gagarin in dem kleinen Dorf Kluschino nahe der Stadt Gshatsk in Russland, geboren. Sein Vater war Tischler, seine Mutter Bäuerin. Seine Kindheit fiel in die Zeiten des Zweiten Weltkriegs. Während der Kriegsjahre ereignete sich ein Vorfall, der ihn prägte: Gagarin beobachtete, wie ein sowjetischer Jagdflieger einen notgelandeten Pilotenkollegen aufsammelte und ihn damit vor einer deutschen Gefangenschaft rettete. Anschließend wuchs in ihm der Wunsch selbst Pilot zu werden.
Doch erst einmal wurde aus diesem Traum nichts. Nach der Schule machte Gagarin eine Facharbeiterprüfung zum Gießer, später studierte er dann Gießtechnik. Den Traum vom Fliegen gab er nicht auf. Während des Studiums legte er die erste Flugprüfung ab. 1960 wurde er zum Kosmonauten ausgewählt und mit sechs weiteren Männern für den ersten Flug ausgebildet. Dass er schließlich als erster Mensch ins All fliegen durfte, lag an seinem ruhigem Temperament, seiner Ernsthaftigkeit und seinem schnellen Reaktionsvermögen. Selbst in den kniffeligsten Situationen bewahrte er die Ruhe.
Als er 27 Jahre alt war, kam sein großer Tag. Zu diesem Zeitpunkt war Gagarin verheiratet, hatte zwei Kinder. Seine Frau hoffte an dem Tag des Abhebens ins Weltall nur eins: Dass er wohlbehalten zurückkehren möge. Am 12.4.1961 kam Juri Gagarin von seinem Flug zurück.
In der Folgezeit wollte die ganze Welt ihn sehen. Zahlreiche Reisen unternahm er, um Leuten von seinen Erlebnissen zu erzählen. Er traf die Queen ebenso wie japanische und indische Staatsoberhäupter. Doch Gagarin hatte einen anderen Wunsch: Er wollte nicht nur durch die Welt geflogen werden, sondern wieder selber fliegen - am liebsten natürlich erneut ins All.
1968 unternahm er mehrere Testflüge. Auch am Morgen des 27. März. Scherzend stieg er ins Flugzeug. Nichts deutete an diesem Tag auf eine Besonderheit hin. Doch 22 Minuten nach dem Start ereignete sich ein bis heute ungeklärter Zwischenfall: Juri Gagarins Flugzeug stürzte ab und er starb. Ganz Russland trauerte über den Tod seines Helden.
Jetzt, fünfzig Jahre nach dem ersten Weltraumflug, wird Gagarin immer noch gefeiert.
Wenn ihr mehr über ihn erfahren wollt, könnt ihr folgendes Buch lesen:
Ludmilla Pavlova-Marinsky: "Juri Gagarin – Das Leben" Neues Leben, 256 Seiten, 17.95 Euro. ab 14